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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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d i e e u r o p ä i S c H e in t e g r a t i o n i n p o l i t ö k o n o M i S c H e r pe r S p e k t i V e 37<br />

<strong>Die</strong> Hoffnung auf die Herausbildung eines <strong>europäischen</strong> politischen Systems<br />

beruht in vielen Fällen auf <strong>der</strong> Möglichkeit, dass europäische Parteien mit<br />

einem Grundbestand an transnational geteilten Problemperzeptionen entstehen.<br />

Konstellationen, in denen das möglich erscheint, existieren. Mindestens<br />

ebenso wichtig sind allerdings Clash­of­Capitalisms-Konstellationen, in denen<br />

parteien- und klassenübergreifende Koalitionen nationale Traditionen, Konfliktbewältigungsstrategien,<br />

Institutionen und Wettbewerbsvorteile verteidigen.<br />

Solche Konfliktlinien münden nicht in ein europäisches Parteiensystem. Aus politökonomischer<br />

Perspektive ist die zunächst plausibel erscheinende Erwartung,<br />

eine zunehmende Vertiefung <strong>der</strong> <strong>europäischen</strong> Wirtschaftsintegration werde<br />

im Sinne eines spill­over die Entstehung eines <strong>europäischen</strong> politischen Raums<br />

begünstigen, mit Vorsicht zu genießen. Denn ebenso denkbar ist, dass Clashof­Capitalisms-Konstellationen<br />

in dem Maß an Bedeutung gewinnen, in <strong>der</strong> die<br />

Wirtschaftsintegration eine Tiefe erreicht, die den Bestand nationaler Spielarten<br />

des Kapitalismus infrage stellt. <strong>Die</strong> Politisierung <strong>der</strong> EU-Politik könnte in diesem<br />

Fall zu nationalen Abwehrreaktionen gegen die <strong>Integration</strong> führen (siehe<br />

auch Bartolini 2006), wie sie in den Referenden zum Verfassungsvertrag zum<br />

Ausdruck kamen.<br />

Siebtens: Das demokratische Defizit <strong>der</strong><br />

<strong>europäischen</strong> <strong>Integration</strong><br />

Eine kontroverse Fachdebatte wird über die Frage geführt, ob in <strong>der</strong> Europäischen<br />

Union ein Demokratiedefizit besteht. <strong>Die</strong> in diesem Band vorgeschlagene<br />

politökonomische Perspektive ist, so meinen wir, auch für diese Debatte von Relevanz<br />

– und verschiebt die Gewichte zu Gunsten <strong>der</strong>er, die ein demokratisches<br />

Defizit auf Ebene <strong>der</strong> Europäischen Union konstatieren (Follesdal/Hix 2006;<br />

Kielmansegg 2003; Schmidt 2008: Kapitel 23). Mehr noch, nicht nur auf europäischer<br />

Ebene, son<strong>der</strong>n auch in den Mitgliedstaaten leidet die Qualität <strong>der</strong> Demokratie.<br />

Wie die vorangegangenen Argumentationsschritte gezeigt haben, wirkt<br />

die europäische <strong>Integration</strong> zunehmend transformativ auf die Institutionen <strong>der</strong><br />

Produktions- und Verteilungsregime <strong>der</strong> Mitgliedstaaten ein. Insbeson<strong>der</strong>e die<br />

organisierten <strong>Ökonomie</strong>n Nordwesteuropas sind einem politisch forcierten<br />

Liberalisierungsdruck ausgesetzt. Freilich existieren neben diesem Libe ra li sierungsdruck<br />

weitere, von <strong>der</strong> <strong>europäischen</strong> <strong>Integration</strong> unabhängige Anstöße<br />

dinierung«, die aus <strong>der</strong> Beschäftigungsstrategie hervorging, reflektiert nicht nur die zeitweilige<br />

Dominanz <strong>der</strong> Sozialdemokratie, son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong>en ideologische Uneinigkeit (Schäfer 2004;<br />

Bailey 2005).

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