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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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d i e gr e n z e n d e r e u r o p ä i S c H e n ar b e i t S M a r k t i n t e g r a t i o n 283<br />

noch weitere Einflussfaktoren. Der erste ist institutioneller Art: Negative <strong>Integration</strong><br />

ist in den <strong>europäischen</strong> Verträgen von Anfang an institutionalisiert worden.<br />

Durch Interventionen <strong>der</strong> Kommission gegen Vertragsverletzungen sowie<br />

durch Entscheidungen des EuGH (Scharpf 1996: 15) ist sie ständig ausgebaut<br />

worden. Positive <strong>Integration</strong> hängt dagegen davon ab, ob sich die nationalen<br />

Regierungen im Ministerrat einigen können. In diesem Prozess intergouvernementaler<br />

Entscheidungsfindung sind etliche Hin<strong>der</strong>nisse zu überwinden (ebd.).<br />

<strong>Die</strong>s gilt umso mehr, als in vielen Bereichen positiver <strong>Integration</strong> einstimmig<br />

entschieden werden muss. Negative <strong>Integration</strong> wird somit, institutionell betrachtet,<br />

weniger stark behin<strong>der</strong>t als positive <strong>Integration</strong>.<br />

Der zweite Faktor ist die Heterogenität europäischer Staaten in Bezug auf<br />

ihre Institutionen, Traditionen und Interessen. <strong>Die</strong>s betrifft insbeson<strong>der</strong>e ihre<br />

Sozialsysteme, die Beziehungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, die<br />

Regulierung des Arbeitsmarktes sowie an<strong>der</strong>e Bereiche positiver Regulierung.<br />

<strong>Die</strong>se Heterogenität stärkt den Wunsch, in den genannten Bereichen die nationale<br />

Souveränität zu bewahren und erschwert folglich eine Einigung auf Elemente<br />

positiver <strong>Integration</strong> (Scharpf 1996, 2002). Mit den Erweiterungsrunden<br />

<strong>der</strong> Jahre 2004 und 2007 haben die Anzahl <strong>der</strong> Mitgliedstaaten und die institutionelle<br />

Vielfalt innerhalb <strong>der</strong> EU deutlich zugenommen. <strong>Die</strong> Heterogenität <strong>der</strong><br />

EU ist dadurch drastisch gestiegen, was die Chance für Maßnahmen positiver<br />

<strong>Integration</strong> weiter verkompliziert.<br />

<strong>Die</strong> folgenden Abschnitte diskutieren die Entwicklung <strong>der</strong> Arbeitsmarktregulierung<br />

auf europäischer Ebene, die politischen Prozesse, die ihr zugrunde<br />

liegen, sowie die Bedeutung institutioneller Heterogenität. Es wird gezeigt, dass<br />

die Arbeitsmarktregulierung als Beispiel für einan<strong>der</strong> zuwi<strong>der</strong>laufende Projekte<br />

angesehen werden kann, die von Koalitionen mit gegensätzlichen Zielen verfolgt<br />

werden.<br />

3 Auf dem Weg zu einem <strong>europäischen</strong> Arbeitsmarkt?<br />

3.1 Regulierung des <strong>europäischen</strong> Arbeitsmarktes<br />

Wie bereits betont, stand von Anfang an die Wirtschaftsintegration im Zen trum<br />

<strong>der</strong> <strong>europäischen</strong> Einigung. Sie ist seither in hohem Tempo fortgeschritten: Mit<br />

dem Binnenmarkt wurden weite Teile nationaler Souveränität auf die europäische<br />

Ebene übertragen. Begleitet wurde die Schaffung eines einheitlichen<br />

Marktes durch ein umfassendes System wirtschafts- und finanzpolitischer Regeln<br />

und Auflagen. Auf dem Arbeitsmarkt sieht die Situation allerdings an<strong>der</strong>s<br />

aus. Durch die starke Betonung <strong>der</strong> Wirtschaftsintegration überließen die Römi-

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