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Erdfernerkundung - Numerische Physik: Modellierung

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1.3. EIN BEISPIEL – DEFINITION DER ANFORDERUNGEN 19<br />

geben, auf der Hochöfen und andere stationäre Wärmeproduzenten eingetragen sind, so dass<br />

zumindest an diesen Stellen ein Infrarotsignal nicht als Waldbrand identifiziert wird.<br />

§ 44 Bei der Instrumentspezifikation (Pkt. 3) sind wichtige Gesichtspunkte das räumliche<br />

und das spektrale/thermische Auflösungsvermögen. Auf Grund der verwendeten großen Wellenlängen<br />

haben Sensoren im thermischen Infrarot ein schlechteres Auflösungsvermögen als<br />

solche im sichtbaren: größenordnungsmäßig 100 m im thermischen IR vergleichen mit größenordnungsmäßig<br />

10 m im sichtbaren Bereich des Spektrums für die Instrumente der 1980er.<br />

Heute sind die absoluten Werte in beiden Spektralbereichen deutlich geringer, aber immer<br />

noch gilt: eine Kamera im sichtbaren Bereich des Spektrums erkennt den Ort in unserem<br />

Beispiel genauer als ein IR-Sensor. 12 Sie muss ihn auch genauer erkennen, da die Flammen<br />

im sichtbaren Bereich (insbesondere wenn unter der Rauchwolke verborgen) einen geringeren<br />

Kontrast mit der Umgebung bilden als es die Wärmequelle im IR tut. Daher können Flammen<br />

im sichtbaren erst entdeckt werden, wenn sie einen großen Teil des durch die Bodenauflösung<br />

gegebenen Bildpunktes (Pixels) ausfüllen, im thermischen IR dagegen muss nur ein kleiner<br />

Teil des Pixels in Flammen stehen um dessen Helligkeitswert so weit anzuheben, dass er sich<br />

gegen die Umgebung deutlich abhebt.<br />

§ 45 Auf dieser Basis können wir uns jetzt mit einigen ESA oder NASA-Technikern zusammen<br />

setzen und die Detailspezifikationen der Instrumente erarbeiten – oder Sie arbeiten das<br />

Skript durch und kehren dann zu diesem Beispiel zurück, um die Spezifikationen selbst zu<br />

geben.<br />

§ 46 Die Punkte 4 und 5 unserer Liste betrafen nicht mehr die Instrumentierung sondern<br />

den Satelliten bzw. genauer dessen Bahn. Selbst wenn die Forstbehörden des Bundesstaats<br />

Washington die Auftraggeber für den Satelliten und die Hauptabnehmer der Daten sind,<br />

wird es uns nicht gelingen, den Satelliten so zu positionieren, dass er immer über Seattle<br />

steht, da sich die Erde unter der Satellitenbahn weg dreht. Daher ist es am ökonomischsten,<br />

eine globale Waldbrandüberwachung anzubieten und die Daten an andere Interessenten zu<br />

verkaufen. Allerdings brauchen wir keine vollständige globale Überwachung: in der Arktis<br />

und Antarktis fehlen die für einen Waldbrand erforderlichen Wälder. Der Satellit kann also<br />

auf den Überflug über hohe Breiten verzichten. Dies lässt sich durch die Wahl der Inklination<br />

seiner Bahn erreichen. Gleichzeitig ergeben sich bei der geringere Inklination auch längere<br />

Verweildauern des Satelliten in den eigentlich interessierenden mittleren Breiten.<br />

§ 47 Die Flughöhe des Satelliten in seiner Bahn hat Konsequenzen für das Bodenauflösungsvermögen<br />

und den vom Satelliten während eines Überfluges beobachteten Bereich (Swath<br />

Width, Breite des Bildausschnitts rechtwinklig zur Bodenspur). Und damit auch für die<br />

Wiederholfrequenz, d.h. die Frequenz, mit der ein bestimmter Punkt auf der Erde von dem<br />

Satelliten eingesehen werden kann – für Waldbrandüberwachung ist es nicht ganz optimal,<br />

wenn der Satellit nur alle 2 Wochen vorbeischaut. Beide Größen lassen sich durch geschickte<br />

Kombination von Flughöhe und Spezifikation des Instruments (insbesondere Blickwinkel;<br />

eventuell Möglichkeit des Schwenkens) über einen relativ weiten Bereich einstellen.<br />

§ 48 Bleiben noch die beiden letzten Punkte unserer Liste. Diese betreffen die Behandlung<br />

der von den Instrumenten gewonnenen Daten. Für die Waldbrandentdeckung ist es sicherlich<br />

nicht sinnvoll, wenn die Daten stets erst an Bord gespeichert werden und dann einmal im Monat<br />

an eine Bodenstation gegeben werden. Andererseits ist es bei direkter Datenübertragung<br />

für einen Überwacher am Boden vielleicht nicht zwingend notwendig, mehrmals am Tag ein<br />

neues Bild von den Wäldern um Seattle zu erhalten und zu interpretieren.<br />

§ 49 Daher könnte man für einen Waldbrandsatelliten ein anderes Verfahren der Datenverarbeitung<br />

vorsehen: die Datenverarbeitung an Bord des Satelliten soll ein Feuer automatisch<br />

erkennen, z.B. durch Vergleich der Aufnahmen mit einer gespeicherten Karte und/oder<br />

12 Bei ausgedehnten Wäldern in unbewohnten Gebieten reden wir allerdings nicht über 1 km mal 1 km große<br />

Parzellen sondern eher über Gebiete mit Kantenlängen von einigen 10 km, d.h. selbst ein Auflösungsvermögen<br />

von 1 km wäre noch hilfreich.<br />

c○ M.-B. Kallenrode 2. Juli 2008

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