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Erdfernerkundung - Numerische Physik: Modellierung

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18 KAPITEL 1. EINFÜHRUNG<br />

§ 38 Die erste Frage ist die entscheidende; hier ist etwas Brainstorming hilfreich. Wenn<br />

wir Feuer nachweisen wollen, brauchen wir uns nur unsere Vorstellung von Feuer zu vergegenwärtigen:<br />

der offenbare Aspekt von Feuer sind Flammen, d.h. veränderliche, rötlich-gelbe<br />

Leuchterscheinungen und Wärme. Oder in physikalischer Terminologie: ein Feuer emittiert<br />

Licht im sichtbaren Bereich des elektromagnetischen Spektrums und Wärme, d.h. elektromagnetische<br />

Strahlung im thermischen Infrarot.<br />

§ 39 Und die zum Nachweis geeigneten Instrumente (Pkt. 2)? Zum Nachweis der Emission<br />

im sichtbaren Bereich reicht es, eine einfache Kamera zu verwenden, die im sichtbaren Bereich<br />

des Spektrums beobachtet und damit die zum Feuer gehörenden Flammen nachweist.<br />

Allerdings: Feuer ist auch mit Rauchentwicklung verbunden, d.h. unsere Kamera kann das<br />

Feuer wahrscheinlich gar nicht sehen, da es unter einer Rauchwolke den Blicken entzogen<br />

ist. Also müssten wir beim Nachweis eines Feuers im sichtbaren Bereich des Spektrums die<br />

Abbildungen auf Flammen und/oder Rauch untersuchen.<br />

§ 40 Wo wir gerade bei Rauchwolken sind: was macht ein derartiges Instrument eigentlich<br />

bei einem Wolken bedeckten Himmel? Dann sieht ein Instrument im sichtbaren Bereich des<br />

elektromagnetischen Spektrums nur die Oberkante der Wolken, alles darunter entzieht sich<br />

seinen Blicken – und der Wald könnte großflächig in Flammen stehen bevor eine Wolkenlücke<br />

einmal einen Blick auf das Feuer oder den Rauch gewährt. Und bei einem teilweise bedeckten<br />

Himmel ist unter Umständen die Unterscheidung zwischen Wolken und Rauch nicht ganz<br />

einfach.<br />

§ 41 Unser Waldbrandnachweiser muss also um etwas ergänzt (oder durch etwas ersetzt)<br />

werden, dass auch bei Wolkenbedeckung Informationen vom Erdboden aufnehmen und auswerten<br />

kann. Wolkenbedeckung kann von Mikrowellenstrahlung durchdrungen werden, auch<br />

im thermischen Infrarot kann man, zumindest teilweise, durch die Wolken sehen. Und ein Sensor<br />

im thermischen Infrarot kann auch einen Aspekt eines Waldbrandes nachweisen, nämlich<br />

die Wärmeentwicklung – auch dann, wenn das eigentliche Feuer bereits unter einer Rauchwolke<br />

verschwindet. 10<br />

§ 42 Unsere Wunschinstrumentierung könnte daher ein Sensor im thermischen Infrarot sein,<br />

eventuell ergänzt (für Schönwetter) um einen Sensor im sichtbaren Licht, da im sichtbaren<br />

die Informationen für einen menschlichen Dateninterpreter natürlich einfacher auszuwerten<br />

sind. Damit hätten wir auch den in Abb. 1.14 verwendeten Datensatz.<br />

§ 43 Bevor wir uns (gemäß Pkt. 3) an eine Spezifikation der Instrumente machen, müssen<br />

wir unser Konzept noch überprüfen: zwar würde diese Instrumentkombination die zu untersuchenden<br />

Phänomene nachweisen – aber wie oft würde sie einen Fehlalarm auslösen? Unser<br />

Infrarotsensor reagiert auf thermische Emission – das ist nicht zwingend ein Waldbrand,<br />

auch ein Hochofenabstich, eine startende Rakete, ein Nutz- oder Schadfeuer, das Abfackeln<br />

von Erdgas an einer Ölbohrstelle, ein Leck in einer Ölpipeline u.v.a.m. sind mit Wärme und<br />

damit einem Signal im thermischen Infrarot verbunden. 11 Damit der Satellit nicht immer<br />

zu Waldbrandalarm gibt, müssen wir ein Verfahren entwickeln, Waldbrand von den anderen<br />

Wärmequellen zu unterscheiden. Bei gutem Wetter kann dabei sicherlich die Kamera<br />

im sichtbaren Bereich helfen: das spricht dafür, beide Instrumente zu fliegen und nicht nur<br />

den Sensor im thermischen IR alleine. Zusätzlich können wir dem Satelliten eine Karte mit<br />

10 Die roten Punkte in Abb. 1.14 sind übrigens nicht das Feuer im optischen Bereich (letztere sind in den<br />

sichtbaren Kanälen nur recht schlecht zu identifizieren) sondern im thermischen Infrarot. Die Abbildung ist<br />

also keine direkte Aufnahme sondern eine Kombination von mehreren Aufnahmen in verschiedenen Wellenlängenbereichen.<br />

Das ist ein Standardverfahren in der <strong>Erdfernerkundung</strong>; selbst verschiedene Bereiche des<br />

sichtbaren Spektrums werden analog zu den Schichten eines Farbfilms einzeln aufgenommen und später geeignet<br />

kombiniert. Auf diese Weise werden auch die Falschfarbenaufnahmen erzeugt – auch der im sichtbaren<br />

Teil des Spektrums aufgenommene Anteil von Abb. 1.14 ist nicht in den wahren Farben wieder gegeben.<br />

11 Das Problem ist Kalten Kriegern wohl bekannt: startende Interkontinentalraketen lassen sich am einfachsten<br />

durch die thermische Emission nachweisen – mit einer riesigen Rate an Fahelalarmen durch andere<br />

Signale im IR.<br />

2. Juli 2008 c○ M.-B. Kallenrode

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