07.01.2013 Aufrufe

Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

230 a r M i n Sc H ä f e r u n d wo l f g a n g St r e e c k<br />

wenn sie dadurch den sozialpolitischen Aktivismus <strong>der</strong> Kommission bremsen<br />

können, haben aber kein Interesse an einer politischen Einhegung <strong>der</strong> Marktkräfte<br />

in <strong>der</strong> EU. 22 <strong>Die</strong> Arbeitgeber müssen sich nicht auf bi- o<strong>der</strong> tripartistische<br />

Verhandlungen einlassen, weil es für sie an<strong>der</strong>e und bessere Wege <strong>der</strong> Einflussnahme<br />

gibt. Das politische Mehrebenensystem <strong>der</strong> EU mit seinem fragmentierten<br />

Entscheidungszentrum bietet Partikularinteressen zahlreiche Ansatzpunkte.<br />

Sie können auf die nationalen Regierungen einwirken o<strong>der</strong> supranationale Institutionen<br />

wie die Europäische Kommission o<strong>der</strong> das Europaparlament ansprechen.<br />

Dabei können Unternehmen entwe<strong>der</strong> selbstständig o<strong>der</strong> durch ihren<br />

Verband handeln. In vielen Fällen verfolgen sie beide Strategien parallel. <strong>Die</strong>s<br />

macht die EU, wie von Streeck und Schmitter (1994: 185) prognostiziert, als politisches<br />

System stärker pluralistisch als ihre korporatistisch geprägten Mitgliedslän<strong>der</strong>,<br />

selbst nach <strong>der</strong>en fortschreiten<strong>der</strong> Liberalisierung (siehe auch Greenwood/Young<br />

2005: 292).<br />

3 Zusammenfassung: Das Ausbleiben des Euro-<br />

Korporatismus und die Liberalisierung <strong>der</strong> <strong>europäischen</strong><br />

politischen <strong>Ökonomie</strong> als Mehrebenenprozess<br />

An<strong>der</strong>s als noch in den Siebzigerjahren erwartet, hat sich die Europäische Union<br />

nicht zu einem klassenkorporatistisch organisierten politischen System entwickelt.<br />

Seit <strong>der</strong> angebotspolitischen Neubestimmung des <strong>europäischen</strong> <strong>Integration</strong>sprozesses<br />

Mitte <strong>der</strong> Achtzigerjahre, die die Voraussetzung für dessen<br />

Wie<strong>der</strong>belebung war, entsteht auf europäischer Ebene ein neuartiges, stark fragmentiertes,<br />

überwiegend pluralistisches Regime <strong>der</strong> Interessenpolitik. <strong>Die</strong>ses repliziert<br />

den nationalen Korporatismus <strong>der</strong> Nachkriegsepoche nicht nur nicht,<br />

son<strong>der</strong>n trägt im Gegenteil als zusätzliche Ursache im Zuge wirtschaftlicher und<br />

politischer Liberalisierung wenn nicht zu seiner Auflösung, dann doch zu seiner<br />

zwischenzeitlichen Überführung in angebotspolitische Bündnisse zwischen<br />

Arbeitgebern und Gewerkschaften (Soziale Pakte) bei. Zu den Aspekten dieser<br />

komplexen Wechselwirkung zwischen <strong>der</strong> nationalen und supranationalen politischen<br />

Ebene gehören:<br />

22 <strong>Die</strong>s geht eindeutig aus <strong>der</strong> Stellungnahme einer <strong>europäischen</strong> Repräsentantin <strong>der</strong> Bundesvereinigung<br />

deutscher Arbeitgeberverbände hervor: »Therefore the only motivation for employers’<br />

organizations to take up negotiations is the threat of even more restrictive regulation, if it is left<br />

to the Commission and the EP. However, this negative motivation is rather weak and becomes<br />

less and less credible as a basis for the development of the negotiating practice at EU-level from<br />

the employers’ perspective« (Hornung-Draus 2002: 218–219).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!