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Erdfernerkundung - Numerische Physik: Modellierung

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254 KAPITEL 5. DIE ERWEITERTE PERSPEKTIVE: CAWSES<br />

jedoch ist diese Beschleunigung nicht isotrop, sondern es werden in einigen Ereignissen die<br />

Teilchen bevorzugt in Richtung auf die Photosphäre beschleunigt und erzeugen dort Gammaemission,<br />

in anderen Ereignissen werden sie bevorzugt in die entgegengesetzte Richtung<br />

beschleunigt und können daher entweichen; (d) die wechselwirkenden und entweichenden<br />

Protonen werden in unterschiedlichen Mechanismen erzeugt, so dass überhaupt kein Zusammenhang<br />

zu erwarten ist (außer vielleicht ein schwacher Zusammenhang, der sich aus der<br />

Gesamtenergie ergibt, die im Flare freigesetzt wird).<br />

§ 832 Im rechten Teil der Abbildung ist, ähnlich wie im linken Teil, der Zusammenhang<br />

zwischen wechselwirkenden und entweichenden Teilchen aufgetragen, hier aber für Elektronen<br />

im interplanetaren Raum und Gammakontinuumsemission. Auch wenn die Korrelation<br />

zwischen den beiden Größen eher schwach ist, zeigt sich in dieser Abbildung doch ein Zusammenhang<br />

zwischen entweichenden und wechselwirkenden Teilchen. Dieses unterschiedliche<br />

Verhalten von Elektronen und Protonen stellt aber alle unsere bisher vorgeschlagenen<br />

Lösungsversuche in Frage, da diese ein gleiches Verhalten von Elektronen und Protonen<br />

vorhersagen würden. Eine alternative Interpretation besteht darin, dass ein Mechanismus,<br />

nämlich der Flare, entweichende und wechselwirkende Teilchen beschleunigt und ein zweiter<br />

Mechanismus zusätzlich Teilchen beschleunigt. Dieser zweite Mechanismus arbeitet in relativ<br />

großer Höhe (deshalb entweichen die Teilchen und wechselwirken nicht) und er beschleunigt<br />

relativ mehr Protonen als Elektronen (daher findet man bei den Elektronen weiterhin<br />

einen relativ guten Zusammenhang zwischen den wechselwirkenden und den entweichenden<br />

Teilchen).<br />

§ 833 Dieser Mechanismus ist so aber schon sehr speziell und erweckt den Eindruck, als sei<br />

er etwas weit hergeholt. Gehen wir dazu noch einmal zurück zu Abb. 5.25. Dort war als (5)<br />

eine Stoßwelle als eine mögliche Folge eines Flares eingezeichnet worden. Stoßwellen können,<br />

wie wir von der Bugstoßwelle der Erde und anderer Planeten wissen, Teilchen beschleunigen.<br />

Wenn sich im Flare erzeugte Stoßwellen in das interplanetare Medium ausbreiten, so können<br />

diese dort ebenfalls direkt nachgewiesen werden, zusammen mit den an ihnen beschleunigten<br />

Teilchen. Dabei zeigt sich auch, dass diese Stoßwellen offensichtlich bei ihrer Beschleunigung<br />

die Protonen gegenüber den Elektronen bevorzugen. Damit können wir aber die Beobachtungen<br />

erklären: die im Flare beschleunigten Teilchen können teilweise wechselwirken und<br />

teilweise entweichen. Dadurch sollte ein Zusammenhang zwischen Gammaemission und Teilchen<br />

im interplanetaren Medium bestehen. Dieser Zusammenhang wird aber dadurch gestört,<br />

dass ein zweiter Mechanismus, die Stoßwelle, zusätzliche entweichende Teilchen erzeugt. Da<br />

diese zusätzlichen Teilchen im wesentlichen Protonen sind aber kaum Elektronen, besteht<br />

zwischen Elektronen und Gammakontinuumsemission ein relativ guter Zusammenhang. Genauere<br />

Untersuchungen (e/p-Verhältnisse, statistische Studien über viele Ereignisse, Definition<br />

verschiedener Ereignistypen) haben in den letzten Jahren gezeigt, dass dieses Szenario<br />

mit den Beobachtungen von Teilchen ebenso wie elektromagnetischer Strahlung über einen<br />

weiten Frequenzbereich in Übereinstimmung ist.<br />

§ 834 Man kann einen Hinweis auf einen zweiten Beschleunigungsmechanismus auch in den<br />

Teilchendaten finden. Dazu betrachtet man die Zeiten, zu denen die Teilchen auf der Sonne<br />

injiziert wurden (diese lassen sich aus den Einsatzzeiten der im interplanetaren Raum beobachteten<br />

Teilchen bestimmen), siehe Abb. 5.28. Die elektromagnetische Strahlung (harte<br />

Röntgenstrahlung, Radioemission) dagegen zeigt an, wann Teilchen auf der Sonne wechselwirken<br />

(Röntgenstrahlung) oder entweichen (Radioemission). Die erste senkrechte gestrichelte<br />

Linie gibt den Einsatz der elektromagnetischen Strahlung und damit des Flares<br />

an. Ungefähr gleichzeitig damit erfolgt eine Injektion der Elektronen. Zu diesem Zeitpunkt<br />

werden allerdings noch keine Protonen injiziert. Mit einer Verzögerung von ungefähr<br />

10 min werden die Protonen injiziert. Diese sind von einer erneuten, aber relativ kleineren<br />

Elektroneninjektion begleitet. Zu dieser Zeit werden auch harte Röntgenstrahlung und Radio/Mikrowellenemission<br />

erzeugt. Diese zweite Injektion kann als Hinweis auf die Stoßwelle<br />

interpretiert werden. Die Eigenschaften der Teilcheninjektion sind genau in Übereinstimmung<br />

2. Juli 2008 c○ M.-B. Kallenrode

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