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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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422 H e n r i k en d e r l e i n<br />

Tabelle 1 Mögliche politische Anpassungsinstrumente in <strong>der</strong> EWWU<br />

Bestehen in einem Binnengebiet <strong>der</strong> EWWU also zu hohe Realzinsen, erhöht<br />

sich <strong>der</strong> Druck auf die Regierung, die Wirtschaft durch gezielte Beeinflussung<br />

<strong>der</strong> Nachfrage zu beleben. Wie im Fall niedriger o<strong>der</strong> negativer Realzinsen tritt<br />

ein solches rein ökonomisch wirkendes Problem letztlich als politisches Problem<br />

auf, denn die entscheidende Barriere zur erfolgreichen Durchführung einer<br />

solchen Politik ist neben <strong>der</strong> nationalen Haushaltslage auch die Fähigkeit <strong>der</strong><br />

Regierung, Variationen des Ausgabenvolumens zu implementieren.<br />

Tabelle 1 fasst zusammen, wie Lohn- und Finanzpolitik nach dem Ausscheiden<br />

<strong>der</strong> Geldpolitik als Instrumente <strong>der</strong> zyklischen Binnenstabilisierung eingesetzt<br />

werden können. <strong>Die</strong> Tabelle illustriert, dass EWWU-Teilnehmerlän<strong>der</strong> vor<br />

große politisch-institutionelle Herausfor<strong>der</strong>ungen gestellt werden können, die<br />

im Falle einer zyklischen Überhitzung sogar noch größer sind als im Falle einer<br />

Rezession, weil Lohn- und Finanzpolitik die Lösung gemeinsam erreichen müssen.<br />

Deshalb, und um den politischen Anpassungsdruck richtig einschätzen zu<br />

können, muss allerdings auch die Frage nach <strong>der</strong> politischen Realisierbarkeit von<br />

Stabilisierungsmaßnahmen untersucht werden, insbeson<strong>der</strong>e was die theoretisch<br />

oft beschriebene Verbindung zwischen den Organisationsmodi <strong>der</strong> beteiligten<br />

Akteure und ihrer wirtschaftspolitischen Handlungsfähigkeit betrifft.<br />

2.1 Institutionelle Aspekte<br />

Finanzpolitik Lohnpolitik<br />

Aufschwung Stabilisierung möglich,<br />

aber nur in Verbindung<br />

mit <strong>der</strong> Lohnpolitik<br />

Stabilisierung möglich,<br />

aber nur in Verbindung<br />

mit <strong>der</strong> Finanzpolitik<br />

Rezession Stabilisierung möglich Stabilisierung nicht möglich<br />

Wirtschaftspolitische Makroentscheidungen, wie sie für die Stabilitätspolitik relevant<br />

sind, entstehen in <strong>der</strong> Regel aus einer Vielzahl von Mikroentscheidungen.<br />

Der stabilitätspolitische Handlungsradius wirtschaftspolitischer Akteure hängt<br />

deshalb eng mit dem jeweiligen internen Organisationsmodus des für die Finanz-<br />

o<strong>der</strong> Lohnpolitik zuständigen kollektiven Akteurs o<strong>der</strong> des Umfelds zusammen,<br />

in dem die sich zur Makropolitik aufsummierenden Mikroentscheidungen getroffen<br />

werden. Zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten haben sich daher <strong>der</strong> Analyse<br />

von theoretisch erklärbaren und empirisch nachweisbaren Zusammenhängen<br />

zwischen unterschiedlichen Organisationsmodi wirtschaftspolitischer Akteure<br />

und ihrer wirtschaftspolitischen Handlungsausrichtung zugewandt. <strong>Die</strong>se Zusammenhänge<br />

sind hier insofern relevant, als die EWWU-Beitrittslän<strong>der</strong> oft unterschiedliche<br />

wirtschaftspolitische Organisationsstrukturen aufweisen und sich

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