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Erdfernerkundung - Numerische Physik: Modellierung

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3.7. ANWENDUNGSBEISPIELE 185<br />

Abbildung 3.97: Oberflächentemperaturen<br />

im äquatorialen<br />

Pazifik während (Dezember<br />

1987) und nach (Dezember<br />

1988) einem El Niño [177]<br />

§ 612 Den Schlüssel zum Verständnis dieses Phänomens bildet die Southern Oscillation<br />

(Walker-Zirkulation): diese beschreibt die bisher nicht vollständig verstandene Kopplung des<br />

Luftdrucksystems im Ostpazifik mit dem des Westpazifiks. Die Passatwinde als Bestandteil<br />

der Headley-Zirkulation werden durch die beiden beständigen Hochdruckgebiete im Pazifik -<br />

über den Osterinselns im Süden und vor Kalifornien im Norden - umgelenkt, so dass sie vor der<br />

amerikanischen Pazifikküste in Richtung auf den Äquator und damit auf die innertropische<br />

Konvergenzzone zu wehen. Der Südostpassat treibt den Humboldstrom und schiebt damit<br />

Oberflächenwasser von der Küste weg. Dadurch kann kälteres, nährstoffreicheres Wasser aus<br />

der Tiefe aufquellen. Dieses zeigt sich in den Satellitenaufnahmen als ein kühler Bereich vor<br />

der südamerikanischen Pazifikküste (vgl. unteres Teilbild in Abb. 3.97). Das weggetriebene<br />

warme Wasser dagegen staut sich im westlichen Pazifik. Die hohen Verdunstungsraten<br />

aus dieser Warmwassermasse führen zu starken Regenfällen in Indonesien und Südostasien.<br />

Zusammengefasst bedeutet also ein kalter Ostpazifik gleichzeitig starke Regenfälle in Indonesien.<br />

Diese Kopplung zwischen zwei Ereignissen in weit auseinanderliegenden Bereichen der<br />

Erde wird als Telekonnektion bezeichnet.<br />

§ 613 In der Atmosphäre besteht entsprechend der Wassertemperaturen eine negative Druckanomalie<br />

über Indonesien, die mit einer positiven Druckanomalie im pazifischen Hochdruckgebiet<br />

gekoppelt ist. Dabei entsteht eine Zirkulationszelle, die entlang eines Breitenkreises,<br />

und nicht, wie bei der großskaligen Zirkulation sonst üblich, entlang eines Längenkreises<br />

ausgerichtet ist. Diese Zelle wird von der normalen Hadley-Zirkulation überlagert. Im Nettoeffekt<br />

bewirkt dann der Auftrieb kalten Äquatorwassers vor der amerikanischen Pazifikküste<br />

eine Abkühlung und damit eine Schwächung der innertropischen Konvergenzzone. Damit<br />

geht aber auch dem Südost-Passat ein Teil seines Antriebs verloren, er wird schwächer. Ein<br />

schwächerer Südost-Passat kann aber nicht mehr soviel warmes Wasser von der peruanischen<br />

Küste wegtreiben, die innertropische Konvergenzzone wird wieder gestärkt, damit auch der<br />

Südost-Passat und der Kreislauf kann erneut beginnen.<br />

§ 614 Das El Niño Phänomen ist mit dem Zusammenbruch des Passatwindsystems im Westpazifik<br />

und einem Umspringen dieser Passate in bodennahe Westwinde gekoppelt. Dann<br />

strömt das in den Westpazifik getriebene warme Wasser wieder in Richtung auf die amerika-<br />

c○ M.-B. Kallenrode 2. Juli 2008

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