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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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d i e gr e n z e n d e r e u r o p ä i S c H e n ar b e i t S M a r k t i n t e g r a t i o n 303<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> NMS wurde argumentiert, dass die Migrationsmöglichkeit des<br />

Faktors Arbeit ein Äquivalent zur Exit-Option des Faktors Kapital sei (Greskovits<br />

1998; Meardi 2007). Durch Migration können Menschen Arbeitslosigkeit,<br />

niedrigen Löhnen o<strong>der</strong> schlechten Arbeitsbedingungen entkommen – selbst<br />

wenn sie im Zielland oft am unteren Ende des Arbeitsmarktes landen. Und<br />

ähnlich wie bei <strong>der</strong> Kapitalmobilität stärkt Migration in den NMS, in denen die<br />

tatsächliche und potenzielle Abwan<strong>der</strong>ung von Arbeitskräften hoch ist, die Position<br />

des Faktors Arbeit gegenüber dem Faktor Kapital (Meardi 2007). So sind<br />

in Polen, einem <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> höchsten Abwan<strong>der</strong>ung, Arbeitskräfte in<br />

einigen Branchen mittlerweile knapp geworden. <strong>Die</strong> Arbeitnehmer dort erhalten<br />

inzwischen höhere Lohnsteigerungen als in den vorangegangenen Jahren, unter<br />

an<strong>der</strong>em wegen ihrer Drohung, sonst abzuwan<strong>der</strong>n. Eines <strong>der</strong> bedeutendsten<br />

aktuellen Themen <strong>der</strong> polnischen Politik ist die Frage, wie man die weitere Abwan<strong>der</strong>ung<br />

von Arbeitskräften aufhalten und bereits Abgewan<strong>der</strong>te zurückholen<br />

kann (ebd.).<br />

<strong>Die</strong> Daten zur inner<strong>europäischen</strong> Ost-West-Migration sind spärlich und lassen<br />

oft nur Vermutungen zu. Es gibt jedoch keinen Zweifel, dass die Migration<br />

ein bedeutendes Ausmaß erreicht hat. <strong>Die</strong>s wird auch durch Daten aus Großbritannien<br />

belegt, einem <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>, die für Migranten aus den NMS am leichtesten<br />

zugänglich sind. Ein vom britischen Innenministerium herausgegebener Überblick<br />

zeigt, dass sich zwischen dem 1. Mai 2004 und dem 31. Dezember 2006<br />

nicht weniger als 579.000 Bewerber beim Worker Registration Scheme (WRS),<br />

<strong>der</strong> britischen Registrierungsstelle für Arbeitssuchende aus den NMS, haben<br />

eintragen lassen, manche für kürzere Zeiträume, an<strong>der</strong>e für längere (Home Office<br />

2007: 5, Tabelle 1). Etwa 95 Prozent von ihnen wurden angenommen. <strong>Die</strong><br />

Zahl für das Jahr 2006 lag noch etwas über <strong>der</strong> für 2005, was zeigt, dass <strong>der</strong> Migrantenstrom<br />

aus den NMS nach Großbritannien beständig ist und möglicherweise<br />

sogar wächst. Polen ist das Herkunftsland <strong>der</strong> meisten Migranten (etwa<br />

350.000), mit Abstand gefolgt von Litauen und <strong>der</strong> Slowakei. <strong>Die</strong> Mehrheit <strong>der</strong><br />

Migranten scheint tatsächlich aus jenen NMS zu kommen, in denen die Löhne<br />

am niedrigsten und die Arbeitslosenquoten bis vor Kurzem noch am höchsten<br />

waren. Einer Schätzung zufolge sind seit dem Jahre 2004 möglicherweise mehr<br />

als 10 Prozent <strong>der</strong> Arbeitnehmer aus den Baltischen Staaten (eventuell auch nur<br />

befristet) abgewan<strong>der</strong>t. Der entsprechende Wert für Polen und die Slowakei liegt<br />

nur wenig darunter (Meardi 2007). <strong>Die</strong> Zahl <strong>der</strong> Migranten aus Ungarn, Slowenien<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Tschechischen Republik ist weiterhin vergleichsweise gering.<br />

Der Umfang <strong>der</strong> künftigen Migrantenströme ist nicht vorhersehbar. Jüngste<br />

Entwicklungen – einschließlich <strong>der</strong> Migration zahlreicher Rumänen nach Italien<br />

– deuten jedoch darauf hin, dass sie sich in naher Zukunft eher ausweiten,<br />

unter an<strong>der</strong>em, da in den nächsten Jahren die Übergangsvereinbarungen auslau-

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