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Erdfernerkundung - Numerische Physik: Modellierung

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6.5. ANHANG: TECHNISCHE ANMERKUNGEN 321<br />

6.5.1 Überblick<br />

§ 1073 Die technischen Probleme bei der Kommunikation mit Raumfahrzeugen sind wesentlich<br />

größer als die Probleme bei der passiven Datenübertragung (Telefon, Fernsehen).<br />

Die wichtigsten Probleme sind:<br />

(A) sehr große Abstände des Senders von der Erde führen zu einem geringen Signal-Rausch-<br />

Verhältnis. Zur Illustration: interplanetare Raumsonden wie Voyager und Pioneer befinden<br />

sich in Abständen von einigen zehn AU (entsprechend etlichen Milliarden Kilometern)<br />

von der Erde. Dadurch ist die Signalleistung extrem gering, d.h. bordseitig muss<br />

viel Leistung pro Bit investiert werden. Kann die Leistung bei zunehmendem Abstand<br />

nicht erhöht werden, muss entsprechend die Bitrate verkleinert werden, d.h. es kann (bei<br />

vorhandenem Zwischenspeicher) u.U. sehr lange dauern, bis die volle Information eines<br />

Bildes zur Erde übertragen ist.<br />

(B) Das schlechte Signal-Rausch-Verhältnis ist aus Gewichts- und Leistungsgründen auch<br />

bestimmt durch die Begrenzung der bordseitigen Sendeleistung sowie der bordseitigen<br />

Antennengröße. Die sehr kleinen Antennen sind auf Satellitenseite auch für den Empfang<br />

von Steuerbefehlen ein Problem, allerdings kann hier durch eine Erhöhung der Sendeleistung<br />

auf der Erde gegen gesteuert werden.<br />

(C) Die Leistungsbegrenzung führt sowohl bord- als auch bodenseitig auf die Notwendigkeit<br />

von Richtantennen.<br />

(D) Die Begrenzung der Sendeleistung erzwingt eine optimale Nutzung der zur Verfügung<br />

stehenden begrenzten Übertragungsrate (Bitrate). Daher besteht die Notwendigkeit zur<br />

Datenkompression, d.h. Entfernung von Redundanz aus den Daten.<br />

(E) Das schlechte Signal-Rausch-Verhältnis ebenso wie die Störung des Übertragungskanals<br />

durch meteorologische oder ionosphärische Ereignisse bergen das Risiko von Übertragungsfehlern.<br />

Daher ist die Möglichkeit der Fehlererkennung und -beseitigung bei der<br />

Kommunikation mit Satelliten von Bedeutung.<br />

(F) Die Satelliten sind gegenüber der Erde als Ganzem ebenso wie gegenüber den Empfangsstationen<br />

auf der Erde in Bewegung. Dadurch kann es sich ergeben, dass sich nicht<br />

zu allen Zeiten eine terrestrische Empfangsstation im Blickfeld des Satelliten befindet.<br />

Dadurch ergibt sich die Notwendigkeit der Speicherung von Daten, früher in der Regel<br />

durch ein Magnetband. 10<br />

(G) Beim Versenden von Telekommandos (d.h. Anweisungen an den Satelliten) ist insbesondere<br />

bei den planetaren Missionen die lange Laufzeit des Signals zu berücksichtigen.<br />

So erreicht der Befehl eine Raumsonde am Jupiter erst nach ca. 45 min, eine am Neptun<br />

dagegen erst nach 4 Stunden. Die Rückmeldung der Raumsonde ist entsprechend<br />

genauso lange unterwegs, d.h. alle Manöver müssen sehr sorgfältig im voraus geplant<br />

werden. Kommandos sind gerade in der Nähe der Planeten wichtig, z.B. zur Kurskorrektur<br />

für ein geplantes Swingby-Manöver oder zum genaueren Ausrichten der Kameras<br />

bei Planeten- oder Mondaufnahmen, aber auch zum Abschalten einzelner Instrumente,<br />

da sich in den Strahlungsgürteln der Planeten so große Teilchenflüsse ergeben können,<br />

dass es bei eingeschalteten Instrumenten zu einer Beschädigung von Sensoren oder anderen<br />

Instrumentbestandteilen kommen kann. Ist also ein Manöverbedarf erkannt, so<br />

dauert es erst einmal die einfache Signallaufzeit, bis der Satellit diesen Befehl erhält.<br />

Die Rückmeldung, ob dieser Befehl ausgeführt werden konnte oder nicht, kommt dann<br />

erst Stunden, nachdem der Befehl gegeben wurde. Andererseits haben z.B. die Voyager-<br />

Sonden Geschwindigkeiten, die im Bereich von Hunderttausend km/h liegen, d.h. falls<br />

der Befehl zu einer Kurskorrektur gegeben wurde, muss er schon im voraus sehr sorgfältig<br />

geplant werden, spontane Reaktionen auf kleine Fehler sind aufgrund der langen Signallaufzeiten<br />

nachher nicht mehr möglich (das ist ungefähr so, als würde man sich hier in<br />

10 Hierbei handelt es sich übrigens um ein interessantes technisches Problem, da das Einschalten eines Magnetbandes<br />

aufgrund der Drehimpulserhaltung auf eine Rotation des Satelliten in entgegengesetzter Richtung<br />

führt. Dieser Effekt ist aber aufgrund der genau ausgerichteten Instrumente und Antennen unerwünscht und<br />

daher zu vermeiden.<br />

c○ M.-B. Kallenrode 2. Juli 2008

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