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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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d i e gr e n z e n d e r e u r o p ä i S c H e n ar b e i t S M a r k t i n t e g r a t i o n 297<br />

an den Sozialleistungen) ist in den Nie<strong>der</strong>landen etwa fünfzehnmal höher als in<br />

Bulgarien, in Deutschland ist es etwa viermal höher als in Polen. Der Lohnanteil<br />

am BIP variiert von 42,3 Prozent in <strong>der</strong> Slowakei bis 66 Prozent in Rumänien. In<br />

9 <strong>der</strong> 27 Mitgliedstaaten beträgt das BIP pro Kopf in Kaufkraftstandard (KKS)<br />

weniger als 75 Prozent des EU-Durchschnitts, während es in 7 Mitgliedstaaten<br />

mehr als 120 Prozent beträgt. Weitere Unterschiede gibt es bei <strong>der</strong> Erwerbstätigenquote,<br />

die zwischen 54,5 Prozent in Polen und 77,4 Prozent in Dänemark<br />

variiert. Während in Estland nur 2,7 Prozent <strong>der</strong> Beschäftigten einen befristeten<br />

Vertrag haben, trifft dies in Spanien auf 34 Prozent <strong>der</strong> Beschäftigten zu.<br />

<strong>Die</strong> Heterogenität <strong>der</strong> Arbeitsmärkte ist also beachtlich. <strong>Die</strong> Bedeutung dieser<br />

Aussage für das vorliegende Kapitel liegt darin, dass verschiedene Län<strong>der</strong><br />

und spezielle Gruppen von Akteuren in diesen Län<strong>der</strong>n vor unterschiedlichen<br />

Problemen stehen und unterschiedliche Interessen, Traditionen und Ansichten<br />

darüber haben, welche Lösungen wünschenswert o<strong>der</strong> machbar sind. Aus einer<br />

nationalen Perspektive betrachtet, wirft dies die Frage auf, inwieweit gemeinsame<br />

europäische Regelungen und eine gemeinsame Arbeitsmarktpolitik<br />

überhaupt Nutzen stiften und erschwert dementsprechend die Zustimmung zu<br />

ihnen. <strong>Die</strong>s gilt nicht nur für die nationalen Regierungen. So haben Gewerkschaften<br />

manchmal ähnliche Schwierigkeiten bei <strong>der</strong> Entwicklung gemeinsamer<br />

europäischer Positionen. <strong>Die</strong> Heterogenität behin<strong>der</strong>t auch ihre Bemühungen,<br />

Strategien für län<strong>der</strong>übergreifende Tarifverhandlungen zu entwickeln (siehe<br />

Schäfer/Streeck in diesem Band).<br />

An<strong>der</strong>erseits gibt es, ungeachtet aller Unterschiede, eine Reihe gemeinsamer,<br />

korrelieren<strong>der</strong> Trends auf dem Arbeitsmarkt, die sich aus ähnlichen Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

ergeben. Ein übereinstimmen<strong>der</strong> Trend ist das mo<strong>der</strong>ate Lohnwachstum.<br />

Speziell in <strong>der</strong> EU-15, doch auch in einigen NMS, hinkt das Wachstum <strong>der</strong><br />

Löhne seit einiger Zeit strukturell dem <strong>der</strong> Produktivität hinterher, was eine Einkommensübertragung<br />

vom Faktor Arbeit auf den Faktor Kapital sowie ein kontinuierliches<br />

Absinken des Lohnanteils am BIP zur Folge hat (siehe Schäfer/<br />

Streeck in diesem Band, Abbildung 2). Zwischen 1995 und 2007 sank die Lohnquote<br />

in <strong>der</strong> EU-27 von 59,6 auf 57,1 Prozent und in <strong>der</strong> Eurozone von 59,4 auf<br />

55,6 Prozent. 9 Ein weiterer gemeinsamer Trend ist die zunehmende Flexibilisierung<br />

<strong>der</strong> Arbeit. <strong>Die</strong>se spiegelt sich vor allem in <strong>der</strong> Zunahme flexibler Verträge<br />

und Arbeitszeitvereinbarungen wi<strong>der</strong>, die in den vergangenen Jahren von einer<br />

Verlängerung <strong>der</strong> Arbeitszeit begleitet wurden (Keune 2006b). Flexibilisierung<br />

9 In dieser Zeitspanne nahm sie nur in Schweden, Großbritannien, Rumänien, Litauen und <strong>der</strong><br />

Tschechischen Republik zu und sank in allen übrigen Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> EU-27. Beson<strong>der</strong>s starke<br />

Rückgänge des Lohnanteils sind in Deutschland, Österreich, Irland, Spanien, Polen, Slowenien<br />

und Bulgarien zu beobachten. Man sollte jedoch festhalten, dass ein Teil <strong>der</strong> Kapitaleinkünfte<br />

auch Arbeitnehmern zugutekommt, beispielsweise durch Pensionsfonds.

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