07.12.2012 Aufrufe

Erdfernerkundung - Numerische Physik: Modellierung

Erdfernerkundung - Numerische Physik: Modellierung

Erdfernerkundung - Numerische Physik: Modellierung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

4.8. MISSION TO PLANET EARTH 213<br />

im wesentlichen die Prozesse, die die Erde geformt haben bzw. externe Einflüsse, die sich auf<br />

derartig langen Zeitskalen abspielen, z.B. klimatische Veränderungen durch Schwankungen<br />

der Erdbahnparameter (Milankovich-Theorie) oder Veränderungen des solaren Energieoutputs.<br />

Die andere Zeitskala umfasst Perioden von Jahrzehnten oder Jahrhunderten. Dazu<br />

gehören auch die anthropogenen Einflüsse auf das Klima und die Biosphäre (Spurengase,<br />

CO2, Ozonloch, Abholzung des tropischen Regenwaldes, Flächenversiegelung).<br />

§ 693 Die wesentliche Zielsetzung ist also, die Erde als etwas veränderliches zu erkennen, die<br />

Zeitskalen dieser Veränderungen zu beschreiben und zu den durch den Menschen bewirkten<br />

Veränderungen in Beziehung zu setzen.<br />

§ 694 Die wesentlichen Anstöße zu den langfristigen Forschungen kommen aus der Geophysik<br />

und Geologie, als wesentliche Stichworte seien hier erwähnt Prozesse im Kern und Mantel<br />

der Erde, die ihrerseits wieder Auswirkungen auf das Erdmagnetfeld (dessen Veränderungen<br />

wir an den Ablagerungen in der Nähe der Tiefssegräben verfolgen können) und durch Ausgasungsprozesse<br />

auch auf die chemische Zusammensetzung der Atmosphäre haben. 10 Auch<br />

die Ausbildung der Topographie ist über die Kontinentaldrift und Vulkanismus mit den<br />

Vorgängen im Erdinnern verbunden. Die Bedeutung der Kontinentaldrift für das Klima auf<br />

der Erde und auch die Entwicklung von Leben ist nicht zu vernachlässigen; so können z.B.<br />

Eiszeiten nur dann entstehen, wenn mindestens eine Polregion landbedeckt ist oder, wie im<br />

Falle des Norpols, so von Land umschlossen ist, dass die warmen Meeresströmungen nicht bis<br />

in diese Bereiche gelangen können [173, 216, 227]. Veränderungen der Lage der Kontinente<br />

bewirken natürlich auch Veränderungen in den globalen Zirkulationsmustern (sowohl Meeresals<br />

auch atmosphärische Zirkulation). Zusätzlich sind auf diesen langen Zeitskalen auch<br />

Veränderungen externer Parameter wie z.B. der Einstrahlung der Sonne zu berücksichtigen<br />

§ 695 Die meisten anderen an der Mission to Planet Earth beteiligten Wissenschaftsbereiche<br />

befassen sich eher mit den kurzzeitigen Veränderungen, über die Abb. 4.6 einen Überblick<br />

gibt. Dabei sind die Grössen n(x) und φ(x) jeweils Konzentrationen bzw. Flüsse einer Größe<br />

x. Beispiele sind die Glazialogie, die das Schnee- und Eisvorkommen auf der Erde kartographiert,<br />

dazu gehören auch Veränderungen in der Eisbedeckung der Antarktis sowie<br />

Gletscherschwankungen. Diese Untersuchungen geben Aufschlüsse über lokale und globale<br />

Veränderungen von Lufttemperatur und Zirkulationssystemen. Ein weiterer Forschungspunkt<br />

ist in diesem Zusammenhang die Dynamik schneller Gletschervorstöße. Alle diese Fragen sind<br />

auch mit der Frage nach klimatischen Änderungen und den möglichen anthropogenen Einflüssen<br />

verbunden, so können Gletscher z.B. als eine Art globales Thermometer betrachtet<br />

werden, haben jedoch ihrerseits durch Veränderungen der lokalen Strahlungsbilanz auch wieder<br />

Rückwirkungen auf die Prozesse, die sie zum Wachsen oder Schrumpfen brachten (positive<br />

und negative Feedback-Mechanismen [124]).<br />

§ 696 Nicht nur mit den Gletschern sondern ebenso mit der Biosphäre verbunden ist der<br />

Wasserkreislauf als Forschungsgebiet der Hydrologie. Hierzu gehören die regionale und globale<br />

Bestimmung von Niederschlag und Verdunstung (Feuchtebilanz), insbesondere auch die<br />

Frage, welche Merkmale diese Niederschlagsmuster bestimmen. Interessant ist hier der tropische<br />

Regenwald, da er über dem Festland die größten Niederschlagsmengen erhält. Der<br />

Wasserkreislauf beeinflusst jedoch über die regionale Niederschlagsverteilung nicht nur die<br />

10 Heutige Vorstellungen über die Entwicklung des Planetensystems gehen davon aus, dass Atmosphäre<br />

und Hydrosphäre durch Vulkanismus aus der noch heißen, jungen Erdkugel entstanden sind; die sich dabei<br />

ausbildende Uratmosphäre war ursprünglich völlig lebensfeindlich – zumindest für heutiges Leben. Die<br />

Cyanobakterien als die ersten Lebensformen begannen dann jedoch, die Atmosphäre zu verändern, so dass<br />

sich in einem ca. 3.8 Milliarden Jahre dauernden Wechselspiel zwischen Leben und Atmosphäre die heutige<br />

Atmosphäre entwickelt hat. Die größte Umweltverschmutzung war demnach der Übergang des Lebens vom<br />

Meer auf das Land: die Uratmosphäre enthielt keinen Sauerstoff und damit auch kein Ozon, so dass biologische<br />

Materie an Land sofort durch die solare UV-Strahlung zerstört wurde. Erst als die Pflanzen im Wasser<br />

soviel Sauerstoff ausgeatmet hatten, dass sich eine dünne Ozonschicht bilden konnte, konnten sie auch die<br />

Landflächen besiedeln und durch erhöhte Bioproduktivität den Sauerstoff in die Atmosphäre eintragen und<br />

damit die Ozonschicht ermöglichen, die zur Entwicklung höherer Lebewesen erforderlich war.<br />

c○ M.-B. Kallenrode 2. Juli 2008

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!