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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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434 H e n r i k en d e r l e i n<br />

4 <strong>Die</strong> tatsächlich durchgeführten Reformen –<br />

eine Übersicht<br />

<strong>Die</strong>ser Abschnitt fasst die Reformen finanzpolitischer und lohnpolitischer Institutionen<br />

in den Mitgliedslän<strong>der</strong>n des Euroraums von Mitte <strong>der</strong> Neunzigerjahre<br />

bis zum Jahr 2004 zusammen. Im Rahmen dieses Kapitels kann kein systematischer<br />

Test alternativer Hypothesen vorgenommen werden. <strong>Die</strong> Darstellung<br />

beschränkt sich daher auf eine kurze Beschreibung und arbeitet die mögliche<br />

Kausalbeziehung zum Euro-Beitritt heraus. Eine detaillierte Analyse mit Län<strong>der</strong>kapiteln<br />

findet sich in En<strong>der</strong>lein (2004).<br />

In <strong>der</strong> Tat zeigt sich, dass die meisten Eurolän<strong>der</strong> dort in den Neunzigerjahren<br />

auf die Neuordnung institutioneller Regeln in <strong>der</strong> Finanz- und Lohnpolitik<br />

drängten, wo eine solche Anpassung aufgrund <strong>der</strong> hier vorgenommenen<br />

Analyse zu erwarten war. In <strong>der</strong> Finanzpolitik zeigt sich ein klarer Trend zur<br />

Stärkung des Finanzministers (Hallerberg/Strauch/von Hagen 2001, siehe auch<br />

Hallerberg 2004), während viele dezentralisierte Län<strong>der</strong> gleichzeitig eine Einschränkung<br />

subnationaler Ausgabenautonomie betrieben (vor allem im Rahmen<br />

nationaler Stabilitätspakte). Im Bereich <strong>der</strong> Lohnpolitik erfolgten in denjenigen<br />

Län<strong>der</strong>n, die mit hohen Inflationswerten zu rechnen hatten, stärkere Koordinierungsprozesse<br />

und auch <strong>der</strong> Regierungseinfluss stieg an – oft im Rahmen<br />

sogenannter Sozialer Pakte (Hancké/Soskice 2003 and Hassel 2003). Tabelle 8<br />

fasst die Reformen zusammen.<br />

4.1 Institutionelle Anpassungsprozesse in Län<strong>der</strong>n mit hohen Realzinsen<br />

In Belgien, Deutschland, Frankreich und Österreich standen Reformen <strong>der</strong> finanzpolitischen<br />

Institutionen im Vor<strong>der</strong>grund. Vor dem Beitritt zur Währungsunion<br />

hatten drei <strong>der</strong> vier Län<strong>der</strong> kein adäquates Instrumentarium zur Verfügung.<br />

Nur Frankreich erfüllte die Kriterien fiskalpolitischer Handlungsfähigkeit.<br />

Belgien und Österreich führten die erwarteten Reformen durch, während in<br />

Deutschland keine fundamentalen Än<strong>der</strong>ungen vollzogen wurden.<br />

Belgien orientierte sich ab März 1992 direkt an <strong>der</strong> Geldpolitik <strong>der</strong> Bundesbank.<br />

Zu diesem Zeitpunkt gab die Belgische Nationalbank (BNB) bekannt,<br />

keine weiteren Abwertungen gegenüber <strong>der</strong> D-Mark zuzulassen, selbst wenn<br />

dadurch konjunkturelle Schwankungen in Kauf genommen werden mussten.<br />

Zudem wurde, beginnend im Jahr 1994, die Effektivität des finanzpolitischen<br />

Prozesses deutlich gestärkt. <strong>Die</strong> belgische Regierung beauftragte den Conseil<br />

Supérieur des Finances (CSF), <strong>der</strong> bis dahin ein einfaches Beratungsgremium<br />

für die Regierung gewesen war, bindende Haushaltseckwerte zu erlassen, die die

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