07.01.2013 Aufrufe

Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

410 n a c H b e t r a c H t u n g V o n pe t e r a. Ha l l u n d ro b e r t j. fr a n z e S e , jr .<br />

neuen EZB ähnlich war, haben sich nicht erfüllt: Für Deutschland erwies sich<br />

<strong>der</strong> Übergang als beson<strong>der</strong>s schwierig. Obwohl unser Beitrag einen Zeitraum<br />

mit Inflationsproblemen analysierte, haben sich im darauf folgenden Zeitraum<br />

mit vergleichsweise niedrigen Wachstums- und Inflationsraten analoge Probleme<br />

entwickelt. Angesichts hoher Realzinsen und einer ausgeprägten Sparneigung <strong>der</strong><br />

Beschäftigten sah sich die deutsche Regierung außerstande, die von Arbeitslosigkeit<br />

geplagte Wirtschaft mit hinreichend expansiven Maßnahmen anzukurbeln.<br />

Sie musste einen schwierigeren Weg aus <strong>der</strong> Rezession finden: Einen, <strong>der</strong> auf Exportsteigerungen<br />

statt auf Steigerungen <strong>der</strong> inländischen Nachfrage, auf Steigerungen<br />

<strong>der</strong> Arbeitsproduktivität bei gleichzeitiger Reallohnzurückhaltung setzte.<br />

Unsere politökonomische Perspektive unterscheidet sich in einem weiteren<br />

wichtigen Punkt von Ansätzen des ökonomischen Mainstreams, die den Analysen<br />

<strong>der</strong> Zentralbankunabhängigkeit häufig zugrunde liegen. Der wirtschaftswissenschaftliche<br />

Mainstream neigt dazu, nationale Unterschiede in <strong>der</strong> Organisation<br />

politischer <strong>Ökonomie</strong>n als Anomalien zu behandeln, als Abweichungen von<br />

optimalen Praktiken, die in dem Maße erodieren sollten, in dem die Offenheit<br />

und Wettbewerbsintensität internationaler Märkte zunimmt, und die unter zunehmendem<br />

Effizienzdruck gänzlich verschwinden werden. <strong>Die</strong> Mainstream-<br />

Perspektive hatte für die Analyse <strong>der</strong> EWU in <strong>der</strong> Tat Vorzüge: Sie lenkte den<br />

Blick darauf, dass <strong>der</strong> Übergang zur EWU »strukturelle Anpassungen« in den<br />

Mitgliedslän<strong>der</strong>n in Gang setzen würde. Da die nationale Geldpolitik zur Abfe<strong>der</strong>ung<br />

asymmetrischer Schocks nicht mehr genutzt werden konnte, wurden<br />

Reformen <strong>der</strong> Arbeitsmarktregulierung erwartet – Reformen, die den Marktprozess<br />

befähigen sollten, die entsprechenden Anpassungsleistungen zu vollbringen.<br />

Und tatsächlich gingen von <strong>der</strong> EWU Anstöße in diese Richtung aus (vgl.<br />

dazu auch En<strong>der</strong>lein in diesem Band).<br />

Indes erklärt die politökonomische Perspektive, warum diese Entwicklung<br />

weniger rasant und monolithisch verlief, als auf Grundlage <strong>der</strong> Mainstream-<br />

Perspektive zu erwarten wäre. Nicht nur politischer Wi<strong>der</strong>stand determiniert<br />

die Geschwindigkeit von Reformen, auch wenn dies ein wichtiger Faktor sein<br />

kann. Problemstellungen, die in manchen Län<strong>der</strong>n durch marktgetriebene Anpassungsprozesse<br />

bearbeitet werden, werden in an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n durch Formen<br />

strategischer Koordination bewältigt, die Aushandlungsprozesse zwischen Firmen<br />

und Produzentengruppen einschließen. Ein Punkt unseres Beitrags war,<br />

dass solche Arten strategischer Koordination Effizienzen bereitstellen können,<br />

die sich von denen <strong>der</strong> Marktkoordination unterscheiden. Effizienzdruck auf<br />

mo<strong>der</strong>ne <strong>Ökonomie</strong>n muss deshalb nicht unbedingt in Abkehr von strategischer<br />

Koordination resultieren. Stattdessen kann er auch die Akteure anhalten,<br />

die Effizienz strategischer Koordination zu erhöhen. Das geschah in mehreren<br />

<strong>der</strong> nord<strong>europäischen</strong> <strong>Ökonomie</strong>n.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!