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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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Wandel durch den Euro: Wie die Währungsunion<br />

die nationale Fiskal- und Lohnpolitik verän<strong>der</strong>t<br />

Henrik En<strong>der</strong>lein<br />

1 Einleitung<br />

Im Mittelpunkt dieses Beitrags steht die Frage, wie sich nationale wirtschaftspolitische<br />

Institutionen als Reaktion auf den Beitritt zur Europäischen Wirtschafts-<br />

und Währungsunion (EWWU) verän<strong>der</strong>n. <strong>Die</strong>se Frage ist in <strong>der</strong> Literatur nicht<br />

neu. Vor allem vor Beginn <strong>der</strong> Währungsunion haben sich mehrere Autoren mit<br />

den institutionellen Auswirkungen des Aufeinan<strong>der</strong>treffens einer zentralisierten<br />

Geldpolitik und dezentralisierten Finanz- und Lohnfindungssystemen auseinan<strong>der</strong>gesetzt<br />

(zum Beispiel Hall/Franzese 1998 in diesem Band; Iversen 1998a,<br />

1999; Soskice/Iversen 1998). Obwohl aus diesem Forschungsstrang wichtige<br />

Schlussfolgerungen für das langfristige Zusammenspiel <strong>der</strong> genannten wirtschaftspolitischen<br />

Institutionen hervorgingen, blieb ein zentraler Aspekt letztlich<br />

außen vor, nämlich das Problem <strong>der</strong> kurz- bis mittelfristigen Auswirkungen<br />

auf die nationalen Konjunkturzyklen. In diesem Kapitel argumentiere ich, dass<br />

die für die Teilnehmerstaaten <strong>der</strong> Währungsunion relevanten Verän<strong>der</strong>ungen in<br />

<strong>der</strong> Wirtschaftspolitik nicht nur aus einem verän<strong>der</strong>ten langfristigen Zusammenspiel<br />

<strong>der</strong> Finanz- und Lohnpolitik mit <strong>der</strong> Europäischen Zentralbank (EZB)<br />

resultieren, son<strong>der</strong>n sich vor allem in zyklischen Abweichungen <strong>der</strong> nationalen<br />

Wachstums- und Inflationseffekte nie<strong>der</strong>schlagen.<br />

<strong>Die</strong>ser Argumentation liegt folgende ökonomische Logik zugrunde. Da die<br />

EZB ihre Zinsentscheidungen nicht von den wirtschaftlichen Entwicklungen<br />

<strong>der</strong> einzelnen Mitgliedslän<strong>der</strong> abhängig macht, son<strong>der</strong>n den Euroraum als aggregierte<br />

Gesamtgröße behandelt, kann die Geldpolitik für die einzelnen Län<strong>der</strong><br />

zeitweilig zu restriktiv o<strong>der</strong> auch zu lax ausfallen. <strong>Die</strong>s tritt dann ein, wenn die<br />

beiden für die Geldpolitik zentralen Einflussfaktoren (vgl. Taylor 1993), nämlich<br />

die »Produktionslücke« (also die Differenz zwischen dem Trendwachstum und<br />

dem tatsächlichen Wachstum, auf Englisch output gap) und die Inflationsrate in<br />

einem Euro-Mitgliedsland deutlich von den jeweiligen Durchschnittswerten im<br />

Euroraum abweichen. Ein Beispiel: Man stelle sich vor, dass die Währungsunion<br />

nur aus zwei gleich großen Län<strong>der</strong>n bestünde und im Land A Inflationsrate und<br />

Wachstum jeweils 5 Prozent betrügen, in Land B aber nur jeweils 0 Prozent. <strong>Die</strong>

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