07.01.2013 Aufrufe

Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

374 p e t e r a. Ha l l u n d ro b e r t j. fr a n z e S e , jr .<br />

1990). Das Problem traditioneller Analysen <strong>der</strong> Zentralbankautonomie besteht<br />

folglich darin, dass sie lediglich eine Institution, nämlich die Zentralbank, im<br />

Blick haben und so den potenziellen Stellenwert an<strong>der</strong>er Institutionen für den<br />

Signaling- und Koordinationsprozess verkennen.<br />

Mit diesem Beitrag streben wir in zweierlei Hinsicht eine realistischere Analyse<br />

<strong>der</strong> Zentralbankunabhängigkeit an: Erstens, indem wir in Rechnung stellen,<br />

dass die relevanten Akteure lediglich über unzureichende Informationen<br />

über die Wirkungen <strong>der</strong> Geldpolitik und über das Verhalten an<strong>der</strong>er involvierter<br />

Akteure verfügen; und zweitens, indem unsere Analyse weitere Institutionen<br />

berücksichtigt, die neben <strong>der</strong> Zentralbank einen entscheidenden Einfluss auf<br />

den Signaling- und Koordinierungsprozess haben. Dabei geht es insbeson<strong>der</strong>e<br />

um die Institutionen <strong>der</strong> Lohnaushandlung. 11<br />

2 Der Einfluss koordinierter Lohnaushandlung<br />

Wir haben die Variablen nicht zufällig ausgewählt. Ein entwickelter Literaturstrang<br />

<strong>der</strong> Vergleichenden <strong>Politische</strong>n <strong>Ökonomie</strong> stellt heraus, dass die institutionelle<br />

Verfasstheit <strong>der</strong> Lohnaushandlung entscheidende Auswirkungen auf<br />

die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit hat. 12 Bis heute existieren zwei getrennte<br />

Literaturen zu den institutionellen Determinanten <strong>der</strong> Inflation, die bisher nicht<br />

systematisch verknüpft wurden. <strong>Die</strong> eine betont die Zentralbankunabhängigkeit,<br />

die an<strong>der</strong>e die Lohnaushandlung.<br />

Wir konzentrieren uns auf die Koordination <strong>der</strong> Lohnaushandlung, also auf<br />

den Grad, in dem die Lohnfindung durch Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände<br />

aktiv über die Einzelwirtschaften hinweg koordiniert wird. Der Koordinationsgrad<br />

hängt stark von <strong>der</strong> organisatorischen Struktur <strong>der</strong> Lohnaushandlung<br />

ab, und diese variiert von Land zu Land. <strong>Die</strong> institutionellen Voraussetzungen<br />

koordinierter Lohnaushandlung sind komplex, weil sie kooperative Ergebnisse<br />

11 Siehe auch Hall (1994). Franzese entwickelt diese Analysen weiter, indem er die sektorale und<br />

strukturelle Positionierung <strong>der</strong> Akteure berücksichtigt; siehe hierzu Franzese (1994, 1996). Bei<br />

Iversen tritt zusätzlich die Berücksichtigung <strong>der</strong> Lohnstreuung und das Ziel <strong>der</strong> Gewerkschaften,<br />

<strong>der</strong> Lohnungleichheit entgegenzuwirken, hinzu (allerdings unter Verwendung eines leicht<br />

abweichenden Analyserahmens); siehe Iversen (1994, 1996) und Garrett/Way (1995a).<br />

12 Klassiker hierzu sind Bruno/Sachs (1984), Cameron (1984). Siehe auch Calmfors (1993), Calmfors/Driffill<br />

(1988), Lange/Garrett (1985), Layard/Nickell/Jackman (1991), Soskice (1990).<br />

Eine weitere Variable, die oft als wichtig angesehen wird, ist die parteipolitische Zusammensetzung<br />

<strong>der</strong> Regierung. Wir berücksichtigen diese Variable in unseren Regressionsmodellen;<br />

genau genommen handelt es sich allerdings nicht um ein institutionelles Merkmal politischer<br />

<strong>Ökonomie</strong>n.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!