07.12.2012 Aufrufe

Erdfernerkundung - Numerische Physik: Modellierung

Erdfernerkundung - Numerische Physik: Modellierung

Erdfernerkundung - Numerische Physik: Modellierung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

52 KAPITEL 2. SATELLITENBAHNEN<br />

Praktisch wird das GPS-System durch 21 NavStar Satelliten auf sechs nahezu kreisförmigen<br />

Orbits mit einer Umlaufhöhe von ca. 20 000 km und einer Periode von 12 Stunden realisiert,<br />

vgl. Abb. 2.22. Die Idee des Systems basiert darauf, dass von jedem Punkt der Erde mindestens<br />

vier dieser Satelliten angepeilt werden können. 19 Der vierte Satellit ist deshalb wichtig,<br />

weil das System im Gegensatz zu bodengebundenen Peilstationen einen zeitliche Komponente<br />

hat: die Satelliten sind nicht ortsfest sondern bewegen sich relativ zum Erdboden. Vereinfacht<br />

gesagt soll der vierte Satellit eine zeitliche Synchronisation ermöglichen: aus seinem Signal<br />

wird die genaue Zeit und damit der genaue Ort der drei für die Ortsbestimmung verwendeten<br />

Satelliten ermittelt. 20 Eine ausführliche Darstellung des GPS gibt z.B. [98].<br />

2.4.6 Forschungssatelliten<br />

§ 162 Forschungssatelliten bilden eine inhomogene Gruppe mit ihrer wissenschaftlichen Fragestellung<br />

angepassten Bahnen. Einige Beispiele für erdgebundene Forschungssatelliten sindim<br />

Folgenden aufgelistst.<br />

• für die Erforschung des interplanetaren Raums von erdgebundenen Satelliten aus werden<br />

stark exzentrische Orbits verwendet, z.B. IMP (Interplanetary Monitoring Platform [529])<br />

und WIND [434]. Dadurch befindet sich der Satellit lange Zeit außerhalb der Erdmagnetosphäre;<br />

das Bahnkonzept ist ähnlich dem der Molniya-Satelliten, jedoch mit deutlich<br />

größerer Flughöhe. Eine Alternative ist eine Raumsonde im Lagrange Punkt. Letzteres<br />

ist der Punkt auf der Achse Sonne–Erde, in dem sich die Gravitationskräfte der beiden<br />

genau aufheben. Beispiele sind ISEE-3 (International Sun Earth Explorer [440]), SOHO<br />

(Solar and Heliospheric Observatory [613]) und ACE [272]. Letzteres sind allerdings keine<br />

Satelliten mehr (sie umkreisen keinen Zentralkörper), sondern Raumsonden bzw. Raumflugkörper.<br />

• Satelliten zur Erforschung der Erdmagnetosphäre befinden sich ebenfalls auf stark exzentrischen<br />

Orbits, allerdings mit geringerer Flughöhe. Die starke Exzentrizität erlaubt es, die<br />

radiale Variation der Magnetosphäre zu untersuchen; Beispiele sind ISEE-1,2 [530, 531]<br />

und Cluster-II [355]. Da die Magnetosphäre zeitlich und räumlich sehr variabel ist, sind<br />

in-situ Messungen mit einem einzelnen Satelliten nicht aussagekräftig. daher wurde ISEE<br />

im Doppelpack (mit ISEE 3 als zusätzlicher Warnboje im interplanetaren Raum) gestartet,<br />

Cluster-II fliegt sogar als Quartett (Salsa, Samba, Rumba, Tango).<br />

• Für astrophysikalische Fragestellungen und solare Beobachtungen werden meist nahezu<br />

kreisförmige Bahnen in Höhen von einigen hundert Kilometern verwendet. Dies ergibt sich<br />

vielfach aus der Größe der Satelliten, ein VW-Bully ist klein und leicht gegen einige von<br />

ihnen. Diese Satelliten wurden vom Space Shuttle ausgesetzt, führen aber auf Grund ihrer<br />

Größe und Masse kaum Treibstoff für Bahnmanöver mit sich, müssen also im wesentlichen<br />

dem Shuttle-Orbit folgen. Dies hat auch einen Vorteil: die Satelliten können mit Hilfe des<br />

Shuttle gewartet oder repariert werden, so wurde z.B. dem Hubble Space Telescope HST<br />

[378, 528] eine Brille verpasst, um seine Abbildungsqualität zu verbessern. Beispiele für<br />

astrophysikalisch orientierte Forschungssatelliten sind:<br />

– Solwind P78-1 (H = 530 km, i = 98 ◦ ) zur Erforschung der Ionosphäre und der Magnetosphäre<br />

sowie zur Beobachtung der Sonne (Koronograph). Dieser militärische Forschungssatellit<br />

wurde nach 6 1/2 Jahren erfolgreicher Arbeit, obwohl noch voll funktionsfähig,<br />

von der US Air Force als Zielsatellit für Anti-Satellitenwaffen zweckentfremdet [441];<br />

– Solar Maximum Mission SMM [493] (H = 490 km, i = 29 ◦ ) als Sonneobservatorium.<br />

SolarMax war der erste Satellit, der von einem Shuttle zu Reparaturzwecken wieder<br />

19 Ein einfacher GPS-Empfänger kann die Informationen von bis zu 12 GPS-Satelliten verarbeiten – wofern<br />

er so viele im Blickfeld hat. Auf [728] gibt es eine kleine Animation, aus der man erkennen kann, wie sich die<br />

Zahl der im Blickfeld befindlichen Satelliten im Laufe der Zeit verändert.<br />

20 Für die sehr genaue Ortsbestimmung (Landvermessung, einige Rettungssysteme) verwendet man ein<br />

differentielles GPS (DGPS): zusätzlich zu den Satellitensignalen werden die Signale einer ortsfesten Bodenstation<br />

als Referenz verwendet. Damit lassen sich die Satelliteninformationen korrigieren und Genauigkeiten<br />

im Bereich von einigen Zentimetern erreichen.<br />

2. Juli 2008 c○ M.-B. Kallenrode

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!