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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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w a n d e l d u r c H d e n eu r o 421<br />

Akteure, die Konjunktur nachfrageseitig zu beleben. Dabei kann allerdings die<br />

Lohnpolitik keine Hilfestellung leisten.<br />

Überhöhte Realzinsen erhöhen die Produktionskosten <strong>der</strong> Unternehmen<br />

und dämpfen das Konsum- und Investitionsverhalten aller Wirtschaftsteilnehmer.<br />

Verän<strong>der</strong>ungen des Lohnniveaus können daran nicht viel än<strong>der</strong>n. Höhere<br />

Löhne würden die Inflation zwar nach oben treiben und damit mittelfristig das<br />

Realzinsniveau senken, die produzierenden Unternehmen aber in eine fast ausweglose<br />

Lage hoher Realzinsen, hoher Lohnkosten und einer geringen Nachfrage<br />

treiben. <strong>Die</strong>se Tendenz würde dadurch verstärkt, dass <strong>der</strong> Nachfrageeffekt<br />

aus höheren Löhnen erst verzögert einsetzt und zudem als primär monetäres<br />

Phänomen wirkt, das die hohen Realzinsen nicht kompensieren kann. Sinkende<br />

Löhne hätten dagegen zwar einen positiven Effekt auf die Produktionskapazitäten<br />

<strong>der</strong> Unternehmen, würden aber die ohnehin schon vom Realzinsniveau<br />

reduzierte Nachfrage <strong>der</strong> Verbraucher noch zusätzlich dämpfen. Und wenn die<br />

Nachfrage sinkt, fallen auch die Preise, was im hier diskutierten Kontext eine<br />

kontraproduktive Lösung wäre. <strong>Die</strong> Lohnpolitik kann bei nachfrageseitig ausgelösten<br />

Rezessionen also nicht als stabilisierendes Instrument eingesetzt werden.<br />

An<strong>der</strong>es gilt für die Möglichkeiten <strong>der</strong> Finanzpolitik, stabilisierend einzugreifen.<br />

Verfügt sie aus haushaltspolitischer Sicht – vor allem, was das Defizit<br />

betrifft – über den notwendigen Spielraum, kann sie bei nachfrageseitig ausgelösten<br />

Rezessionen erfolgreich zur konjunkturellen Stimulierung eingesetzt werden.<br />

Ihr stehen dabei zwei Wege zur Verfügung. Einerseits kann sie die Steuern<br />

senken und damit auf <strong>der</strong> Nachfrageseite zusätzliches Potenzial schaffen, das das<br />

Wirtschaftswachstum beschleunigt. An<strong>der</strong>erseits kann sie auch die Regierungsausgaben<br />

erhöhen und so einen Nachfragezyklus anstoßen, <strong>der</strong> vor allem über<br />

den keynesianischen Multiplikator wirkt. <strong>Die</strong> in <strong>der</strong> monetaristischen Literatur<br />

oft angesprochene Wirkungslosigkeit von nachfrageorientierten fiskalpolitischen<br />

Maßnahmen greift nur, wenn die expansive Finanzpolitik defizitfinanziert ist,<br />

weil die ökonomischen Akteure dann spätere Steuererhöhungen als Reaktion auf<br />

das aktuelle deficit spending antizipieren und über höhere Lohnfor<strong>der</strong>ungen diskontieren.<br />

In <strong>der</strong> Tat erscheint es aus ökonomischer Sicht nicht geboten, längerfristige<br />

Haushaltsdefizite zu tolerieren, weil sich die ökonomischen Akteure nicht<br />

von dieser Illusion täuschen lassen (Lucas 1996). Gelingt es einer Regierung aber,<br />

langfristig eine positive o<strong>der</strong> zumindest ausgeglichene Haushaltsbilanz aufrechtzuerhalten,<br />

dann ist eine nachfrageseitige Wie<strong>der</strong>belebung <strong>der</strong> Konjunktur auch<br />

aus monetaristischer Perspektive ein durchaus willkommenes Mittel zur Glättung<br />

von Wirtschaftszyklen. Operiert die Haushaltspolitik also tatsächlich antizyklisch,<br />

das heißt, erreicht sie während Wachstumsphasen einen Überschuss, dann<br />

wirken finanzpolitische Nachfragemaßnahmen nicht inflationär, son<strong>der</strong>n können<br />

die Rückführung des Wachstumsniveaus auf den Trendwert ermöglichen.

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