07.01.2013 Aufrufe

Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

k o r p o r a t i S M u S i n d e r eu r o p ä i S c H e n un i o n 225<br />

rahmen, »Politikorientierungen« und Ähnliches. Allen diesen Texten ist gemeinsam,<br />

dass sie nicht in bindendes Recht münden. 8 Prozent sind Empfehlungen<br />

an die nationalen Mitgliedsverbände, die diese zum Handeln auffor<strong>der</strong>n, ohne<br />

dass eine Nicht-Befolgung sanktioniert werden könnte. Bindende Vereinbarungen<br />

machen, laut Pochets (2007) Analyse, lediglich 2 Prozent aller Dokumente<br />

aus. Beson<strong>der</strong>s aktiv sind die sektoralen Ausschüsse in schon lange europäisierten<br />

Wirtschaftsbereichen (Landwirtschaft) sowie in Sektoren, die liberalisiert<br />

werden (Telekommunikation, Post, Bahn und zivile Luftfahrt). Hier besteht ein<br />

gemeinsames Interesse <strong>der</strong> Sozialpartner, auf die Liberalisierungspolitik <strong>der</strong><br />

Kommission einzuwirken (Boer/Benedictus/Meer 2005: 59–60).<br />

Auch wenn <strong>der</strong> Soziale Dialog branchenübergreifend und sektoral fest etabliert<br />

ist, machen die Sozialpartner nur selten von den ihnen übertragenen Rechtsetzungsbefugnissen<br />

Gebrauch. Zwar drängt die Kommission die Sozial partner<br />

zu verbindlichen Abkommen 19 , <strong>der</strong>en Abschluss gelingt aber nur in Ausnahmefällen<br />

(Pochet 2005: 324). In den letzten Jahren einigten sich die Sozialpartner<br />

auf weiche Steuerungsverfahren, wie sie aus <strong>der</strong> Offenen Methode <strong>der</strong> Koordinierung<br />

bekannt sind (siehe hierzu Schäfer 2005). Mit dem Gipfel von Laeken<br />

im Jahr 2001 hat eine Gewichtsverlagerung zu einer sogenannten autonomen<br />

Sozialpartnerschaft stattgefunden, bei <strong>der</strong> die Kommission weniger Einfluss<br />

ausübt (EGB/UNICE/CEEP 2001). Damit hat sich <strong>der</strong> Neo-Voluntarismus<br />

(Streeck 1995a) des »Regierens durch soft law« im Übergang zu einem »Regieren<br />

durch die Sozialpartner« gewissermaßen verdoppelt (Leiber/Schäfer 2008)<br />

– also durch Verlagerung von Regelungskompetenzen auf freiwillige Vereinbarungen<br />

<strong>der</strong> Sozialpartner, bei <strong>der</strong>en Umsetzung zusätzlich empfehlende gegenüber<br />

verbindlichen Elementen an Bedeutung gewinnen. In <strong>der</strong> »neuen Generation«<br />

von »prozessorientierten Texten« (Europäische Kommission 2004: 16–17)<br />

beschränken sich die Sozialpartner darauf, Empfehlungen an ihre Mitglie<strong>der</strong><br />

auszusprechen und die erzielten Fortschritte zu bewerten.<br />

Zusätzlich zum bipartistischen Sozialen Dialog wurde im Juli 2002 <strong>der</strong><br />

»Dreiseitige Sozialgipfel für Wachstum und Beschäftigung« eingerichtet, <strong>der</strong><br />

die Konsultation zwischen den Sozialpartnern und den Regierungen <strong>der</strong> EU-<br />

Staaten ausbauen soll. Der Gipfel soll insbeson<strong>der</strong>e eine weitere Intensivierung<br />

<strong>der</strong> Sozialpartnerbeteiligung an den verschiedenen offenen Koordinierungsverfahren<br />

(in den Bereichen Makroökonomie, Beschäftigung, Sozialschutz sowie<br />

allgemeine und berufliche Bildung) ermöglichen, die seit 1997 auf europäischer<br />

Ebene entstanden sind. Nach Ratsbeschluss vom März 2003 nehmen an ihm<br />

jeweils <strong>der</strong> amtierende Ratsvorsitz, die beiden nachfolgenden Ratsvorsitze, die<br />

19 »Ein zu gemeinsamen Zielen und praktischen Verpflichtungen führen<strong>der</strong> aktiver Dialog zwischen<br />

Arbeitgebern und Arbeitnehmern bildet den raison d’être des sozialen Dialogs« (KOM 98: 13).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!