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Erdfernerkundung - Numerische Physik: Modellierung

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2.2. PHYSIKALISCHE GRUNDLAGEN 31<br />

§ 95 Tabelle 2.3 gibt die Bahnparameter als Funktion der großen Halbachse. Die unteren beiden<br />

Bahnen entsprechen der geostationären Bahn und der Mondbahn, die Bahnen zwischen<br />

den beiden horizontalen Linien sind typisch für <strong>Erdfernerkundung</strong>ssatelliten. Angegeben sind<br />

neben der großen Halbachse a die große Halbachse in Einheiten des Erdradius, a/R, die mittlere<br />

Flughöhe H über dem Erdboden, die Umlaufzeit T , die mittlere Winkelgeschwindigkeit<br />

sowie die Kreisbahngeschwindigkeit. Auf diese Tabelle werden wir im Laufe der weiteren<br />

Diskussion noch häufiger zurück greifen.<br />

Lage der Bahn im Raum<br />

§ 96 Bisher haben wir die Ellipsenbahn mit ihren Parametern große und kleine Halbachse, a<br />

und b, Exzentrizität ε und Bahnparameter p zur Beschreibung der Bahn eingeführt. Um die<br />

Bewegung eines Satelliten zu beschreiben, benötigen wir zusätzliche Parameter, insbesondere<br />

die Lage der Bahn im Raum.<br />

§ 97 Der wichtigste Bahnparameter ist die Inklination i, d.h. die Neigung der Bahnebene<br />

gegenüber der Äquatorebene. Damit können z.B. wir zwischen äquatorialen Bahnen (i = 0)<br />

und polaren Bahnen (i = 90 ◦ ) unterscheiden – während erstere für Wettersatelliten oder<br />

zum Studium der tropischen Ozeane sicherlich gut geeignet sind, eignen sich letztere eher<br />

zum Studium des (ant)arktischen Ozonlochs. Nicht-geostationäre Fernerkundungssatelliten<br />

wie LandSat, SPOT oder POES haben eine nahezu polare Bahn: dadurch kann (nahezu)<br />

die gesamte Erdoberfläche abgescannt werden. Ganz polar, d.h. i = 90 ◦ , ist die Bahn jedoch<br />

nicht, da die Vorteile einer sonnensynchronen Bahn die Nachteile des nicht direkt erfolgenden<br />

Polüberfluges ausgleicht.<br />

§ 98 Die Untergrenze des Werts der Inklination ist, falls der Satellit nicht nach Einbringen<br />

in seine Bahn manöveriert wird, durch die geographische Breite seines Startorts bestimmt:<br />

von Kiruna lässt sich kein Satellit in eine Bahn mit einer Inklination von weniger als 68 ◦<br />

einschiesen, der Einschuss in eine polare Bahn dagegen ist möglich. Daher versucht man,<br />

Raketenstartplätze in möglichst niedriger geographischer Breite zu betreiben: Kourou, der<br />

Startplatz der ESA, liegt bei N5 W52. Fehlt einem eine geeigneter Startplatz, so sind entweder<br />

aufwändige Mannöver oder spezielle Tricks erforderlich, z.B. das hochgradig elliptische Orbit<br />

der Molniya Satelliten.<br />

§ 99 Der zweite Parameter zur Beschreibung der Lage der Bahnebene ist die Rektaszension<br />

Ω. Sie gibt die Lage der Knotenlinie der beiden Ebene im Bezug auf die Richtung des<br />

Frühjahrspunkts an, wobei der aufsteigende Punkt dieser Linie in der Richtung zeigt, in der<br />

der Satellit den Äquator von Nord nach Süd überquert. Oder pragmatischer: die Rektaszension<br />

legt fest, zu welcher Tageszeit ein Satellit den Äquator bei einer bestimmten geographischen<br />

Länge südwärts fliegend überquert. Bei eine sonnensynchronen Bahn ist dieser Wert<br />

konstant, d.h. der Äquator wird stets zur gleichen Tageszeit überflogen.<br />

§ 100 Jetzt sind die Bahn und die Lage der Bahnebene festgelegt, zusätzlich muss noch die<br />

Lage der Bahn in der Bahnebene bestimmt werden durch den Winkel ω zwischen der Knotenlinie<br />

und der Apsidenlinie. Zur Festlegung der genauen Bewegung benötigen wir einen<br />

sechsten Parameter, der angibt, wo auf der Bahn sich der Satellit zu einem bestimmten<br />

Zeitpunkt (Epoche) befunden hat. Dafür eignen sich die Zeiten von Perigäums- oder Knotendurchgängen.<br />

Die Parameter sind in Abb. 2.4 zusammen gefasst.<br />

§ 101 Dass diese große Zahl von Parametern zur Beschreibung der Bahn nicht nur von<br />

akademischem Interesse ist, wird in Abb. 2.17 deutlich: die Bahn eines typischen POES<br />

Satelliten ist einfach. Es handelt sich um eine nahezu polare sonnensynchrone Kreisbahn in<br />

einer Höhe von ca. 850 km. Mehrere POES Satelliten fliegen jeweils gleichzeitig in zu einander<br />

versetzten Orbits. Für die Interpretation der Daten ist jedoch eine zusätzliche Information<br />

unerlässlich: die Lokalzeit, zu der die Satelliten den Äquator auf- oder absteigend kreuzen.<br />

§ 102 Einige Spezialfälle für Bahnen sind:<br />

c○ M.-B. Kallenrode 2. Juli 2008

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