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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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282 M a a r t e n ke u n e<br />

integration verfolgt, aber gleichzeitig versucht, den Markt gegen politische Eingriffe<br />

abzuschirmen. <strong>Die</strong>s soll durch Wi<strong>der</strong>stand gegen die Schaffung eines<br />

einheitlichen politischen Systems und durch die Ablehnung von Maßnahmen<br />

zur positiven Marktregulierung erreicht werden. Das neoliberale Projekt setzt<br />

sich für die Beibehaltung nationaler Souveränität ein. Dadurch sollen Entscheidungsbefugnisse<br />

dezentralisiert bleiben und zwischen den nationalen Regierungen<br />

ein Wettbewerb um günstige ordnungspolitische Rahmenbedingungen in<br />

Gang gesetzt werden. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite steht das »Projekt des regulierten<br />

Kapitalismus«, das Marktintegration durch positive Regelungen, die den Markt<br />

verbessern und för<strong>der</strong>n sollen, flankiert sehen möchte. <strong>Die</strong> europäische Governance<br />

soll dadurch eine sozialdemokratische Prägung erhalten. <strong>Die</strong>ses Projekt<br />

for<strong>der</strong>t europäische Regelungen zur Bereitstellung öffentlicher Güter, um die<br />

Funktionsfähigkeit <strong>der</strong> <strong>europäischen</strong> Wirtschaft zu stärken und ihre Wettbewerbsfähigkeit<br />

basierend auf Qualität, Produktivität und Technologie zu verbessern.<br />

Gefor<strong>der</strong>t wird auch eine Erhöhung <strong>der</strong> Regelungsdichte auf europäischer<br />

Ebene hinsichtlich verschiedener Arten <strong>der</strong> Partnerschaft – einschließlich des<br />

Sozialen Dialogs zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeberorganisationen –<br />

sowie <strong>der</strong> sozialen Solidarität, damit Einkommensschwächere im Marktwettbewerb<br />

bessere Chancen haben (Hooghe/Marks in diesem Band). 1<br />

<strong>Die</strong> Zusammensetzung <strong>der</strong> beiden konkurrierenden Koalitionen verän<strong>der</strong>t<br />

sich mit <strong>der</strong> Zeit. Sozialdemokratische Parteien, einige christdemokratische Parteien<br />

sowie nationale und europäische Gewerkschaften befürworten eher das<br />

Projekt des regulierten Kapitalismus. Umgekehrt setzen sich liberale und viele<br />

konservative Parteien, Kapitaleigner, multinationale Unternehmen sowie nationale<br />

und europäische Arbeitgeberorganisationen in <strong>der</strong> Regel für das neoliberale<br />

Projekt ein. Weniger eindeutig ist die Position <strong>der</strong> supranationalen Akteure: So<br />

unterstützte die EU-Kommisson unter Präsident Delors auch gegen internen<br />

Wi<strong>der</strong>stand den regulierten Kapitalismus, während die Barroso-Kommission<br />

liberaler orientiert ist. In ähnlicher Weise hängt die politische Ausrichtung des<br />

EU-Ministerrates von <strong>der</strong> politischen Situation in den einzelnen Mitgliedstaaten<br />

ab. Auch die des Europäischen Parlaments verän<strong>der</strong>t sich mit dessen parteipolitischer<br />

Zusammensetzung. Der EuGH hat beim Voranbringen von Regelungen<br />

zur negativen wie zur positiven <strong>Integration</strong> häufig eine Schlüsselrolle innegehabt.<br />

Daraus folgt, dass sowohl die Stärke <strong>der</strong> beiden Koalitionen als auch die<br />

Ergebnisse ihrer Auseinan<strong>der</strong>setzungen variieren.<br />

<strong>Die</strong> tatsächlichen Ergebnisse hängen zum großen Teil von <strong>der</strong> Zusammensetzung<br />

<strong>der</strong> Koalitionen und ihren jeweiligen Machtressourcen ab. Doch es gibt<br />

1 <strong>Die</strong>s sind die zwei in Europa wichtigsten Projekte, aber natürlich nicht die einzigen. So sind in<br />

einigen Län<strong>der</strong>n politische Akteure des linken Flügels gegen die Vertiefung des Binnenmarktes.

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