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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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372 p e t e r a. Ha l l u n d ro b e r t j. fr a n z e S e , jr .<br />

minaler Preise und Löhne ermöglicht. Im Endeffekt ergibt sich eine niedrigere<br />

Inflationsrate ohne unerwünschte Effekte auf die Realwirtschaft. 7<br />

<strong>Die</strong>se Theorie ist in den Wirtschaftswissenschaften sehr verbreitet und weitestgehend<br />

akzeptiert. Dass sie sowohl Stärken als auch Schwächen hat, wird<br />

deutlich, sobald man den Signaling-Prozess und die Koordination als zentrale<br />

Bestandteile des Problems betrachtet. Kurz gesagt geht es um die Effektivität<br />

des Prozesses, mit dem die Signale <strong>der</strong> Zentralbank zu einem pareto-optimalen<br />

Gleichgewichtsverhalten <strong>der</strong> wirtschaftlichen Akteure führen. <strong>Die</strong> Unabhängigkeit<br />

<strong>der</strong> Zentralbank macht im Wesentlichen deshalb einen Unterschied, weil<br />

sie erstens den Inhalt <strong>der</strong> Signale verän<strong>der</strong>t, die die Zentralbank über den geldpolitischen<br />

Kurs aussendet (ein »Konservatismus-Effekt«) und weil sie zweitens<br />

die Glaubwürdigkeit dieser Signale verän<strong>der</strong>t (ein »Kredibilitäts-Effekt«). 8<br />

Sendet die Zentralbank glaubwürdige Signale aus und sind die wirtschaftlichen<br />

Akteure fähig, ihr Verhalten in Reaktion auf diese Signale zu koordinieren, wird<br />

die nominale Lohn- und Preissetzung niedriger ausfallen, als es sonst <strong>der</strong> Fall<br />

wäre. <strong>Die</strong> Zentralbank kann den angekündigten geldpolitischen Kurs weiter verfolgen,<br />

ohne damit dämpfend auf die Konjunktur einzuwirken. Das stellt sich<br />

an<strong>der</strong>s dar, wenn es <strong>der</strong> Zentralbank an Glaubwürdigkeit o<strong>der</strong> den wirtschaftlichen<br />

Akteuren an Fähigkeit zur Koordination mangelt und die Signale <strong>der</strong><br />

Zentralbank kein entsprechendes Verhalten bei Lohn- und Preisverhandlungen<br />

hervorrufen. Dann wird sich die Geldpolitik <strong>der</strong> Zentralbank mit vergleichsweise<br />

hohen Lohn- und Preissteigerungen konfrontiert sehen, einen dämpfenden<br />

Effekt auf die Konjunktur ausüben und damit Arbeitslosigkeit generieren.<br />

<strong>Die</strong> allgemein akzeptierte Theorie <strong>der</strong> Zentralbankunabhängigkeit hat somit das<br />

Verdienst, unsere Aufmerksamkeit (1) allgemein auf den Signaling-Prozess, (2)<br />

auf die Glaubwürdigkeit dieses Prozesses und (3) auf die Bedeutung <strong>der</strong> Zentralbankunabhängigkeit<br />

für eben diese Glaubwürdigkeit zu richten.<br />

Gleichwohl ist das Modell von signaling und Koordination, das dieser Theorie<br />

zugrundeliegt, in entscheiden<strong>der</strong> Hinsicht fehlerhaft. Es geht davon aus,<br />

dass die Ankündigung einer monetären Regel durch die Zentralbank aus sich<br />

selbst heraus dazu führt, dass eine sehr große Anzahl wirtschaftlicher Akteure<br />

ihr Verhalten bei <strong>der</strong> Lohn- und Preissetzung än<strong>der</strong>t. <strong>Die</strong>se Annahme basiert<br />

auf <strong>der</strong> Theorie rationaler Erwartungen, <strong>der</strong> zufolge die Akteure die Wirkungen<br />

<strong>der</strong> geldpolitischen Ankündigungen auf die Wirtschaft, die Reaktionen aller<br />

an<strong>der</strong>en Wirtschaftsakteure auf diese Ankündigungen und die wirtschaftlichen<br />

7 <strong>Die</strong> klassische Quelle hierzu ist Rogoff (1985), aufbauend auf Barro/Gordon (1983) und Kydland/Prescott<br />

(1977). Siehe auch Lohmann (1992) und Cukierman (1992).<br />

8 Dem liegt die Annahme zugrunde, dass eine größere Unabhängigkeit <strong>der</strong> Zentralbank mit einer<br />

restriktiveren Geldpolitik sowie einer höheren Glaubwürdigkeit ihrer Festlegung auf die angekündigte<br />

Geldpolitik einhergeht.

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