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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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Negative und positive <strong>Integration</strong><br />

Fritz W. Scharpf<br />

<strong>Die</strong>ses Kapitel beschäftigt sich mit den Wirkungen <strong>der</strong> <strong>europäischen</strong> <strong>Integration</strong><br />

auf das Grundproblem traditioneller wie mo<strong>der</strong>ner <strong>Politische</strong>r <strong>Ökonomie</strong>: <strong>Die</strong><br />

Arbeitsteilung zwischen Staat und Markt. Im Mittelpunkt steht die »negative<br />

<strong>Integration</strong>« und ihr einzigartiger Erfolg bei <strong>der</strong> Beseitigung <strong>der</strong> in den Nachkriegsjahrzehnten<br />

gewonnenen Kontrolle des Nationalstaates über seine ökonomischen<br />

Außengrenzen. Durch die »Konstitutionalisierung« des Wettbewerbsrechts<br />

haben die Europäische Kommission und <strong>der</strong> Europäische Gerichtshof<br />

den Mitgliedstaaten die Möglichkeit genommen, die zunehmend mobileren<br />

finanziellen und wirtschaftlichen Interaktionen jeweils eigenen marktkorrigierenden<br />

Regelungen zu unterwerfen. <strong>Die</strong>ser Kompetenzverlust auf <strong>der</strong> nationalen<br />

Ebene könnte im Prinzip durch eine Politik <strong>der</strong> »positiven <strong>Integration</strong>«<br />

kompensiert werden. Aber da Maßnahmen <strong>der</strong> positiven <strong>Integration</strong> von einem<br />

weitgehenden Einvernehmen <strong>der</strong> nationalen Regierungen im Ministerrat<br />

abhängen, können sie leicht durch Interessenkonflikte zwischen ihnen blockiert<br />

werden. Der <strong>europäischen</strong> <strong>Integration</strong> wohnt somit eine Asymmetrie zwischen<br />

negativer und positiver <strong>Integration</strong> inne, die die Balance zwischen Staat und<br />

Markt systematisch zuungunsten des Staates und seiner Fähigkeit, regulierend in<br />

Marktprozesse einzugreifen, verschiebt.<br />

1 Ziele <strong>der</strong> regionalen <strong>Integration</strong><br />

<strong>Die</strong> europäische <strong>Integration</strong> wurde weniger aus wirtschaftlichen denn aus politischen<br />

Motiven begonnen – von Frankreich, um eine dauerhaftere Kontrolle<br />

über das Machtpotenzial Deutschlands zu erlangen, als dies nach dem Ersten<br />

Weltkrieg <strong>der</strong> Fall war, und von Deutschland, um dem Schicksal einer »ausgestoßenen«<br />

Nation zu entrinnen (Urwin 1991). Als man jedoch, nach dem Scheitern<br />

Bei diesem Text handelt es sich um leicht überarbeitete Abschnitte aus dem im Jahr 1999 im Campus<br />

Verlag erschienenen Band Regieren in Europa: Effektiv und demokratisch? von Fritz W. Scharpf.

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