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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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d e r e g u l i e r t e St e u e r p o l i t i k 317<br />

Unternehmensgewinnen mehr als kompensiert wird. Kleinere Staaten haben<br />

daher im Gleichgewicht niedrigere Steuersätze als große Staaten.<br />

Wenn tatsächlich <strong>der</strong> Steuerwettbewerb den allgemeinen Fall <strong>der</strong> Körperschaftsteuersätze<br />

seit den Achtzigerjahren (mit-)verursacht hat, dann sollten<br />

wir deshalb beobachten können, dass mit diesem Fall auch die Korrelation von<br />

Steuersatz und Landesgröße steigt. <strong>Die</strong> Sätze sollten nicht nur allgemein fallen,<br />

son<strong>der</strong>n kleine Län<strong>der</strong> sollten auch systematisch die Sätze großer Län<strong>der</strong> unterbieten.<br />

Abbildung 1 bestätigt diese Vermutung. Sie zeigt, dass es in den frühen<br />

Acht zigerjahren so gut wie keine systematische Beziehung zwischen dem Unternehmenssteuersatz<br />

und <strong>der</strong> Landesgröße <strong>der</strong> EU-15-Staaten gab. Der Steuerwettbewerb<br />

spielte also offenbar keine Rolle. An<strong>der</strong>e Faktoren waren für die<br />

Höhe des Unternehmenssteuersatzes bestimmend. Seit den späten Achtzigerjahren<br />

nimmt <strong>der</strong> Zusammenhang zwischen Landesgröße und Unternehmenssteuersatz<br />

jedoch stetig zu. Der Korrelationskoeffizient (Pearson’s r) für das Jahr<br />

2007 beträgt 0,51 – und sogar 0,78, wenn <strong>der</strong> Ausreißer Luxemburg (mehr dazu<br />

unten) ausgeschlossen wird. <strong>Die</strong>ses deutliche Muster bedingter Konvergenz<br />

(gleiche Steuersätze bei gleicher Landesgröße) untermauert die Steuerwettbewerbsthese.<br />

Abbildung 2 zeigt, dass <strong>der</strong> Zusammenhang zwischen Landesgröße und<br />

Steuersätzen auch nach <strong>der</strong> Osterweiterung erhalten bleibt. <strong>Die</strong> Neumitglie<strong>der</strong><br />

sind in <strong>der</strong> Regel kleiner als die alten EU-15-Staaten und haben entsprechend<br />

niedrigere Steuersätze, ganz wie die Steuerwettbewerbsthese vermuten lässt.<br />

Perfekt ist <strong>der</strong> Zusammenhang freilich nicht. Polen zum Beispiel hat trotz seiner<br />

Größe einen relativ niedrigen Steuersatz. Luxemburg und Malta dagegen sind<br />

zwei kleine Län<strong>der</strong> mit relativ hohen Sätzen. Beide Län<strong>der</strong> haben in <strong>der</strong> Vergangenheit<br />

sehr stark auf präferenzielle Steuerregime (gezielte Vergünstigungen für<br />

bestimmte Branchen) gesetzt, um ausländische Unternehmensgewinne ins Land<br />

zu locken. <strong>Die</strong>se Wettbewerbsstrategie ist in den letzten Jahren jedoch ins Visier<br />

des »Verhaltenskodex für die Unternehmensbesteuerung« <strong>der</strong> EU und <strong>der</strong><br />

Wettbewerbshüter <strong>der</strong> Kommission gerückt (siehe unten). Damit könnte sich<br />

<strong>der</strong> Wettbewerbsdruck auf den allgemeinen Steuersatz erhöhen. Tatsächlich hat<br />

Luxemburg seinen Steuersatz 2002 bereits von 37 auf 30 Prozent ermäßigt.<br />

Dem zweiten Indikator, EU-Mitgliedschaft, liegt folgende Überlegung<br />

zugrunde. Wenn tatsächlich Steuerwettbewerb die Ursache für den Fall <strong>der</strong><br />

Körperschaftsteuersätze ist, dann sollte dieser Fall in Regionen mit hoher<br />

grenzüberschreiten<strong>der</strong> Marktintegration ausgeprägter sein als in weniger stark<br />

integrierten Regionen. Denn mehr Marktintegration bedeutet geringere Hürden<br />

für grenzüberschreitende Direktinvestitionen und Gewinnverlagerungen und<br />

mithin einen höheren Steuerwettbewerbsdruck. Da das Binnenmarktprojekt

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