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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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w a n d e l d u r c H d e n eu r o 439<br />

stitutionen sowie einem stark koordinierten Lohnfindungssystem mit direkten<br />

Schnittstellen in die Regierung. <strong>Die</strong> Annahmen dieses Kapitels zu den jeweiligen<br />

Anpassungsprozessen bestätigen sich in allen drei Län<strong>der</strong>n.<br />

Irlands faktischer Beitritt zum Euroraum deckt sich stark mit dem formalen<br />

Beitrittstermin. Im Herbst 1998 wurden die kurzfristigen irischen Zinsen<br />

deutlich gesenkt, um sie in Einklang mit dem Nominalwert <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong><br />

im Euroraum zu bringen, ehe die EZB dann ab Anfang 1999 den einheitlichen<br />

Zinssatz für den Euroraum festlegte. <strong>Die</strong> Annahmen zum irischen Fall verwiesen<br />

auf die Notwendigkeit, die Effektivität <strong>der</strong> Finanzpolitik zu erhöhen und<br />

gleichzeitig eine stärkere Koordinierung des Lohnverhandlungssystems entstehen<br />

zu lassen. Beide Reformen wurden umgesetzt.<br />

Der irische Haushaltsprozess wurde 1997 fundamental verän<strong>der</strong>t. Von diesem<br />

Zeitpunkt an erhielt <strong>der</strong> irische Finanzminister ein Vetorecht, um haushaltspolitische<br />

Parlamentsbeschlüsse, die <strong>der</strong> konjunkturellen Lage nicht entsprachen,<br />

korrigieren zu können. <strong>Die</strong> Schaffung einer stärker korporatistischen<br />

Lohnfindungsstruktur war in Irland insofern schwieriger, als die irische Regierung<br />

keinen direkten Einfluss auf die internen Governance-Strukturen <strong>der</strong> Gewerkschaften<br />

ausüben konnte. Es gelang ihr aber über indirekte Kanäle und die<br />

Schaffung von Anreizen, genau dieses Ziel zu erreichen. <strong>Die</strong>se Anreize waren<br />

Steuersenkungen, die die Regierung im Gegenzug zu Lohnzurückhaltung anbot<br />

(political exchange, vgl. Pizzorno 1978; Ebbinghaus/Hassel 2000). Da die Lohnzurückhaltung<br />

im Gewerkschaftsgefüge selbst nur über eine starke interne Hierarchisierung<br />

erreicht werden konnte (um free­riding zu verhin<strong>der</strong>n), unterzogen<br />

sich die irischen Gewerkschaften einem internen Restrukturierungsprozess, <strong>der</strong><br />

den Dachverband deutlich stärkte (siehe auch Hancké 2002).<br />

Spanien trat dem Euroraum faktisch in <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> Neunzigerjahre bei. <strong>Die</strong><br />

letzte Abwertung im EWS wurde 1995 vorgenommen. Von diesem Zeitpunkt<br />

an stand die spanische Wirtschaftspolitik ganz im Zeichen <strong>der</strong> Währungsstabilität<br />

und verfolgte das Ziel, durch institutionelle Anpassungsprozesse die Grundlage<br />

für einen erfolgreichen Euro-Beitritt zu schaffen. Allerdings mussten die<br />

wirtschaftspolitischen Institutionen Spaniens dafür fast komplett umstrukturiert<br />

werden: Spanien erfüllte 1990 keines <strong>der</strong> in <strong>der</strong> vorliegenden Studie identifizierten<br />

vier Schlüsselkriterien.<br />

<strong>Die</strong> Reform des Haushaltsprozesses vollzog sich in mehreren Schritten zwischen<br />

1994 und 1999 (OECD 2000b), ehe 2000 dann <strong>der</strong> wohl wichtigste Reformschritt<br />

beschlossen wurde: eine klare Unterscheidung zwischen den administrativen<br />

Kompetenzen des Wirtschaftsministeriums (das von nun an für die<br />

aggregierten Auswirkungen des Haushalts Richtlinien vorgab) und denjenigen<br />

des Finanzministeriums (das die Allokation <strong>der</strong> verfügbaren Ressourcen vorzunehmen<br />

hatte). Durch diese Kompetenzaufteilung wurde die Entscheidungsho-

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