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Erdfernerkundung - Numerische Physik: Modellierung

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7.3. AUTOMATISCHE KLASSIFIKATION 345<br />

Abbildung 7.17: Unitemporale<br />

(links) und multitemporale<br />

(rechts) 2D-Klassifikation [154]<br />

• das Quader-Verfahren (Teilbild b) ist rechentechnisch ebenfalls einfach: hier wird jeder<br />

klassifizierte Bereich der Datenmatrix mit einem Rechteck umschrieben. Zu klassifizierende<br />

Pixel, die in ein derartiges Rechteck fallen, werden dieser Objektklasse zugeordnet;<br />

Bildpunkte, die in keines der Rechtecke fallen, werden nicht klassifiziert. Das Verfahren<br />

hat den Nachteil, dass Merkmalsgruppen sich nicht zwingend geschickt in ein Rechteck<br />

einordnen lassen (z.B. die Wiesen (H)) und sich Rechtecke überlappen können obwohl sich<br />

die Merkmalsklassen nicht überlappen (Wiese H und Getreidefeld C).<br />

• das detaillierte Quaderverfahren (Teilbild c) ist eine Verfeinerung des Quaderverfahres<br />

bei dem die Merkmalsklasse nicht in ein Rechteck sondern in eine aus mehreren kleinen<br />

Rechtecken gebildete Fläche eingeschlossen wird.<br />

• das Verfahren der größten Wahrscheinlichkeit (Maximum Likelihood Method) unterscheidet<br />

sich von den Quaderverfahren dadurch, dass die Punkte einer Merkmalsklasse nicht<br />

gleichberechtigt behandelt werden sondern gewichtet werden. Dies basiert auf der Annahme,<br />

dass es einen Mittelwert für die Merkmalsklasse gibt, um den die Punkte in Form einer<br />

Normalverteilung schwanken. Dann lassen sich neben dem Mittelwert Linien gleicher Wahrscheinlichkeit<br />

festlegen. Dies ermöglicht nicht nur eine Klassifikation wie bei der Methode<br />

der geringsten Distanz sondern insbesondere bei überlappenden Merkmalsbereichen auch<br />

eine Aussage über die Wahrscheinlichkeit, mit der ein zu klassifizierender Bildpunkt einer<br />

oder mehreren Merkmalsklassen angehört. Das Verfahren der größten Wahrscheinlichkeit<br />

wird daher, obwohl rechentechnisch aufwendiger, häufig angewendet.<br />

§ 1148 Insbesondere bei Untersuchungen der Vegetation kann eine multitemporale Klassifikation<br />

bessere Ergebnisse liefern: eine Birke im Frühjahr mit frischen Blättern erzeugt ein<br />

anderes Signal als die gleiche Birke im Sommer mit ausgewachsene Blättern oder gar später<br />

im Jahr in Herbstfärbung. Eine Verbesseung der automatischen Klassifikation ergibt sich,<br />

wenn die Trainingsmatrix nicht für einen festen Zeitpunkt aufgenommen wird sondern zu<br />

verschiedenen Zeiten über die Vegetationsperiode verteilt. Als Beipsiel zeigt Abb. 7.17 die<br />

Streuellipsen (Kurven fester Wahrscheinlichkeit beim Verfahren größter Wahrscheinlichkeit)<br />

im Merkmalsraum für verschiedene Landnutzungsklassen in unitemporaler (links) und multitemporaler<br />

(rechts) Auswertung. Generell ist bei der multitemporalen Auswertung eine bessere<br />

Trennung der verschiedenen Nutzungsklassen möglich – offensichtlich in der geringeren<br />

Überlappung der Streuellipsen.<br />

Beispiel: Klassifikation von Schnee<br />

§ 1149 Auf den ersten Blick sollte die Identifikation der Schneebedeckung in Satellitenbildern<br />

ein triviales Problem sein: Schnee ist weiß und reflektiert den größten Teil der auf ihn<br />

auftreffenden solaren Strahlung (Albedo zwischen 75% und 90%). Damit sollte er sich im<br />

sichtbaren Spektrum hell abzeichnen, d.h. durch einfache Betrachtung einer Schwarzweißoder<br />

Farbaufnahme erkennbar sein. Das ist korrekt, solange man nur die Bodenbedeckung<br />

betrachtet. Dass die Identifikation von Schneeflächen in der Realität jedoch schwieriger ist,<br />

kann man bei einem Blick auf eine normale MeteoSat-Aufnahme sofort nachvollziehen: außer<br />

Schnee haben auch Wolken ein sehr hohes Reflektionsvermögen, d.h. auch diese zeichnen<br />

c○ M.-B. Kallenrode 2. Juli 2008

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