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Erdfernerkundung - Numerische Physik: Modellierung

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3.1. GRUNDLAGEN 91<br />

mit weitem Energiebereich auf einer interplanetaren Raumsonde dagegen muss mit einer<br />

Masse von ca. 1 kg auskommen. Die Massen typischer Imaging Instrumente verschiedener<br />

Generationen sind zusammen mit deren Leistungsaufnahme in Tabelle 3.1 gegeben.<br />

§ 285 Elektrische Versorgung: Satelliteninstrumente müssen einen geringen Stromverbrauch<br />

haben. Selbst bei einer Solarzellenfläche von 70 m 2 erzeugt EnviSat nur eine Leistung von<br />

maximal 6.5 kW mit einer mittleren Leistung von 1.9 kW.<br />

§ 286 Stabilität: Satelliteninstrumente müssen mechanisch und thermisch sehr stabil sein.<br />

Beim Start mit einer Rakete oder einem Shuttle wirkt das Mehrfache der Erdbeschleunigung<br />

als systematische Kraft. Zusätzlich treten starke stochastische Kräfte durch Vibrationen<br />

und Rütteln auf. Die thermische Belastung ist beim Start gering (der Satellit befindet<br />

sich zu der Zeit noch in einer schützenden Umhüllung), erweist sich dagegen im Orbit als<br />

zu berücksichtigendes Problem: auf Grund der Ausrichtung der Instrumente auf die Erde<br />

befindet sich für längere Zeiträume eine Seite des Satelliten im Schatten während die andere<br />

der solaren Einstrahlung ausgesetzt ist. Entsprechend groß werden die Temperaturgradienten<br />

und damit auch mechanische Spannungen.<br />

§ 287 Strahlenbelastung: Satelliteninstrumente (und insbesondere ihre Elektronik) müssen<br />

unempfindlich gegen Strahlenschäden sein. Diese entstehen durch die Ionisation durch energiereiche<br />

geladene Teilchen der kosmischen Strahlung, aus solaren Ereignissen oder aus den<br />

Strahlungsgürteln der Magnetosphäre. Am stärksten gefährdet sind Satelliten, die die Strahlunsgürtel<br />

der Erde durchfliegen – letztere geben damit gleichsam eine Obergrenze für den<br />

Orbit vor. Den Eintritt in die Südatlantische Anomalie SAA kann man jedoch zumindest für<br />

Satelliten mit sinnvoller Lebensdauer nicht vermeiden.<br />

§ 288 Daten: Die Datenübertragung von Satelliteninstrumenten zu Bodenstationen ist eingeschränkt.<br />

So verfügt EnviSat über eine Übertragungsrate von 2 kbit/s für den Uplink, d.h. von<br />

der Bodenstation an den Satelliten für Aufforderungen wie z.B. ‘schalt mal das Instrument in<br />

den Ruhezustand’, und 4096 kbit/s für den Downlink, d.h. die eigentliche Datenübertragung.<br />

Das sind sehr große Raten im Vergleich zu den wenigen bit/s aus der Frühzeit der Raumfahrt<br />

oder bei den Voyager Missionen - im Vergleich zu den anfallenden Daten alleine im<br />

optischen Bereich sind es jedoch immer noch kleine Raten. 8 Die Datenrate einiger Imager ist<br />

in Tab. 3.3 gegeben – hier geht es leicht in den Bereich von einigen 100 Mbit/s. Der deutsche<br />

Radarspäher TerraSAR dürfte mit 820 Mbit/s momentan der Spitzenreiter sein.<br />

3.1.4 Grobklassifizierung und Kenngrößen<br />

§ 289 Die Grobklassifikation von Instrumenten zur <strong>Erdfernerkundung</strong> erfolgt nach den Kriterien<br />

aktives oder passives Instrument und bildgebendes oder nicht-bildgebendes Verfahren.<br />

§ 290 Da <strong>Erdfernerkundung</strong>, wie der Name besagt, romote sensing ist und nicht in-situ<br />

Messung, werden alle relevanten Größen indirekt, nämlich über die ausgesandte, reflektierte<br />

oder absorbierte elektromagnetische Strahlung untersucht.<br />

§ 291 Passive Instrumente erzeugen kein Signal sondern nehmen die vom Untersuchungsgegenstand<br />

emittierte (z.B. thermisches Infrarot), partiell absorbierte (UV und Ozon, Sounding-<br />

Verfahren) oder reflektierte Strahlung (sichtbares Licht, nahes Infrarot) auf. Passive Instrumente<br />

bestehen daher aus einem Sensor und der anschließenden Auswerte-Elektronik.<br />

§ 292 Aktive Instrumente dagegen erzeugen ein Signal (z.B. Radiowellen beim Radar) und<br />

untersuchen das reflektierte Signal bezüglich Intensität, Laufzeit, Polarisation usw. Aktive<br />

8 Eine simple 5 MPixel Digitalkamera erzeugt ein Bild von 2560 mal 1920 Pixel mit einer Farbtiefe von<br />

24 Bit bzw. 8 Bit je RGB-Kanal. Als Bitmap abgespeichert hat dieses Bild eine Größe von 117 Mbit oder<br />

knapp 15 MB. Selbst bei einem Downlink von 4096 kbit/s würde die Übertragung des Bildes noch fast<br />

29 Sekunden dauern – eine Zeit, in der sich ein typischer <strong>Erdfernerkundung</strong>ssatellit um 1800 km entlang<br />

seiner Bodenspur bewegt hat.<br />

c○ M.-B. Kallenrode 2. Juli 2008

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