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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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n a t i o n a l e So z i a l S t a a t e n i n d e r eu r o p ä i S c H e n un i o n 341<br />

die als äußerer Verteidigungsring des Wohlfahrtsstaates diente (Leibfried 2001),<br />

die Gefahr, dass auf allen Ebenen <strong>der</strong> Union Outputlegitimät verringert wird,<br />

sofern keine kompensatorische Re-Regulierung auf europäischer Ebene gelingt.<br />

Auch die indirekten Konsequenzen <strong>der</strong> Marktschaffung in Gestalt des Primats<br />

<strong>der</strong> Haushaltskonsolidierung und des verschärften Steuerwettbewerbs, wodurch<br />

Steuerlasten verstärkt auf immobile Produktionsfaktoren verlagert werden, können<br />

die soziale Kohäsion auf nationalstaatlicher Ebene beeinträchtigen. Kurz:<br />

<strong>Die</strong> ökonomische <strong>Integration</strong> kann zu einer ernsten Gefahr für das <strong>Integration</strong>sprojekt<br />

selbst werden, sofern es nicht gelingt, die freigesetzten Marktkräfte<br />

sozialstaatlich einzuhegen.<br />

Bevor wir im dritten Teil Chancen und mögliche Wege einer Europäisierung<br />

von Sozialstaatlichkeit ausloten, sollen zunächst Mechanismen und Prozesse diskutiert<br />

werden, die den Druck in diese Richtung potenziell verstärken könnten.<br />

2 Instabilitäten nationaler Sozialstaaten als Antriebskräfte<br />

für Europäisierung<br />

2.1 Exogen-europäische Gründe für sozialstaatliche Instabilitäten mit<br />

europäischem Spin<br />

Zunächst sei eine Reihe von Faktoren angeführt, die »von außerhalb« auf den<br />

Nationalstaat einwirken und die die Entwicklung des nationalen Sozialstaates in<br />

eine europäische Richtung treiben könnten.<br />

1. <strong>Die</strong> »hinkende« Freizügigkeit. Nirgends existiert heute ein Mehrebenensystem,<br />

in dem sich auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> nachrangigen Gebietskörperschaften die<br />

Personenfreizügigkeit, freier Warenverkehr, freie Kapitalmobilität und <strong>Die</strong>nstleistungsfreiheit<br />

institutionell und faktisch voll ausgebildet haben, ohne dass<br />

sozialstaatliche Kompetenzen in stärkerem Umfang zentralisiert wurden. <strong>Die</strong><br />

Spannungen einer solchen Konstruktion werden in Europa momentan wesentlich<br />

nur noch durch die Diskrepanz zwischen rechtlicher und faktischer Personenfreizügigkeit<br />

gedämpft. Spätestens wenn das europäische Mobilitätsniveau<br />

auf dasjenige <strong>der</strong> USA anstiege, würde die <strong>der</strong>zeitige Balkanisierung von Arbeitsmarktpolitik<br />

und Sozialstaat europaweit bald infrage gestellt werden. Solange<br />

die Freizügigkeit nur als rechtliches Potenzial stark ausgebaut ist, und zwar<br />

stärker als in den USA <strong>der</strong> Sechzigerjahre, solange sind die Wohlfahrtsstaaten<br />

nur »einsturzgefährdete«, aber noch keine einstürzenden »Altbauten«.<br />

2. Das Gefälle zwischen europäischer Währungs­, Haushalts­ und nationaler Sozialpolitik.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> EWU und <strong>der</strong> sie flankierenden Konvergenzkriterien

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