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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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d i e en t S t e H u n g e i n e S p o l i t i S c H e n ge M e i n w e S e n S 187<br />

1999 jeweils mehr als 5 Prozent ihres BIP aus den Kohäsionsfonds erhielten<br />

(Hooghe 1996b).<br />

Im nächsten Schritt wurde die Beschäftigungspolitik als Russische Puppe<br />

in die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion eingefügt. Da mit <strong>der</strong><br />

Währungsunion wichtige Kompetenzen auf die europäische Ebene verlagert<br />

wurden, setzten sich Delors und seine Mitstreiter dafür ein, dass die EU auch<br />

eine Rolle im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit und beim Erhalt des Sozialstaates<br />

spielen konnte. Das Delors-Weißbuch »Wachstum, Wettbewerbsfähigkeit<br />

und Beschäftigung« setzte Beschäftigungsfragen auf die europäische Agenda.<br />

Angestachelt durch Gewerkschaften, sozialistische Parteien und Teile <strong>der</strong><br />

Europäischen Kommission (vor allem DG V, Soziale Angelegenheiten), griff<br />

die Santer-Kommission dieses Thema auf. Vor allem Sozialdemokraten, ob in<br />

Regierungsverantwortung o<strong>der</strong> nicht, übten Druck auf die Kommission aus,<br />

sich als Gegengewicht zur Währungsunion dafür einzusetzen, dass die EU verbindlich<br />

zum Kampf gegen die Arbeitslosigkeit verpflichtet würde. Im Ergebnis<br />

wurden 1997 einige Vorschriften zur Beschäftigungspolitik in den Vertrag von<br />

Amsterdam aufgenommen.<br />

Das dritte Element von Delors’ Strategie war <strong>der</strong> Versuch, ein »Europa <strong>der</strong><br />

Bürger« zu schaffen. <strong>Die</strong>sem Ziel diente einerseits eine Sozialcharta, in <strong>der</strong> mehr<br />

als dreißig soziale Grundrechte, überwiegend für Arbeitnehmer, festgeschrieben<br />

werden sollten. An<strong>der</strong>erseits sollten Maßnahmen zur sozialpolitischen Harmonisierung<br />

ergriffen werden und, entscheidend für Delors, <strong>der</strong> Soziale Dialog<br />

gestärkt werden. In Maastricht einigten sich elf von zwölf Regierungen (alle<br />

bis auf Großbritannien) darauf, <strong>der</strong> Sozialcharta rechtliche Verbindlichkeit zu<br />

verleihen (Lange 1993). Dennoch müssen Sozialcharta und Sozialprotokoll den<br />

Befürwortern eines vollwertigen <strong>europäischen</strong> Sozialstaates als viel Lärm um<br />

nichts erscheinen (Lange 1993; Leibfried/Pierson 1996; Rhodes 1993; Ross<br />

1993; Streeck 1996). Denn obwohl die EU eine immer wichtigere Rolle in diesen<br />

Politikfel<strong>der</strong>n spielt, fallen die EU-Kompetenzen in <strong>der</strong> Sozialpolitik und in den<br />

industriellen Beziehungen hinter ambitionierte Plänen zurück, <strong>der</strong> <strong>europäischen</strong><br />

<strong>Integration</strong> eine soziale Dimension hinzuzufügen (Cram 1997; Leibfried/Pierson<br />

1995, 1996).<br />

<strong>Die</strong> Kommission muss nicht die Vertragsgrundlage <strong>der</strong> EU än<strong>der</strong>n, um den<br />

regulierten Kapitalismus zu för<strong>der</strong>n. Sie konnte auch so immer wie<strong>der</strong> neue<br />

Kompetenzen in bestehenden Institutionen verankern. So diente die Verwaltung<br />

<strong>der</strong> Strukturfonds als Dach für neue Politiken in den Bereichen Umweltschutz,<br />

Berufsbildung, beschäftigungsför<strong>der</strong>nde Infrastrukturinvestitionen, Zusam<br />

menarbeit bei neuen Technologien, Forschung und Entwicklung sowie für<br />

die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Sozialpartnerschaft (Hooghe 1996a). Der Europäische Rechnungshof<br />

schätzte 1992, dass fast drei Viertel <strong>der</strong> Ausgaben für den EU-Um-

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