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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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Politisierung und nationale Identitäten<br />

Eine Nachbetrachtung von Liesbet Hooghe und Gary Marks<br />

In »<strong>Die</strong> Entstehung eines politischen Gemeinwesens« diagnostizierten wir Konfliktlinien<br />

und politische Koalitionen, die sich in <strong>der</strong> EG/EU seit Mitte <strong>der</strong><br />

Achtzigerjahre abzuzeichnen begannen. 1 In dem Maß, wie sich die Europäische<br />

Union zu einem politischen System entwickeln würde, in dem Entscheidungen<br />

getroffen werden, die sich unmittelbar auf das Leben <strong>der</strong> Menschen in den Mitgliedstaaten<br />

auswirken, erwarteten wir eine Politisierung des <strong>Integration</strong>sprozesses.<br />

Folgende Fragen bildeten den Hintergrund für unseren Aufsatz: Was wäre,<br />

wenn die EU nicht bloß ein Mittel zur Internalisierung politischer Externalitäten<br />

o<strong>der</strong> ein Handelsregime wäre, son<strong>der</strong>n ein genuin politisches Gemeinwesen? 2<br />

Was hieße es, wenn die Probleme, mit denen die Europäer konfrontiert sind,<br />

sich nicht auf die Festlegung <strong>der</strong> Agrarpreise o<strong>der</strong> die Bestimmung des Zolls<br />

gegenüber Drittlän<strong>der</strong>n beschränkten? Welche Folgen hätte es, wenn Parteien,<br />

Interessengruppen und soziale Bewegungen feststellen müssten, dass die Nationalstaaten<br />

in eine neue institutionelle Ordnung eingebunden sind, in ein System<br />

<strong>der</strong> Mehrebenen-Governance? Welche rivalisierenden Visionen für dieses politische<br />

System entstünden und welche Konflikte wären zu erwarten? Welche<br />

Akteure würden sich miteinan<strong>der</strong> verbünden?<br />

Um diese Fragen beantworten zu können, analysierten wir die Entstehung<br />

des politischen Gemeinwesens, das sich nach <strong>der</strong> Einheitlichen Europäischen<br />

Akte (1986) in Europa herausbildete. Obwohl wir die Entwicklung nah an den<br />

Fakten und ohne Überabstraktion nachzeichneten, wollten wir dennoch verdeutlichen,<br />

dass die europäische <strong>Integration</strong> nicht von Industriellen, Bürokraten<br />

o<strong>der</strong> Diplomaten, son<strong>der</strong>n von den Spitzen großer politischer Organisationen<br />

bestimmt wurde – Parteien, soziale Bewegungen, Interessengruppen –, die unterschiedliche<br />

Vorstellungen über die Ziele und den institutionellen Aufbau <strong>der</strong><br />

1 Im ursprünglichen Entwurf für den Sammelband Continuity and Change in Contemporary Capitalism<br />

(Kitschelt et al. 1999) hatten wir argumentiert, dass sich die Europäische Gemeinschaft in<br />

ein System <strong>der</strong> multilevel governance wandelt, das zur Erosion <strong>der</strong> nationalen Souveränität führt.<br />

<strong>Die</strong>ser Aufsatz wurde im Journal of Common Market Studies veröffentlicht (siehe Marks/Hooghe/<br />

Blank 1996).<br />

2 Anmerk. d. Übers.: <strong>Die</strong> Autoren sprechen im Original von »polity in the making«.

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