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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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n a t i o n a l e So z i a l S t a a t e n i n d e r eu r o p ä i S c H e n un i o n 343<br />

Freizügigkeit in den <strong>europäischen</strong> Arbeitsmarkt integriert werden. <strong>Die</strong> Frage<br />

wird sein: Wird die EU hier nicht stärker vom Westen aus oft ohnehin forcierte<br />

Behelfsbrücken bauen, die in den Westen führen, aber gleichzeitig zurück in den<br />

Osten? <strong>Die</strong> Kombination aus Entsendegesetzen für den Westen (Mindestschutz<br />

im empfangenden Sozialstaat vor Konkurrenz durch eine gewisse Anhebung<br />

<strong>der</strong> extern möglichen niedrigen Löhne) und einer gezielten Fondspolitik zur<br />

För<strong>der</strong>ung von Infrastrukturen und Beschäftigung im Osten setzen den dafür<br />

typischen Akzent. In diesem zangenförmig zugreifenden Prozess wird die Arbeitsmarktkonkurrenz<br />

von beiden Seiten sozialpolitisch eingegrenzt.<br />

6. »Using fortress Europe« gegen ein etwaiges globales Unterspülen nationaler sozialstaatlicher<br />

Fundamente. Da Europa etwas stärker in den Welthandel integriert ist als<br />

die USA, könnte <strong>der</strong> Druck auf eine europäische handelspolitische plus soziale<br />

Absicherung vielleicht in dem Maße wachsen, wie es in Europa eine interne<br />

protektionistische Politisierung dieser Welthandelsabhängigkeit gibt. <strong>Die</strong> USA<br />

haben mangels ausgebauten Sozialstaates einige sozialpolitische Elemente direkt<br />

in ihre Handelspolitik integriert, so eine spezielle Arbeitslosenversicherung für<br />

Globalisierungsverlierer und entsprechende beson<strong>der</strong>e Umschulungsprogramme<br />

(Rieger/Leibfried 2003: Kap. 3, insbes. 144ff.). Wäre es denkbar, dass eine<br />

Europäisierung <strong>der</strong> Sozialpolitik diesen handelspolitischen Weg einschlägt? Das<br />

liefe auf einen massiven Ausbau des »Sozialfonds«-Ansatzes hinaus, <strong>der</strong> aber<br />

nicht beschäftigungspolitisch, son<strong>der</strong>n handelspolitisch motiviert wäre. Dagegen<br />

spricht, dass jedenfalls in Westeuropa die soziale Sicherung bei Arbeitslosigkeit<br />

meist universell ausgebaut ist, also für Europa eigentlich eher eine gemeineuropäische<br />

»Rückversicherungs«-Strategie naheliegt, durch die ein Teil <strong>der</strong><br />

beson<strong>der</strong>en nationalen Kosten <strong>der</strong> Arbeitslosenversicherung europäisiert wird.<br />

7. »Demokratisierung« <strong>der</strong> EU als externer »Pull­Faktor«. In dem Maße, wie über<br />

das Europäische Parlament demokratische Repräsentation immer stärker ausgebaut<br />

wird und Europa vom Elite- zum breiten Identitätsprojekt wird (vgl.<br />

Hooghe/Marks 2008), dürften die nationalen identitätsstiftenden Themen des<br />

20. Jahrhun<strong>der</strong>ts im 21. Jahrhun<strong>der</strong>t auch für die EU »institutionentreibend«<br />

wirken. <strong>Die</strong> sozialpolitischen Auseinan<strong>der</strong>setzungen im Europaparlament haben<br />

bislang immer die Option »Pro-Sozialstaat« gestärkt. Während wir bisher mehr<br />

Push-Faktoren angesprochen haben, die die nationalen Sozialstaaten auf die Europäisierung<br />

zutreiben könnten, wird hier ein »Pull-Faktor« angesprochen, mit<br />

dem eine grundsätzliche Rezeptions-, wenn nicht den Sozialstaat begünstigende<br />

Sogbereitschaft auf EU-Ebene umrissen wird.

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