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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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300 M a a r t e n ke u n e<br />

<strong>der</strong> Androhung von Standortverlagerungen durch die Unternehmen. Durch die<br />

Ankündigung, ihre <strong>der</strong>zeitigen Aktivitäten zu verlagern o<strong>der</strong> ihre künftigen Investitionen<br />

an<strong>der</strong>norts zu tätigen, for<strong>der</strong>n Unternehmen zunehmend erfolgreich<br />

Zugeständnisse seitens <strong>der</strong> Arbeitnehmer im Hinblick auf Lohnzurückhaltung,<br />

Flexibilität und Arbeitszeiten. Als Ausgleich bieten sie an, nicht abzuwan<strong>der</strong>n<br />

und somit heimische Arbeitsplätze zu sichern. <strong>Die</strong> steigende Kapitalmobilität,<br />

die unter an<strong>der</strong>em aus <strong>der</strong> <strong>europäischen</strong> Wirtschaftsintegration und <strong>der</strong> EU-Erweiterung<br />

resultiert, schwächt somit die Verhandlungsposition <strong>der</strong> Arbeitnehmer<br />

und führt zu einem Abwärtsdruck auf Löhne und Arbeitsbedingungen.<br />

4.3 <strong>Die</strong> Europäische Währungsunion<br />

<strong>Die</strong> Europäische Währungsunion ist eine weitere Entwicklung, die den Arbeitsmarkt<br />

stark beeinflusst. Bis zum Jahre 2007 sind dreizehn Staaten <strong>der</strong> EWU<br />

beigetreten. Slowenien ist <strong>der</strong> erste NMS in <strong>der</strong> EWU. Da alle neuen Mitgliedstaaten<br />

verpflichtet sind, <strong>der</strong> Währungsunion beizutreten, wird <strong>der</strong>en künftige<br />

Bedeutung weiter zunehmen. Zwar ähneln die Auswirkungen <strong>der</strong> EWU auf den<br />

Arbeitsmarkt jenen <strong>der</strong> gestiegenen Kapitalmobilität. <strong>Die</strong> Mechanismen, die zu<br />

diesem Ergebnis führen, sind jedoch an<strong>der</strong>e.<br />

Eine wichtige Folge des EWU-Beitritts besteht darin, dass ein Land eine Reihe<br />

seiner Instrumente zur Anpassung an wirtschaftliche Ungleichgewichte und<br />

Schocks verliert, insbeson<strong>der</strong>e den Wechselkurs und den Zinssatz. In <strong>der</strong> EWU<br />

fallen diese Themen in den Kompetenzbereich <strong>der</strong> Europäischen Zentralbank<br />

(EZB), die eine gemeinsame Politik für alle EWU-Mitglie<strong>der</strong> festlegt. Im Falle<br />

asymmetrischer Schocks verfügen die Län<strong>der</strong> über weniger Anpassungsmechanismen<br />

als vor ihrem Beitritt zur EWU. <strong>Die</strong>se verbleibenden Mechanismen sind<br />

insbeson<strong>der</strong>e Lohnflexibilität, arbeitsmarktbezogene Mobilität beziehungsweise<br />

die Finanzpolitik (Dyson 2006: 20). Tatsächlich gewinnen in <strong>der</strong> Währungsunion<br />

Lohnzurückhaltung und Flexibilisierung als Instrumente zur Anpassung im<br />

Makrobereich an Bedeutung und tragen somit weiter zum bereits diskutierten<br />

Druck zur Lohnzurückhaltung und Flexibilisierung bei.<br />

<strong>Die</strong> Vorgaben zur Inflation, zur Neuverschuldung und zum öffentlichen<br />

Schuldenstand wirken sich ebenfalls aus. Für alle drei Indikatoren sind Obergrenzen<br />

definiert. Obgleich die Erfahrung zeigt, dass diese Vorgaben nicht immer<br />

politisch durchgesetzt werden können, erlegen sie den Mitgliedstaaten doch<br />

spürbare Beschränkungen auf. Das Inflationskriterium erhöht den Druck zur<br />

Lohnzurückhaltung. Da Lohnsteigerungen oft als die Hauptursache für Inflation<br />

angesehen werden, gilt Lohnzurückhaltung als Schlüssel zu den niedrigen<br />

Inflationsraten, die in <strong>der</strong> EWU zulässig sind. Und tatsächlich verzeichnete die<br />

Eurozone in den vergangenen Jahren die niedrigste Lohnsteigerung in Europa.

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