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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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412 n a c H b e t r a c H t u n g V o n pe t e r a. Ha l l u n d ro b e r t j. fr a n z e S e , jr .<br />

hin, dass die wirtschaftlichen und politischen Vorteile <strong>der</strong> Währungsunion beträchtlich<br />

sind. Wir beobachten aber auch, dass die Län<strong>der</strong>, die sich gegen einen<br />

Beitritt zur EWU entschieden haben, weiterhin auf hohem Niveau wirtschaftlich<br />

leistungsfähig sind. Großbritannien und Schweden sind beachtenswerte Beispiele.<br />

Beide Län<strong>der</strong> haben ihre Fähigkeit zur Kontrolle <strong>der</strong> nationalen Geldpolitik<br />

in Zeiten drohen<strong>der</strong> Abschwünge für eine makroökonomische Politik genutzt,<br />

die expansiver war als jene, die die EWU-Mitglie<strong>der</strong> durchführen konnten. Und<br />

beide Län<strong>der</strong> generierten höhere Wachstumsraten und Beschäftigungsquoten,<br />

als viele für möglich gehalten hätten. Wie die Leser unseres Beitrags verstehen<br />

werden, würden wir aber argumentieren, dass <strong>der</strong>en Erfolge nicht nur auf ihrer<br />

geldpolitischen Unabhängigkeit beruhen, son<strong>der</strong>n auch auf <strong>der</strong> Ausgestaltung<br />

<strong>der</strong> Lohnkoordination sowie <strong>der</strong> weiteren politökonomischen institutionellen<br />

Konfiguration. Großbritannien ist eine liberale Marktökonomie mit einer vergleichsweise<br />

schwachen Gewerkschaftsbewegung. Schweden hat eine machtvolle<br />

Gewerkschaftsbewegung, bewahrt sich dabei aber eine erhebliche Fähigkeit zu<br />

strategischer Lohnkoordination. Ungewiss bleibt, ob Län<strong>der</strong> ohne äquivalente<br />

Instrumente zur Eindämmung von Lohnexpansion ebenso von geldpolitischer<br />

Unabhängigkeit profitieren können (Iversen 1999).<br />

Alles in allem, mit den Erfahrungen von fast einer Dekade, betrachten wir<br />

die EWU als work in progress. Als Bollwerk gegen Inflation war die Währungsunion<br />

ein Erfolg. Im Hinblick auf die Beschäftigung ist ihre Bilanz bestenfalls<br />

gemischt. An beiden Fronten aber waren ihre Wirkungen über die Strukturen<br />

<strong>der</strong> nationalen politischen <strong>Ökonomie</strong>n vermittelt, und die Prozesse institutioneller<br />

Anpassung, die sie in Gang gesetzt hat, zählen zu den faszinierendsten<br />

Entwicklungen im gegenwärtigen Europa.<br />

Literatur<br />

Übersetzt aus dem Englischen von Martin Höpner<br />

Franzese, Robert J., Jr., 2004: Strategic Interactions of the ECB, Wage Bargainers, and Governments.<br />

In: Robert Franzese/Peter Mooslechner/Martin Schürz (Hg.), Institutional Conflicts<br />

and Complementarities: Monetary Policy and Wage Bargaining Institutions in EMU. Amsterdam:<br />

Kluwer Academic Publishers.<br />

Hall, Peter A./David Soskice (Hg.), 2001: Varieties of Capitalism: The Institutional Foundations of<br />

Comparative Advantage. Oxford: Oxford University Press.<br />

Iversen, Torben, 1999: Contested Economic Institutions: The Politics of Macroeconomics and Wage Bargaining<br />

in Advanced Industrial Democracies. New York: Cambridge University Press.

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