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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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438 H e n r i k en d e r l e i n<br />

Österreich trat ähnlich wie die Nie<strong>der</strong>lande schon sehr früh in eine De­facto-<br />

Währungsunion mit Deutschland ein (frühe Achtzigerjahre). Allerdings konnte<br />

<strong>der</strong> Bundesstaat dank starker struktureller Ähnlichkeit mit Deutschland diesen<br />

Beitritt ohne größere Risiken für die nationale Konjunktur vollziehen – die deutsche<br />

Geldpolitik entsprach, an<strong>der</strong>s als in den Fällen <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lande und Belgiens,<br />

im Regelfall auch den österreichischen Bedürfnissen (OECD 1998a: 3).<br />

Deshalb musste aus dem Euro-Beitritt ein hoher Bedarf an Binnenstabilisierung<br />

folgen: Ebenso wie Deutschland musste Österreich sich auf destabilisierende<br />

Impulse einstellen. Es ist bemerkenswert, dass <strong>der</strong> oben beschriebene deutsche<br />

Trugschluss zur EZB-Politik in Österreich kaum präsent war. Dort stellten sich<br />

die wirtschaftspolitischen Akteure sehr viel expliziter auf die Auswirkungen <strong>der</strong><br />

gemeinsamen Geldpolitik ein. <strong>Die</strong> österreichische Anpassung musste vor allem<br />

durch Zentralisierung <strong>der</strong> Finanzpolitik erfolgen. Und an<strong>der</strong>s als im Fall<br />

Deutschlands gelang im österreichischen Bundesstaat ein Pakt zwischen <strong>der</strong><br />

Bundesregierung und den Landesregierungen, <strong>der</strong> die Autorität des Zentralstaates<br />

über die Ausgaben <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> deutlich verstärkte: Subnationale Regierungen<br />

müssen nunmehr positive Haushaltsbilanzen vorweisen und kommen dann automatisch<br />

in den Genuss von fiskalischer Unterstützung durch die Bundesregierung,<br />

wenn ein zyklischer Abschwung beginnt (Hallerberg et al. 2001: 18). <strong>Die</strong><br />

diesen Reformen zugrunde liegende Logik deckt sich also mit den Erwartungen<br />

(siehe auch En<strong>der</strong>lein 2001 für eine detailliertere Analyse zu Österreich).<br />

Frankreich trat einer De­facto-Währungsunion mit Deutschland in den späten<br />

Achtzigerjahren bei (die letzte Abwertung gegenüber <strong>der</strong> D-Mark fand 1986<br />

statt). Frankreichs finanzpolitisches Instrumentarium war bereits vor dem formalen<br />

Beitritt zur Währungsunion für die Korrektur <strong>der</strong> zu erwartenden Konjunkturdestabilisierung<br />

geeignet.<br />

<strong>Die</strong> skizzierten Län<strong>der</strong>beispiele bestätigen in drei <strong>der</strong> vier Fälle die Hypothesen<br />

<strong>der</strong> vorliegenden Studie. Ergänzend kann angemerkt werden, dass in keinem<br />

<strong>der</strong> vier Län<strong>der</strong> während des Untersuchungszeitraums ernsthafte Versuche<br />

unternommen wurden, die Lohnpolitik stärkerer interner Koordinierung zu<br />

unterziehen und beispielsweise über Soziale Pakte die Koordinierung zwischen<br />

Regierung und Tarifpartnern zu stärken, so wie dies – wie wir nachfolgend sehen<br />

werden – in den Hochinflationslän<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Fall war.<br />

4.2 Institutionelle Anpassungen in Län<strong>der</strong>n mit niedrigen<br />

o<strong>der</strong> negativen Realzinsen<br />

Irland, Portugal und Spanien mussten mit zyklischer Überhitzung als Auswirkung<br />

des Beitritts zum Euroraum rechnen. <strong>Die</strong>se Län<strong>der</strong> benötigten daher eine<br />

Kombination aus effektiv operierenden und zentralisierten finanzpolitischen In-

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