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Erdfernerkundung - Numerische Physik: Modellierung

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5.1. DAS NAHE ERDUMFELD 229<br />

Abbildung 5.5: Rekonstruktion<br />

der Solarkonstante über 25<br />

Jahre, Kurve FL aus [65], Kurve<br />

WM aus [253], Abbildung<br />

aus [106]<br />

te zwischenzeitlich gewechselt werden mussten, sind diese Messreihen nicht homogen: hätte<br />

man nur zwei Messinstrumente ohne zeitlichen Überlapp (z.B. ACRIM I und Virgo oder HF<br />

und VIRGO), so könnte man zu sehr interessanten Theorien bezüglich der Veränderung der<br />

Solarkonstanten gelangen.<br />

§ 747 Die Zunahme des solaren Flusses mit der Zahl der Sonnenflecken deutet daraufhin,<br />

dass es noch eine zusätzlich Quelle solarer Emission während des solaren Maximums geben<br />

muss, die die Abnahme des Flusses durch die Sonnenflecken überkompensiert. Als Ursache<br />

werden hier helle Fackeln in den polaren Bereichen der Sonne vermutet sowie das insbesondere<br />

in der CaII-Linie deutlich sichtbare magnetische Netzwerk der Photosphäre. Aufgrund<br />

dieses noch nicht völlig verstandenen Aufhellens ist es nicht zuverlässig möglich, aus der Sonnenfleckenzahl<br />

und den beobachteten Variationen der Solarkonstanten in den vergangenen<br />

10 Jahren auf längerfristige Variationen zurückzuschließen, d.h. es gibt noch keine Umrechnungstabelle<br />

von Fleckenzahl oder Fleckenfläche auf Solarkonstante.<br />

§ 748 Die Variabilität der Sonne ist in den kurzen und langen Wellenlängenbereichen wesentlich<br />

größer als im sichtbaren Bereich (der andererseits aber aufgrund des großen Flusses<br />

die Solarkonstante bestimmt). Abbildung 5.4 zeigt dazu die spektrale Variation der solaren<br />

Strahlung während eines Solarzyklus. Während die Variabilität des Gesamtflusses bei<br />

0.1% liegt, kann die solare Emission im UV-Bereich während des Maximums um bis zu zwei<br />

Größenordnungen über der der ruhigen Sonne liegen.<br />

§ 749 Abbildung 5.5 gibt einerseits die Erweiterung von Abb. 5.3 für einen längeren Zeitraum,<br />

andererseits auch eine Warnung beim Umgang mit Satellitendaten zur Untersuchung<br />

von global change: die Rekonstruktionen 3 der Solarkonstante aus [65] und [253] ist deutlich<br />

unterschiedlich und zeitlich veränderlich. So sind die Maxima der Solarkonstante in [65] generell<br />

niedriger während das erste Minimum Mitte der 1990er in beiden eine vergleichbare<br />

Solarkonstante hat, im folgenden Solarzyklus dagegen bei [65] geringer ist. Zwei Faktoren<br />

tragen zu diesen Abweichungen bei: (a) die einzelnen Instrumente sind nicht auf einen absoluten<br />

Wert geeicht, wie bereits in Abb. 5.3 deutlich wurde und (b) über Jahre oder Jahrzehnte<br />

altern die Instrumente.<br />

§ 750 Aus letzterem Grund ist auch das Standardverfahren beim Ersetzen eines Instruments<br />

durch ein neueres Instrument problematisch: normalerweise lässt man beide Instrumente für<br />

eine Zeit gleichzeitig messen und verschiebt dann die Messdaten des neuen Instruments so,<br />

dass sie mit denen des alte Instruments übereinstimmen. Damit werden die neuen Daten<br />

aber auf durch Alterung verfälschte Daten kalibriert. Die Alterung des neuen Instruments<br />

führt dann wieder zu einer Verfälschung der Messdaten, d.h. das nächste Instrument wird<br />

auf gealterte, an einem gealterten Instrument kalibrierte Werte kalibriert. Führt die Alterung<br />

zu einem reduzierten Ansprechvermögen, so wird auf diese Weise mir jedem Instrument ein<br />

niedrigerer – und im Laufe der zeit weiter abnehmender – Wert bestimmt: in den Messdaten<br />

zeigt sich ein Trend ohne dass dieser in den realen Daten vorhanden sein muss.<br />

3 Eine Rekonstruktion in irgendeiner Form ist leider erforderlich, da eine Anpassung der Messungen der<br />

verschiedenen Instrumente erfolgen muss – mit den Rohdaten wie in Abb. 5.3 lässt sich nichts anfangen. Eine<br />

Anpassung an einen absoluten Wert hat man auch in dieser rekonstruktion nicht versucht.<br />

c○ M.-B. Kallenrode 2. Juli 2008

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