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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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168 l i e S b e t Ho o g H e u n d ga r y Ma r k S<br />

eines Landes gegeneinan<strong>der</strong>stellen), kann man davon sprechen, dass ein europäisches<br />

Gemeinwesen entsteht, das mehr als nur die Aufsummierung seiner<br />

nationalen Bestandteile darstellt.<br />

<strong>Die</strong> europäische <strong>Integration</strong> ist das Experiment, außerordentlich vielfältige<br />

Völker in einem politischen Gemeinwesen zusammenzuführen. Innenpolitische<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzungen, insbeson<strong>der</strong>e entlang <strong>der</strong> Links-rechts-Achse, werden<br />

auch auf die EU projiziert. Doch gleichzeitig wirkt sich die europäische <strong>Integration</strong><br />

inzwischen auch auf politische Konflikte in den einzelnen Mitgliedstaaten<br />

aus. Je mehr bindende Entscheidungen durch die EU erfolgen und je stärker<br />

innenpolitische Gruppen diese beeinflussen, desto mehr ist die europäische <strong>Integration</strong><br />

auch zum Gegenstand parteipolitischer Kontroversen geworden.<br />

Wie kann man also die Entstehung eines <strong>europäischen</strong> Gemeinwesens erklären?<br />

Im nächsten Abschnitt greifen wir diese Fragen aus historisch-analytischer<br />

Perspektive auf. Wir konzentrieren uns dabei auf den graduellen Wandel <strong>der</strong><br />

politischen Mobilisierung und politischer Auseinan<strong>der</strong>setzungen, <strong>der</strong> den institutionellen<br />

Reformen <strong>der</strong> Einheitlichen Europäischen Akte folgte.<br />

3 Politisierung in <strong>der</strong> EU: <strong>Die</strong> Herausbildung<br />

politisch-partizipativer Entscheidungsverfahren<br />

Obwohl die Europäische Union zuerst 1965 wegen de Gaulles »Politik des leeren<br />

Stuhls« politisiert wurde, folgte <strong>der</strong> eigentliche Dammbruch erst später. <strong>Die</strong><br />

Achtzigerjahre leiteten eine Zeit erhöhter öffentlicher Aufmerksamkeit, umfangreicher<br />

Mobilisierung von Interessengruppen und weniger abgeschotteter<br />

Entscheidungen durch die Eliten ein. In <strong>der</strong> Phase nach <strong>der</strong> EEA entstanden die<br />

Voraussetzungen für politisch-partizipative Entscheidungen in <strong>der</strong> EU, erhöhte<br />

sich <strong>der</strong> Einsatz in politischen Auseinan<strong>der</strong>setzungen und fand eine Ausweitung<br />

<strong>der</strong> Gemeinschaftsbefugnisse statt. Interessengruppen erhielten mehr Einflussmöglichkeiten<br />

und generell wurden Anreize geschaffen, die einen Quantensprung<br />

politischer Mobilisierung bewirkten.<br />

Rivalisierende Konzeptionen für den Binnenmarkt<br />

Der Erfolg des Binnenmarktprogramms löste eine intensive Debatte darüber<br />

aus, wie <strong>der</strong> Markt politisch eingebettet werden sollte. <strong>Die</strong> Kontroverse darüber<br />

drückte <strong>der</strong> <strong>europäischen</strong> Politik im folgenden Jahrzehnt ihren Stempel auf.<br />

Eine breit gefächerte Koalition aus Regierungen, Parteien und Interessengruppen<br />

unterstützte ursprünglich die Liberalisierung <strong>der</strong> Märkte, obwohl sich ihre

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