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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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w a n d e l d u r c H d e n eu r o 443<br />

gegen den erklärten Wi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong> OECD, die eine stärkere Dezentralisierung<br />

gefor<strong>der</strong>t hatte (OECD 2000a).<br />

In <strong>der</strong> Lohnpolitik wurden die wichtigsten Reformen bereits vor dem faktischen<br />

Beitritt Italiens zur Währungsunion umgesetzt. Ein Schlüsselaspekt ist<br />

sicherlich die Abschaffung von Indexlöhnen (scala mobile), die im Rahmen eines<br />

Sozialen Paktes beschlossen wurde und 1993 nach starkem Druck <strong>der</strong> Regierung<br />

auf die Gewerkschaften unterschrieben wurde. <strong>Die</strong>sem ersten Pakt folgten dann<br />

mehrere Neuauflagen, die zur Schaffung klarerer Führungsstrukturen innerhalb<br />

<strong>der</strong> Gewerkschaften beitrugen und gleichzeitig den Dialog zwischen Regierung<br />

und Tarifparteien garantierten (Regalia/Regini 1999). Obwohl die Reformen <strong>der</strong><br />

italienischen Lohnpolitik dem Erwartungshorizont dieses Beitrags also entsprechen,<br />

muss dennoch davon ausgegangen werden, dass die Reformen nicht aus<br />

dem erwarteten Anpassungsdruck an die einheitliche europäische Geldpolitik<br />

entsprangen, son<strong>der</strong>n vielmehr das Ziel verfolgten, dem Euroraum überhaupt<br />

beitreten zu dürfen.<br />

5 Schluss<br />

In diesem Beitrag habe ich ein Erklärungsmodell skizziert, das die Verän<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> wirtschaftspolitischen Institutionen in den Mitgliedslän<strong>der</strong>n des Euroraums<br />

aus dem ökonomischen Problemdruck durch den Beitritt zum Euro<br />

ableitet. Im Kontext <strong>der</strong> One-Size-fits-all-Geldpolitik <strong>der</strong> EZB, die die nationalen<br />

Konjunkturzyklen zu destabilisieren drohte, war es von zentraler Bedeutung,<br />

das wirtschaftspolitische Instrumentarium auf nationaler Ebene so umzugestalten,<br />

dass sowohl <strong>der</strong> Wegfall <strong>der</strong> nationalen Geldpolitik kompensiert werden<br />

konnte, als auch Möglichkeiten zur Korrektur <strong>der</strong> zu erwartenden zyklischen<br />

Instabilität geschaffen wurden.<br />

<strong>Die</strong> zentralen Ergebnisse <strong>der</strong> Analyse, die sich auf die Mitgliedslän<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

ersten Stunde im Euroraum konzentriert hat, bergen interessante Implikationen<br />

für die Diskussion über den Euro-Beitritt in den Län<strong>der</strong>n Mittel- und Osteuropas.<br />

Keinem dieser Län<strong>der</strong> wurde hinsichtlich des Beitritts zum Euro eine<br />

Nichtbeteiligungsklausel (opt­out) nach dem Vorbild Großbritanniens und Dänemarks<br />

gewährt. Alle EU-Län<strong>der</strong> außer den beiden letztgenannten müssen dem<br />

Euroraum mittelfristig beitreten. <strong>Die</strong> Beitritte sollten erst dann erfolgen, wenn<br />

die wirtschaftspolitischen Institutionen sich so entwickelt haben, dass dem potenziell<br />

destabilisierenden, von <strong>der</strong> einheitlichen Geldpolitik <strong>der</strong> EZB ausgehenden<br />

Zinseffekt durch eine gezielt gegensteuernde Finanz- und Lohnpolitik

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