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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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d i e gr e n z e n d e r e u r o p ä i S c H e n ar b e i t S M a r k t i n t e g r a t i o n 281<br />

stand und zur Neuverschuldung vor. Darüber hinaus sind alle neuen EU-Mitglie<strong>der</strong><br />

verpflichtet, <strong>der</strong> Währungsunion beizutreten. <strong>Die</strong>s bedeutet, dass <strong>der</strong>en<br />

Regeln und Bestimmungen bald in weiteren Län<strong>der</strong>n gelten werden. <strong>Die</strong> EWU<br />

stellt eine neue Stufe <strong>der</strong> Souveränitätsübertragung auf die europäische Ebene<br />

dar. Auf die Volkswirtschaften, Arbeitsmärkte und Sozialsysteme <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen<br />

Mitglie<strong>der</strong> übt sie bereits heute großen Einfluss aus, auf die künftigen<br />

Mitglie<strong>der</strong> wird sie ihn ebenfalls haben (Dyson 2002, 2006). Neuere Initiativen<br />

<strong>der</strong> Kommission und Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs (EuGH)<br />

heben ebenfalls die Bedeutung wirtschaftlicher <strong>Integration</strong> hervor. Nachdem<br />

diese bis vor Kurzem auf Wettbewerbsför<strong>der</strong>ung durch die Stärkung nationaler<br />

Wettbewerbsvorteile abzielte, verfolgen Kommission und EuGH nun die Konvergenz<br />

auf das liberale Kapitalismusmodell, indem sie die Institutionen des<br />

organisierten Kapitalismus in ihren Fokus nehmen (Höpner/Schäfer in diesem<br />

Band). Negative <strong>Integration</strong> för<strong>der</strong>t nicht nur den Wettbewerb zwischen verschiedenen<br />

Spielarten des Kapitalismus, son<strong>der</strong>n greift in zunehmendem Maße<br />

in nationale Produktions- und Verteilungsregime ein.<br />

Trotz des Vorrangs <strong>der</strong> Wirtschaftsintegration ist dennoch zu beachten,<br />

dass nicht nur Maßnahmen zur negativen <strong>Integration</strong> stattgefunden haben. Abschnitt<br />

3 diskutiert wichtige Elemente <strong>der</strong> positiven <strong>Integration</strong>, die mit <strong>der</strong> Zeit<br />

entstanden sind. Wie lassen sich diese Entwicklungen verstehen?<br />

Zunächst einmal ist seit einigen Jahrzehnten die europäische <strong>Integration</strong> zu<br />

einem immer stärker politisch beeinflussten Prozess geworden, in dem eine<br />

Vielzahl politischer und sozialer Akteure eigene Interessen und Vorstellungen<br />

verfolgt. <strong>Die</strong> Grundrichtung des <strong>Integration</strong>sprozesses ist Gegenstand von<br />

Kontroversen und Konflikten. Gleiches gilt für spezifische politische Ziele und<br />

Instrumente, den institutionellen Aufbau und die Entscheidungsfindung <strong>der</strong><br />

EU: Sie alle sind nicht statisch, son<strong>der</strong>n verän<strong>der</strong>n sich im Zeitverlauf. <strong>Die</strong> Kontroverse<br />

über die europäische <strong>Integration</strong> lässt sich mittels zweier grundlegen<strong>der</strong><br />

Dimensionen beschreiben (Hooghe/Marks in diesem Band): einer ideologischen,<br />

die die klassische Teilung zwischen Links und Rechts o<strong>der</strong> Sozialdemokratie<br />

und Marktliberalismus abbildet, und einer speziell <strong>europäischen</strong> im Spannungsfeld<br />

zwischen Nationalismus und Supranationalismus, die im Wesentlichen<br />

die Frage betrifft, inwieweit nationale Souveränität auf die europäische Ebene<br />

übertragen werden kann o<strong>der</strong> sollte.<br />

Hooghe und Marks führen aus, dass europäische Politik zum großen Teil<br />

aus den Wechselwirkungen dieser beiden politischen Großprojekte zur Institutionenreform<br />

resultiert, um die sich auf europäischer, nationaler und subnationaler<br />

Ebene breite Unterstützerkoalitionen gebildet haben. <strong>Die</strong>se Projekte stehen<br />

einan<strong>der</strong> hinsichtlich <strong>der</strong> beiden genannten Dimensionen diametral gegenüber.<br />

Auf <strong>der</strong> einen Seite steht das »neoliberale Projekt«, das eine europaweite Markt-

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