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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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e i n e n e u e pH a S e d e r e u r o p ä i S c H e n in t e g r a t i o n 133<br />

Rechts durchzusetzen (Alter 2001: Kapitel 1), sodass er zu einem eigenständigen<br />

»Motor <strong>der</strong> <strong>Integration</strong>« geworden ist (Pollack 2003: Kapitel 3). Mit <strong>der</strong> Reduktion<br />

von Transaktionskosten allein lässt sich diese Entwicklung nicht erklären.<br />

Eine vollständige Kontrolle <strong>der</strong> supranationalen Akteure ist den Mitgliedstaaten<br />

wegen des relativ kurzen Zeithorizonts von Regierungen und intergouvernementaler<br />

Koordinationsschwierigkeiten ohnehin nicht möglich. Deshalb betont<br />

<strong>der</strong> Historische Institutionalismus, dass Delegation immer zu Kontrollverlusten<br />

führt, die we<strong>der</strong> vollständig vermieden noch nachträglich behoben werden<br />

können (Pierson 1996). Kommission und EuGH verfügen über zahlreiche strategische<br />

Optionen zur Auflösung von Blockaden im Ministerrat und zur Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> <strong>Integration</strong>spolitik (Héritier 1999; Schmidt 2000). <strong>Die</strong>se Argumente<br />

beruhen auf <strong>der</strong> Annahme, dass supranationale Akteure den Transfer von<br />

Entscheidungsbefugnissen an die supranationale Ebene beschleunigen, während<br />

die davon betroffenen nationalen Regierungen die Kompetenzverlagerung we<strong>der</strong><br />

antizipieren noch über die Mittel verfügen, sie unter Kontrolle zu bringen.<br />

Im Gegensatz zum Historischen Institutionalismus betonen Argumente in<br />

<strong>der</strong> Tradition des Rational-Choice-Institutionalismus, dass Regierungen die Präferenzen<br />

<strong>der</strong> supranationalen agents kennen und sich <strong>der</strong> daraus resultierenden<br />

Konsequenzen bewusst sind. Mitgliedstaaten delegieren, um Kooperationsgewinne<br />

einzufahren, die sonst nicht erreichbar wären (Tsebelis/Garrett 2001:<br />

363). Moravcsik (1998: 36) zufolge ist internationale Kooperation <strong>der</strong> Versuch,<br />

die negativen externen Effekte unilateralen Handelns durch politische Koordination<br />

zu überwinden. Delegation stellt die dauerhafte Bindung an die aus <strong>der</strong><br />

Koordination erwachsenden Vereinbarungen sicher. Das könnte im Prinzip auch<br />

durch einen sehr hohen Präzisionsgrad <strong>der</strong> Vereinbarungen hergestellt werden.<br />

Letztlich bleiben Verträge wegen <strong>der</strong> Ungewissheit über zukünftige Ereignisse<br />

aber notwendig unvollständig. Angesichts <strong>der</strong> Unmöglichkeit, alle denkbaren<br />

Kontingenzen zu antizipieren, werden supranationale Akteure mit Durchführung<br />

und Kontrolle <strong>der</strong> vereinbarten internationalen Koordination beauftragt.<br />

Für Moravcsik ist also die glaubhafte Selbstverpflichtung das Grundprinzip <strong>der</strong><br />

Delegation.<br />

Noch deutlicher dem Rational-Choice-Ansatz verpflichteten Argumenten<br />

zufolge kommt es nur zur Delegation von Kompetenzen an supranationale Akteure,<br />

wenn die Sichtweisen <strong>der</strong> nationalen und supranationalen Akteure – und<br />

die <strong>der</strong> nationalen Akteure untereinan<strong>der</strong> – in lediglich geringem Wi<strong>der</strong>spruch<br />

zueinan<strong>der</strong> stehen (Epstein/O’Halloran 1999). <strong>Die</strong>se Logik überträgt Franchino<br />

(2004) auf die europäische <strong>Integration</strong> und argumentiert, dass sich die Unterschiede<br />

zwischen den Kompetenzbefugnissen <strong>der</strong> Kommission in unterschiedlichen<br />

Politikfel<strong>der</strong>n mit dem Niveau <strong>der</strong> jeweiligen politischen Uneinigkeit im<br />

Rat und <strong>der</strong> Komplexität <strong>der</strong> Sachverhalte erklären lassen. <strong>Die</strong>ser Sicht zufolge

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