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Erdfernerkundung - Numerische Physik: Modellierung

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182 KAPITEL 3. SATELLITENINSTRUMENTE<br />

Abbildung 3.94: Spektrales Reflektionsvermögen<br />

von Seewasser<br />

und einer dünnen Ölschicht [209]<br />

erkennen. Im Falle eines Ölunfalls, d.h. des Austritts größerer Mengen Öls, kommt es nicht<br />

zur Bildung dünner Filme, vielmehr ist der der größte Teil der betroffenen Fläche von einer<br />

dicken, breiigen Ölschicht bedeckt, die bräunlich bis schwarz aussieht. In diesem Bereich<br />

ist die größte Menge des Öls konzentriert. Insbesondere diese dicken Schichten gilt es zu<br />

entdecken.<br />

§ 605 Relativ dünne Schichten lassen sich im UV-Licht als helle Bereiche erkennen, da das<br />

Reflektionsvermögen einer dünnen Ölschicht für UV-Strahlung wesentlich höher ist als für<br />

Wasser (siehe Abb. 3.94). In diesem Bereich ist der Unterschied des spektralen Reflektionsvermögens<br />

von Öl und Wasser am größten, d.h. im UV-Bereich sollten die Instrumente am<br />

leichtetsten in der Lage sein, einen Ölfilm nachzuweisen. Allerdings wird die UV-Strahlung<br />

in der Atmosphäre stark gestreut und absorbiert, so dass eine Einsatz derartiger Instrumente<br />

auf Satelliten nicht sinnvoll ist. Mit einem in einer Höhe unterhalb 1 000 m fliegenden Flugzeug<br />

dagegen lassen sich im UV-Licht noch Ölfilme von einer Dicke von 0.15 mm erkennen.<br />

Allerdings haben auch Gischt und einige Algen sehr helle Signaturen im UV-Bereich, so dass<br />

hier andere Spektralbereiche ebenfalls überprüft werden sollten, um eine Verwechslungsgefahr<br />

zu vermeiden.<br />

§ 606 Im sichtbaren Bereich lassen sich zwei Effekte zur Entdeckung eines Ölfilms verwenden,<br />

zum einen das spektrale Reflektionsvermögen wie in Abb. 3.94 dargestellt, zum anderen<br />

die Eigenschaft des Ölfilmes, kleine Wellen zu dämpfen, wodurch die Wasseroberfläche ruhiger<br />

wird. Diese ruhigen Wasserflächen reflektieren jedoch weniger Licht, so dass sie sich<br />

gegenüber dem sauberen umgebenden Wasser dunkel abzeichnen. Auf diese Weise lässt sich<br />

der Ölfilm vom Satelliten aus dann weniger direkt (d.h. über das veränderte spektrale Reflektionsvermögen)<br />

als vielmehr indirekt, nämlich über seine Auswirkungen auf die Feinstruktur<br />

der Wasseroberfläche, beschreiben. Mit Radar lassen sich derartige Bereiche ruhigeren Wassers<br />

natürlich auch nachweisen. Dieser indirekte Nachweis hat den Vorteil, dass er selbst bei<br />

dicken Ölschichten noch funktioniert.<br />

§ 607 Auch im thermischen Infrarot lassen sich Ölfilme erkennen. Das erscheint auf den<br />

ersten Blick eher überraschend, da ja das Öl die gleiche Temperatur haben sollte wie das<br />

Wasser, auf dem es schwimmt. Diese Betrachtung ist auch korrekt, zumindest dann, wenn<br />

man den Ölfilm durch Temperaturmessung mit einem Thermometer nachweisen wollte. Allerdings<br />

hängt die abgegebene Strahlung nicht nur von der Temperatur des Körpers ab, sondern<br />

auch von seinem Emissionsvermögen, siehe (3.6). Das Emissionsvermögen von reinem Wasser<br />

beträgt 0.993. Befindet sich ein dünner Ölfilm auf dem Wasser, so beträgt das Emissionsvermögen<br />

nur noch 0.972, d.h. es wird insgesamt weniger Strahlung emittiert. Bestimmt man<br />

die Strahlungs- oder Effektivtemperatur gemäß (3.7), so erhält man für das reine Wasser<br />

eine höhere Strahlungstemperatur als für den Ölfilm. Betrachten wir ein Beispiel: bei einer<br />

2. Juli 2008 c○ M.-B. Kallenrode

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