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Erdfernerkundung - Numerische Physik: Modellierung

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76 KAPITEL 2. SATELLITENBAHNEN<br />

3. Die heliozentrische Geschwindgkeit der Raumsonde nach der Wechselwirkung ist dagegen<br />

gegeben durch �v ′ 2 = �v1 +�v ′ rel . Die Raumsonde hat also nach der Wechselwirkung mit dem<br />

Planeten eine höhere Geschwindigkeit.<br />

§ 246 Formal kann man den Vorgang als einen elastischen Stoß zwischen dem Raumfahrzeug<br />

und dem Planeten beschreiben oder als einen Streuprozess zwischen Sonde und Planet, wobei<br />

das Gravitationsfeld des Planeten die Ursache der Streuung ist. Dieser Streuvorgang ist durch<br />

die Einschussgeschwindigkeit v∞ und den Stoßparameter b gekennzeichnet. Dadurch wird der<br />

Ablenkwinkel θ gegenüber der ursprünglichen Richtung �v∞ festgelegt. Der Energiesatz für<br />

die Hyperbel war gegeben durch die Binet’sche Gleichung (2.17) zu<br />

v 2 � �<br />

2 1<br />

= µ + .<br />

r a<br />

Die beiden Extremgeschwindigkeiten im Unendlichen bzw. im Perizentrum sind damit gegeben<br />

durch<br />

v 2 rel = v ′2<br />

rel = µ<br />

a<br />

bzw. v 2 �<br />

2<br />

Pz = µ + 1<br />

�<br />

.<br />

a<br />

rPz<br />

§ 247 Aus der Drehimpulserhaltung ergibt sich mit vPz als der Geschwindigkeit im Perizentrum<br />

σ = � µa(ɛ 2 − 1) = rPz vPz. Aus der Hyperbelgeometrie lässt sich über<br />

cos (180◦ − θ)<br />

2<br />

=<br />

a<br />

� a 2 + a 2 (ɛ 2 − 1)<br />

der Ablenkwinkel bestimmen zu<br />

sin θ 1<br />

=<br />

2 ɛ .<br />

Durch Einsetzten in den Drehimpulssatz wird<br />

r 2 Pz v 2 Pz = µa(ɛ 2 − 1) = r 2 �<br />

2<br />

Pz µ + v2 �<br />

rel<br />

µ<br />

rPz<br />

und es ist<br />

�<br />

b<br />

= sin 90<br />

aɛ ◦ − θ<br />

�<br />

=<br />

2<br />

� 1 − 1/ɛ2 .<br />

Damit lassen sich der Ablenkwinkel und der Stoßparameter bestimmen zu<br />

sin θ<br />

2 =<br />

1<br />

1 + rpzv2 �<br />

und b = rPz 1 +<br />

rel<br />

µ<br />

2µ<br />

rPzv2 .<br />

rel<br />

Bei sehr weitem (großes rPz) und/oder sehr schnellem Vorbeiflug erfolgt also kaum eine<br />

Ablenkung. Andererseits wird die Ablenkung um so größer, je dichter die Raumsonde an<br />

den Planeten kommt, d.h. je kleiner rPz wird. Damit lässt sich eine maximale Ablenkung<br />

bestimmen, da die geringste Annäherung durch den Planetenradius bestimmt ist (es kann<br />

also in keinem Falle eine Ablenkung um 180 ◦ erfolgen). Je massereicher der Planet ist, umso<br />

näher kann man diesem Wert kommen. Der Stoßparameter b gibt an, wohin die Raumsonde<br />

gelenkt werden muss, um bei vorgegebenem rPz und vrel die gewünschte Ablenkung θ zu<br />

erreichen.<br />

Verständnisfrage 21 Warum ergibt sich bei einem schnelleren Vorbeiflug eine geringere<br />

Ablenkung? Bei der Bethe–Bloch-Formel (5.2) ist es genauso. Mit der gleichen Begründung?<br />

§ 248 Außer bei den Voyager- [476] und Pioneer-Sonden [499] wurde diese Technik des Swing<br />

By unter anderem auch bei Mariner 10 [50] zum Besuch von Venus und Merkur angewendet;<br />

bei Ulysses [474], um wie in Abb. 2.33 angedeutet aus der Ebene der Ekliptik zu gelangen<br />

(Ausnutzung des Gravitationspotentials vom Jupiter – Jupiter ist für solche Manöver sehr<br />

2. Juli 2008 c○ M.-B. Kallenrode

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