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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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d i e en t S t e H u n g e i n e S p o l i t i S c H e n ge M e i n w e S e n S 189<br />

die Öffentlichkeit mobilisiert hat. Noch immer handeln in manchen Politikbereichen<br />

Eliten Kompromisse aus, doch lässt sich dies nicht länger von <strong>der</strong> Frage<br />

abschotten, wie Europa organisiert und regiert werden soll.<br />

<strong>Die</strong> Konfliktlinien in dieser Auseinan<strong>der</strong>setzung verlaufen nicht zufällig und<br />

sind auch nicht Ausdruck funktionaler Anpassungszwänge. Sie werden durch<br />

zwei Dimensionen strukturiert: die Links-rechts-Dimension trennt Sozialdemokratie<br />

und Marktliberalismus, während die Dimension national-supranational<br />

diejenigen, die eine Verteidigung (und Wie<strong>der</strong>herstellung) nationaler Autonomie<br />

unterstützen, von jenen trennt, die einen Fortgang <strong>der</strong> <strong>europäischen</strong> <strong>Integration</strong><br />

befürworten. Mit Hilfe dieser Dimensionen lassen sich zwei Projekte identifizieren,<br />

die von Akteuren auf verschiedenen Ebenen des politischen Systems verfolgt<br />

werden: zum einen das neoliberale Projekt und zum an<strong>der</strong>en das Projekt<br />

des regulierten Kapitalismus. Bei dieser Auseinan<strong>der</strong>setzung stehen nicht nur<br />

innenpolitische Streitfragen <strong>der</strong> politischen <strong>Ökonomie</strong> auf dem Spiel, son<strong>der</strong>n<br />

die politische Architektur Europas insgesamt. Keines <strong>der</strong> beiden Projekte verfügt<br />

über eine hegemoniale Stellung.<br />

Ob die Europäer tatsächlich »den Prozess <strong>der</strong> Schaffung einer immer engeren<br />

Union« fortsetzen werden, wird in <strong>der</strong> Öffentlichkeit breit diskutiert. <strong>Die</strong><br />

europäische <strong>Integration</strong> ist innenpolitisch zu einem bedeutenden Streitpunkt geworden,<br />

<strong>der</strong> Regierungen erschüttern, den Zusammenhalt von Parteien infrage<br />

stellen und neue Parteien o<strong>der</strong> politische Bewegungen anspornen kann. <strong>Die</strong>ser<br />

Kontext zwingt nationale Regierungen in beson<strong>der</strong>em Maße, sich nicht länger<br />

als Verteidiger institutioneller (nationaler) Interessen zu gebärden, son<strong>der</strong>n sich<br />

als Parteipolitiker zu verhalten, die politische Unterstützung sichern, die den Zusammenhalt<br />

<strong>der</strong> Partei gewährleisten und Wahlen gewinnen müssen. In diesem<br />

politisierten Klima sind insbeson<strong>der</strong>e Akteure ohne direkte politische Legitimation<br />

– vor allem die Europäische Kommission – angreifbar. Etwas Neues ist zur<br />

ideologischen Auseinan<strong>der</strong>setzung über die Zukunft <strong>der</strong> politischen <strong>Ökonomie</strong><br />

Europas hinzugetreten: Das Wetteifern um die politische Zustimmung <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />

(Cameron 1995; Schmitter 1996a, 1996b).<br />

Aus unserer Analyse ergibt sich eine eindeutige Schlussfolgerung: <strong>Die</strong> Logik<br />

<strong>der</strong> <strong>europäischen</strong> <strong>Integration</strong> ist nicht unumkehrbar. <strong>Die</strong> Verbindung zwischen<br />

wirtschaftlicher <strong>Integration</strong> und <strong>der</strong> Entstehung eines politischen Gemeinwesens<br />

wird von Menschen gemacht und sie ist mit konfliktträchtigen politischen<br />

Projekten verbunden. Folglich weisen wir die Auffassung zurück, dass diese<br />

Projekte o<strong>der</strong> das Ergebnis <strong>der</strong> politischen Auseinan<strong>der</strong>setzung nichts weiter<br />

als <strong>der</strong> Überbau einer wirtschaftlichen Logik sind, die in <strong>der</strong> Verringerung von<br />

Transaktionskosten o<strong>der</strong> dem Einheimsen wirtschaftlicher Vorteile besteht. <strong>Die</strong><br />

bloße Tatsache wachsen<strong>der</strong> grenzüberschreiten<strong>der</strong> Transaktionen in Europa bedeutet<br />

nicht, dass automatisch die politische <strong>Integration</strong> fortschreitet. Man kann

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