07.01.2013 Aufrufe

Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

w a n d e l d u r c H d e n eu r o 423<br />

deshalb auch darin unterscheiden, wie flexibel sie auf den ökonomisch hervorgerufenen<br />

Anpassungsdruck nach dem EWWU-Beitritt reagieren können.<br />

2.2 Finanzpolitik<br />

In <strong>der</strong> Finanzpolitik ist die stabilitätspolitische Handlungsfreiheit einerseits von<br />

<strong>der</strong> Finanzverfassung abhängig, an<strong>der</strong>erseits vom nationalen Prozess <strong>der</strong> Haushaltsgesetzgebung.<br />

Wie Scharpf (1987: 263–264) argumentiert, beeinflusst die Finanzverfassung<br />

die fiskalpolitische Handlungsfähigkeit des Staates vor allem in zweierlei<br />

Hinsicht:<br />

– Da eine antizyklische Nachfragesteuerung vom Zentralstaat getragen werden<br />

muss, hängt die Steuerungsfähigkeit <strong>der</strong> Fiskalpolitik in starkem Maß<br />

vom Grad <strong>der</strong> finanzpolitischen Zentralisierung ab.<br />

– Darüber hinaus sind Staaten mit einer höheren Staatsquote besser positioniert,<br />

Stabilisierungen durchzuführen, weil schon geringe prozentuale Än<strong>der</strong>ungen<br />

des Haushalts relativ große Wirkungen auf die volkswirtschaftliche<br />

Gesamtnachfrage nach sich ziehen.<br />

<strong>Die</strong> finanzpolitische Stabilisierung von Wirtschaftszyklen fällt also Staaten am<br />

schwersten, die dezentralisiert sind, eine recht geringe Staatsquote aufweisen<br />

o<strong>der</strong> beide Elemente kombinieren.<br />

Neben <strong>der</strong> Hebelwirkung <strong>der</strong> zentralstaatlichen Ausgaben ist allerdings auch<br />

die Steuerbarkeit des Hebels selbst von Bedeutung. Wie eine ganze Reihe von<br />

finanzwissenschaftlichen und politikwissenschaftlichen Arbeiten gezeigt hat,<br />

variiert die Steuerbarkeit <strong>der</strong> Finanzpolitik entlang unterschiedlicher Formen<br />

haushaltspolitischer Prozesse (von Hagen 1992; von Hagen/Harden 1995; von<br />

Hagen/Hallerberg 1997). Das zentrale Argument dieser Arbeiten zielt darauf<br />

ab, dass sich ein Haushaltsprozess, <strong>der</strong> nicht explizit von einem konstitutionell<br />

herausragenden Akteur dominiert werden kann (»logic of delegation«), o<strong>der</strong><br />

dessen aggregierte Ausgabenvarianz nicht ex ante vertraglich festgeschrieben<br />

wird (»logic of commitment«), regierungsinternen Verhandlungsprozessen unterworfen<br />

ist, die eine schwer kontrollierbare Varianz des Ausgabenvolumens<br />

zur Folge hat. Ursprünglich ging es dieser Literatur um die Fähigkeit einzelner<br />

Staaten, Haushaltsdefizite und Staatsschulden gezielt zu bewältigen. Dass sich<br />

aus dieser speziellen Anwendung jedoch auch eine Logik ableiten lässt, die auf<br />

die Stabilitätsproblematik anwendbar ist, liegt auf <strong>der</strong> Hand: Nur wenn sich das<br />

gesamtstaatliche Ausgabenvolumen gezielt steuern lässt, kann finanzpolitische<br />

Stabilisierung überhaupt erfolgen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!