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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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d i e gr e n z e n d e r e u r o p ä i S c H e n ar b e i t S M a r k t i n t e g r a t i o n 305<br />

Heterogenität zu erreichen sucht. Umstritten bleibt aber, inwieweit die EBS ihre<br />

Ziele erreicht. Derzeit überwiegt bei <strong>der</strong> Beantwortung dieser Frage Skepsis.<br />

Mehrere Faktoren haben die Entwicklung positiver <strong>Integration</strong> auf dem<br />

<strong>europäischen</strong> Arbeitsmarkt eingeschränkt. Zwei davon sind Hin<strong>der</strong>nisse allgemeiner<br />

Art, die <strong>der</strong> positiven <strong>Integration</strong> und <strong>der</strong> Entwicklung des regulierten<br />

Kapitalismus in Europa im Weg stehen. So ist die Koalition <strong>der</strong> Akteure, die den<br />

regulierten Kapitalismus befürwortet, meistens schwächer gewesen als jene, die<br />

sich für die Deregulierung einsetzt (vgl. Hooghe/Marks in diesem Band). Außerdem<br />

ist positive <strong>Integration</strong> schwieriger umzusetzen als negative Integra tion.<br />

<strong>Die</strong>s liegt an den Problemen, die sich aus <strong>der</strong> Heterogenität <strong>der</strong> Staaten sowie<br />

den intergouvernementalen Einigungsprozessen ergeben: Den Mitgliedstaaten<br />

fällt es in Anbetracht ihrer unterschiedlichen institutionellen Merkmale, Traditionen<br />

und Interessen schwer, sich auf Elemente positiver <strong>Integration</strong> zu einigen<br />

(Scharpf 1996, 2002). <strong>Die</strong>ser Aspekt hat seit den Erweiterungsrunden <strong>der</strong><br />

Jahre 2004 und 2007 zusätzlich an Bedeutung gewonnen. Obwohl die beiden<br />

genannten Faktoren nicht nur Arbeitsmarktregulierungen betreffen, schränken<br />

sie <strong>der</strong>en Entwicklung stark ein.<br />

Mit Blick auf die Entwicklung des Arbeitsmarktes lassen sich drei weitere<br />

Faktoren herausarbeiten: erstens, die uneindeutige Haltung <strong>der</strong> Kommission,<br />

die sich zwar manchmal für die Entwicklung einer sozialen Dimension <strong>der</strong> <strong>europäischen</strong><br />

<strong>Integration</strong> ausspricht, sich bei an<strong>der</strong>er Gelegenheit aber offensichtlich<br />

darauf konzentriert, Hin<strong>der</strong>nisse abzubauen, die das reibungslose Funktionieren<br />

des Arbeitsmarktes beeinträchtigen; zweitens, die Position des EuGH, <strong>der</strong><br />

die Anwendungsbereiche arbeitsmarktbezogener und sozialer Regelungen auf<br />

europäischer Ebene ausweitet, gleichzeitig aber diese Ausdehnung auf wenige<br />

Politikfel<strong>der</strong> beschränkt; und, drittens, die Ablehnung weiterer europaweiter<br />

Regelungen durch die <strong>europäischen</strong> Arbeitgeber, die dazu führt, dass die <strong>europäischen</strong><br />

Sozialpartner die ihnen zustehende Rolle als Mitgestalter eines europaweiten<br />

Arbeitsmarktes nicht wahrnehmen können.<br />

Zugleich hat sich die europäische <strong>Integration</strong> stark auf die nationalen Arbeitsmärkte<br />

ausgewirkt und ist dabei, die Machtbeziehungen zwischen den<br />

Faktoren Kapital und Arbeit weitgehend zugunsten des Kapitals zu verän<strong>der</strong>n.<br />

<strong>Die</strong> verbesserte Kapitalmobilität hat in Kombination mit <strong>der</strong> EU-Erweiterung<br />

und <strong>der</strong> gestiegenen Abhängigkeit <strong>der</strong> Staaten von privaten Investoren den Regimewettbewerb<br />

um Investitionen verstärkt. Gleichzeitig haben sie die Exit-<br />

Optionen <strong>der</strong> Unternehmen verbessert, was zunehmenden Druck zur Lohnzurückhaltung<br />

und zur Flexibilisierung des Arbeitsmarktes erzeugt hat. <strong>Die</strong><br />

Währungsunion hat den Druck in diese Richtung zusätzlich intensiviert, sowohl<br />

durch die Beschränkung von Anpassungsmechanismen, die den einzelnen Staaten<br />

im Falle asymmetrischer Schocks zur Verfügung stehen, als auch durch die

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