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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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324 S t e f f e n ga n g H o f u n d pH i l i p p ge n S c H e l<br />

führt, dass gleiches Einkommen ungleich besteuert wird, Kapitaleinkommen<br />

niedriger als Arbeitseinkommen. <strong>Die</strong> vertikale Gerechtigkeit leidet, weil mit dem<br />

Absenken <strong>der</strong> Einkommensteuerspitzensätze nicht nur die einkommensteuerliche<br />

Progression nachlässt, son<strong>der</strong>n auch die Progressivität des gesamten Steuersystems.<br />

Denn die Einkommensteuer ist die einzige Progressionsquelle des<br />

Steuersystems. Alle an<strong>der</strong>en Abgaben – Mehrwertsteuern, spezielle Verbrauchsteuern,<br />

Sozialabgaben – haben proportionale o<strong>der</strong> regressive Verteilungswirkungen.<br />

<strong>Die</strong> progressionsreduzierende Wirkung wird durch den relativen Bedeutungsverlust<br />

<strong>der</strong> Einkommensteuer für die Gesamtsteuereinnahmen weiter<br />

verstärkt. Schließlich, drittens, ein Effizienzproblem. Viele Experten meinen,<br />

dass eines <strong>der</strong> größten Hin<strong>der</strong>nisse für mehr Beschäftigung, insbeson<strong>der</strong>e für<br />

Niedrigqualifizierte, in <strong>der</strong> hohen Belastung des Niedriglohnsektors mit Sozialabgaben<br />

besteht (Scharpf 2000; Kemmerling 2005). Ein naheliegendes Gegenmittel<br />

bestünde darin, die Abgabenlast auf die progressive Einkommensteuer<br />

zu verschieben und damit die Steuerbelastung von Geringverdienern zu reduzieren.<br />

Dem stehen jedoch die indirekten Effekte des Steuerwettbewerbs entgegen,<br />

die einen Ausbau <strong>der</strong> Einkommensbesteuerung und das Festhalten an starker<br />

Tarifprogression erschweren. So wird <strong>der</strong> Körperschaftsteuerwettbewerb zur<br />

Belastung für den Arbeitsmarkt.<br />

4 Wo bleibt die europäische Re-Regulierung<br />

des Steuerwettbewerbs?<br />

Der vorangegangene Abschnitt hat gezeigt, dass <strong>der</strong> europäische Unternehmenssteuerwettbewerb<br />

erhebliche indirekte Auswirkungen auf die persönliche<br />

Einkommensteuer hat. <strong>Die</strong> einkommensteuerliche Autonomie <strong>der</strong> Mitgliedstaaten<br />

sinkt. <strong>Die</strong> Freiheitsgrade bei <strong>der</strong> Benutzung <strong>der</strong> Einkommensteuer als<br />

Einnahmequelle und umverteilungspolitisches Instrument nehmen ab. Wenn<br />

man will, kann man dies als Deregulierung bezeichnen. Der Steuerwettbewerb<br />

entreißt die persönliche Einkommensteuer zumindest teilweise <strong>der</strong> politischen<br />

Kontrolle nationaler Regierungen und unterwirft sie den Zwängen des <strong>europäischen</strong><br />

Marktes. In diesem Abschnitt untersuchen wir, warum diesem Deregulierungsschub<br />

bisher kein entsprechen<strong>der</strong> Re-Regulierungsschub gefolgt ist.<br />

Warum haben Rat und Kommission – bisher – kaum etwas unternommen, um<br />

den Unternehmenssteuerwettbewerb im Binnenmarkt einzuhegen? Welche Rolle<br />

spielt <strong>der</strong> Europäische Gerichtshof?

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