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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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382 p e t e r a. Ha l l u n d ro b e r t j. fr a n z e S e , jr .<br />

tere institutionelle Variable zu berücksichtigen. <strong>Die</strong> Aufnahme dieser Variable<br />

in die Analyse könnte zwei denkbare Ergebnisse zutage för<strong>der</strong>n. Vielleicht zeigt<br />

sich, dass die Zentralbankunabhängigkeit in Wahrheit nur teilweise für die ihr<br />

zugeschriebenen Effekte verantwortlich ist; und vielleicht zeigt sich zusätzlich,<br />

dass die Wirkungen einer erhöhten Zentralbankunabhängigkeit von <strong>der</strong> Konfiguration<br />

an<strong>der</strong>er Institutionen abhängen. Aus <strong>der</strong> oben dargestellten Argumentation<br />

lassen sich drei spezielle Hypothesen ableiten.<br />

Erstens: Keine unserer Überlegungen wi<strong>der</strong>spricht <strong>der</strong> Annahme, dass eine<br />

Stärkung <strong>der</strong> Zentralbankunabhängigkeit nationale Inflationsraten senken sollte.<br />

<strong>Die</strong> Erwartung lautet deshalb, dass sich im internationalen Vergleich eine negative<br />

Beziehung zwischen Zentralbankunabhängigkeit und Inflationsraten zeigt.<br />

Zweitens: Wir erwarten einen von <strong>der</strong> Zentralbankunabhängigkeit unabhängigen<br />

Einfluss <strong>der</strong> Lohnkoordination auf die Inflationsrate. <strong>Die</strong>se Annahme<br />

folgt aus <strong>der</strong> Überlegung, dass die Partner in den verhandelnden Einheiten im<br />

Fall koordinierter Verhandlungen höhere Anreize haben, inflationssteigernde<br />

Abschlüsse zu vermeiden.<br />

Drittens: Unsere theoretische Perspektive lässt Interaktionseffekte zwischen<br />

Zentralbankautonomie und Lohnkoordination erwarten, vor allem im Hinblick<br />

auf die Arbeitslosenrate. In Län<strong>der</strong>n mit koordinierten Lohnverhandlungen mag<br />

– wegen des effektiven Signaling-Prozesses – eine Erhöhung <strong>der</strong> Zentralbankautonomie<br />

mit niedrigeren Inflationsraten einhergehen, ohne dass dies von ungünstigen<br />

realwirtschaftlichen Effekten begleitet wird. In Län<strong>der</strong>n mit weniger<br />

koordinierten Lohnverhandlungen ist aber zu erwarten, dass eine zunehmende<br />

Unabhängigkeit <strong>der</strong> Zentralbank die Inflation nur auf Kosten substanziell höherer<br />

Arbeitslosigkeit senkt. Der Grund hierfür liegt in weniger effektiven Signaling-<br />

Mechanismen, welche es <strong>der</strong> Zentralbank eben nicht ermöglichen, die Inflation<br />

ohne tatsächliche Anwendung restriktiver, Arbeitslosigkeit induzieren<strong>der</strong> geldpolitischer<br />

Maßnahmen zu reduzieren. Wir erwarten also steigende Beschäftigungskosten<br />

<strong>der</strong> Zentralbankunabhängigkeit, wenn die Lohnkoordination sinkt.<br />

Daraus folgt in logischer Konsequenz, dass wir größere Beschäftigungsgewinne<br />

koordinierter Lohnfindung erwarten, wo die Zentralbank unabhängig ist. 24<br />

Um diese Hypothesen zu testen, haben wir einen Datensatz zusammengestellt,<br />

<strong>der</strong> für den Zeitraum 1955 bis 1990 alle OECD-Län<strong>der</strong> enthält, für den<br />

vergleichbare Daten vorliegen. 25 Als Maß für die Zentralbankunabhängigkeit<br />

24 Dem liegt die Überlegung zugrunde, dass eine unabhängige, mit <strong>der</strong> Fähigkeit zu glaubhaften<br />

Androhungen ausgestattete Zentralbank vor dem Hintergrund koordinierter Systeme größeren<br />

Druck zur Lohnzurückhaltung ausüben und die Effektivität des Systems damit erhöhen kann.<br />

25 <strong>Die</strong> achtzehn berücksichtigten Fälle decken die wichtigsten entwickelten Demokratien ab. Griechenland,<br />

Portugal und Spanien befinden sich nicht im Sample, weil sie im Untersuchungszeitraum<br />

nicht durchgängig demokratisch regiert wurden. Ein Vergleich unterschiedlicher

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