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Erdfernerkundung - Numerische Physik: Modellierung

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5.2. DIE SONNE 251<br />

• der Schwerpunkt der SOHO Mission lag daher auf der Beobachtung koronaler Massenausstöße<br />

und Beobachtungen der unteren Sonnenatmosphäre im UV und EUV. Um die Beobachtungszeit<br />

zu verlängern, wurde SOHO nicht als Satellit sondern als im Lagrange Punkt<br />

verankerte Sonde konzipiert (vgl. Abschn. 2.7.1). Der sehr empfindliche Koronograph hat<br />

u.a. gezeigt, dass CMEs ein sehr häufiges Phänomen sind und das die in Richtung Erde<br />

startenden CMEs ein wichtiger Bestandteile Solar–Terrestrischer Beziehungen sind.<br />

• Gerade letztere CMEs sind jedoch aus dem Erdorbit oder vom Lagrangepunkt aus schlecht<br />

zu untersuchen, da ein Koronograph am meisten Information über die CMEs liefern, die<br />

zum Rand der Sonne weglaufen: ein Koronograph sieht immer nur die Projektion der<br />

CME auf eine Ebene senkrecht zur Achse Koronograph–Sonne. Die Stereo-Mission liefert<br />

hier Abhilfe: durch Beobachtung von zwei nicht in Erdnähe befindlichen Sonden lassen<br />

sich nicht nur in Richtung Erde laufende CMEs beobachten sondern es lässt sich auch aus<br />

den beiden Projektionen auf unterschiedliche Ebenen eine bessere Annäherung an die 3D<br />

Struktur der CME machen. Mit einer SOHO-ähnlichen Instrumentierung sollten die beiden<br />

Sonden ursprünglich in den den Schäfermonden entsprechenden Lagrange Punkten L4 und<br />

L5 platziert werden. Auf die aufwendigen Bahnmanöver hat man verzichtet und lässt die<br />

Sonden stattdessen auf ihren Orbits mit etwas Abständen etwas kleiner bzw. etwas größer<br />

als der Erdbahnradius langsam von der Erde weg driften.<br />

Solar Maximum Mission SMM<br />

§ 824 Als ein etwas ausführlicheres Beispiel für die Ergebnisse derartiger Missionen sei hier<br />

die Bedeutung der Röntgen- und Gammastrahlung im Flare, wie sie sich aus den SMM<br />

Untersuchungen ergibt, vorgestellt.<br />

§ 825 Solare Gamma- und Röntgenstrahlung kann zur Untersuchung der Teilchenbeschleunigung<br />

auf der Sonne verwendet werden. Gammaemission wird durch die Wechselwirkung<br />

energiereicher geladener Teilchen mit den unteren Schichten der solaren Atmosphäre erzeugt.<br />

Bei den Teilchen handelt es sich im wesentlichen um Elektronen und Protonen, energiereich<br />

bedeutet dabei, dass die Elektronen Energien von mindestens 0.5 MeV haben, die Protonen<br />

Energien von einigen 10 MeV/nucl. Dabei ist 1 eV (Elektronenvolt), die kinetische Energie,<br />

die ein Elektron beim Durchlaufen einer Potentialdifferenz von 1 V gewinnt.<br />

§ 826 Abbildung 5.25 gibt einen Überblick über einen Teil der Phänomene, die mit einer<br />

solaren Eruption (Flare) verbunden sind. Die einzelnen Phänomene sind in der Bildunterschrift<br />

kurz erwähnt, für unsere Betrachtung wichtig ist (1) die Energiefreisetzung im Flare.<br />

Die im Flare beschleunigten geladenen Teilchen können sich entlang der Magnetfeldlinien<br />

abwärts bewegen und erzeugen dort Gamma- und Röntgenemission (2). Oder sie können sich<br />

aufwärts bewegen (3,4) und in das interplanetare Medium entweichen.<br />

§ 827 Solare Gammaemission 9 setzt sich aus folgenden Komponenten zusammen: (a) Kontinuumsemission<br />

durch Bremsstrahlung relativistischer Elektronen sowie oberhalb von ∼1 MeV<br />

aus durch Doppler- und instrumentell bedingter Verbreiterung nicht mehr zu trennenden nuklearen<br />

Linien, (b) nukleare Strahlung angeregter CNO-Kerne führt zu einem Linienspektrum<br />

zwischen 4 und 7 MeV, (c) oberhalb 10 MeV Bremsstrahlung relativistischer Elektronen und<br />

(d) oberhalb 25 MeV Kontinuumsemission durch den Zerfall von Pionen.<br />

9 Diese einfache Formulierung erzeugt leicht ein klassisches Missverständnis. <strong>Physik</strong>alisch unterscheiden<br />

sich Gamma- und harte Röntgenstrahlung durch ihre Erzeugung: während letztere durch die Ablenkung<br />

eines Elektrons erzeugt wird, entsteht erstere im Kern eines Atoms. Die Energie eines γs kann dabei deutlich<br />

geringer sein als die Energie eines Röntgenquants – vorausgesetzt, dass die Röntgenstrahlung erzeugende<br />

Elektron konnte eine hinreichende Energie abgeben. Da dies bei der Vergabe der Bezeichnungen fast immer<br />

der Fall war, hat sich teilweise das Missverständnis eingeschlichen, dass die Energie eines Röntgenquants<br />

immer kleiner ist als die eines Gammaquants. In einem gewissen Sinn lebt dieses Missverständnis in den<br />

Namen der Instrumente fort: die Röntgeninstrumente messen in einem niedrigeren, die Gammainstrumente<br />

in einem höheren Energiebereich. Da aber dem Photon nicht anzusehen ist, auf welche Weise es erzeugt wurde,<br />

messen beide Instrumenttypen sowohl Gamma- als auch Röntgenphotonen. Unterschieden lassen sich beide<br />

nur, wie im Text dargestellt, durch das Spektrum: Kontinuum (Röntgen) vs. Linie (Gamma).<br />

c○ M.-B. Kallenrode 2. Juli 2008

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