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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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176 l i e S b e t Ho o g H e u n d ga r y Ma r k S<br />

zählen, die von den Christdemokraten über Großunternehmen bis zur Kommission<br />

reichte. Bei ihrer Ablehnung positiver Regulierung und im Wi<strong>der</strong>stand<br />

gegen die Entstehung eines politischen Gemeinwesens haben die Neoliberalen<br />

weniger Verbündete. Doch wenn es, wie in diesen Fällen, darum geht, Än<strong>der</strong>ungen<br />

zu blockieren, ist die Ausgangslage strategisch günstig, da institutionelle<br />

Reformen <strong>der</strong> Zustimmung aller Mitgliedstaaten bedürfen, und Maßnahmen zur<br />

positiven Regulierung selbst bei qualifizierten Mehrheitsentscheidungen etwa<br />

70 Prozent <strong>der</strong> Stimmen im Ministerrat erfor<strong>der</strong>n.<br />

<strong>Die</strong> hohen Einigungshürden haben <strong>der</strong> britischen Regierung geholfen, die<br />

Entwicklung einer <strong>europäischen</strong> Sozial- und Umweltpolitik ebenso wie die<br />

Regulierung <strong>der</strong> industriellen Beziehungen o<strong>der</strong> eine eigenständige Industriepolitik<br />

auf europäischer Ebene zu behin<strong>der</strong>n. <strong>Die</strong> Regierungen Thatcher und<br />

Major haben darüber hinaus institutionelle Reformen, wie die Ausweitung von<br />

Mehrheitsentscheidungen, blockiert. Als über die Einheitliche Europäische<br />

Akte verhandelt wurde, schlugen Vertreter Frankreichs und Deutschlands vor,<br />

qualifizierte Mehrheitsentscheidungen auf eine Reihe weiterer Politikbereiche<br />

auszudehnen, unter an<strong>der</strong>em auf die Fel<strong>der</strong> Binnenmarkt, Umwelt, Sozialpolitik<br />

sowie Forschungs- und Technologiepolitik. Doch die Briten, unterstützt durch<br />

Griechen und Dänen, bevorzugten eine begrenzte und informelle Regelung.<br />

Schließlich gelang es Thatcher, Mehrheitsentscheidungen auf den Binnenmarkt<br />

zu begrenzen (Moravcsik 1991).<br />

Das Einstimmigkeitserfor<strong>der</strong>nis stärkt die Position <strong>der</strong> Neoliberalen, wenn<br />

es auch gelegentlich ihren Interessen zuwi<strong>der</strong> läuft. So gelang es den süd<strong>europäischen</strong><br />

Län<strong>der</strong>n, die redistributive EU-Kohäsionspolitik erst durchzusetzen<br />

und später auszuweiten, indem die Regierungen drohten, an<strong>der</strong>nfalls EEA<br />

und Maastrichter Vertrag abzulehnen. Einstimmigkeit ist ein zweischneidiges<br />

Schwert, da es nicht nur Innovationen hemmt, son<strong>der</strong>n auch die Beseitigung<br />

einmal geschaffener Regulierung erschwert. Wenn die Kohäsionspolitik einmal<br />

ins Leben gerufen ist, müssen die Neoliberalen einen harten Kampf führen, sie<br />

wie<strong>der</strong> abzuschaffen. Allerdings haben Neoliberale insgesamt davon profitiert,<br />

dass die EU-Entscheidungsregeln es eher erschweren, Märkte zu regulieren als<br />

Handelsschranken abzubauen. Eine positive Regulierung <strong>der</strong> Märkte benötigt<br />

die Zustimmung aller Mitgliedstaaten zu einer Reihe von Minimalstandards,<br />

und Versuche, solche Standards zu etablieren, erfor<strong>der</strong>n üblicherweise Rechtsetzung.<br />

Bevor die Regulierung wirksam werden kann, muss sie das Labyrinth<br />

des <strong>europäischen</strong> Gesetzgebungsprozesses durchlaufen. Im Gegensatz dazu legt<br />

die negative Marktregulierung (negative <strong>Integration</strong>) nur die Bedingungen fest,<br />

wann Handelsschranken zulässig o<strong>der</strong> unzulässig sind. Nach <strong>der</strong> Festlegung einer<br />

allgemeinen Regel obliegt die Überwachung und Durchführung einer Regulierungsbehörde<br />

o<strong>der</strong> den Gerichten. Unter Anwendung <strong>der</strong> Vorschrift, dass

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