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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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292 M a a r t e n ke u n e<br />

<strong>Die</strong> Analyse von Dokumenten <strong>der</strong> Kommission und von Politikempfehlungen<br />

zur Flexibilität und Sicherheit des Arbeitsmarktes zeigt, was die Kommission<br />

konkret unter zunehmen<strong>der</strong> Flexibilität versteht: niedrigere Schwellen beim<br />

Kündigungsschutz sowie nicht standardisierte Arbeitsverträge als Regelfall. Sicherheit<br />

wird als die Möglichkeit verstanden, zu jedem Zeitpunkt des Arbeitslebens<br />

eine Beschäftigung zu finden sowie in einem sich schnell än<strong>der</strong>nden wirtschaftlichen<br />

Umfeld Aussichten auf berufliche Entwicklung zu haben (Keune<br />

2008; Keune/Jepsen 2007). Beschäftigungssicherheit sollte demnach durch lebenslanges<br />

Lernen und aktive Arbeitsmarktpolitik geför<strong>der</strong>t werden. Im Hinblick<br />

auf die Sozialsysteme äußert sich die Kommission vage und mehrdeutig.<br />

Sie argumentiert zwar, dass im Falle von Arbeitslosigkeit gute Sozialleistungssysteme<br />

erfor<strong>der</strong>lich sind, um negative Einkommenskonsequenzen während <strong>der</strong><br />

Übergangszeit von einem Arbeitsplatz zum an<strong>der</strong>en auszugleichen. Gleichzeitig<br />

führt sie jedoch aus, dass Sozialleistungen bei Arbeitslosigkeit die Intensität<br />

<strong>der</strong> Arbeitsplatzsuche negativ beeinflussen und die finanzielle Attraktivität einer<br />

angebotenen Arbeitsstelle reduzieren können. Wann immer die Kommission<br />

spezielle Empfehlungen zu diesem Thema ausspricht, richten sich diese auf die<br />

Einschränkung von Sozialleistungen (Keune 2008).<br />

Obgleich also Flexicurity als ausgewogener Ansatz dargestellt wird, <strong>der</strong> die<br />

von den Arbeitgebern benötigte Flexibilität schafft und gleichzeitig den Arbeitnehmern<br />

Sicherheit bietet, zeigt eine Überprüfung <strong>der</strong> Position <strong>der</strong> Kommission,<br />

dass bei ihrer Auslegung des Begriffs die Flexibilität wichtiger ist als Sicherheit,<br />

wirtschaftlichen Belangen Vorrang vor sozialen Zielen eingeräumt wird und Arbeitgeberinteressen<br />

wichtiger als die von Arbeitnehmern sind (Keune/Jepsen<br />

2007). Hier zeigt sich auch eine verän<strong>der</strong>te Einstellung <strong>der</strong> Kommission zum<br />

Thema Heterogenität: Während sie in <strong>der</strong> Vergangenheit die Probleme auf <strong>der</strong><br />

Angebotsseite des Arbeitsmarktes in den Mittelpunkt ihrer Betrachtung rückte,<br />

sieht sie nun fest etablierte nationale Institutionen wie den Kündigungsschutz<br />

und Standardverträge als Hin<strong>der</strong>nisse an, die dem reibungslosen Funktionieren<br />

des Marktes im Wege stehen. Wie auch Höpner und Schäfer (in diesem Band)<br />

erörtern, strebt die Kommission nun eine Konvergenz zum Marktkapitalismus<br />

an, indem sie auf eine Transformation einiger Schlüsselinstitutionen des Arbeitsmarktes<br />

im organisierten Kapitalismus abzielt.<br />

Es überrascht nicht, dass die Sichtweise <strong>der</strong> Kommission sowohl Befürworter<br />

als auch Gegner hat. 6 Zwar verabschiedete <strong>der</strong> Europäische Rat eine Reihe<br />

von Flexicurity-Grundsätzen, die von <strong>der</strong> Kommission vorgeschlagen worden<br />

waren. Er än<strong>der</strong>te jedoch einige Punkte des Kommissionsentwurfs und legte die<br />

Einführung von stabiler und rechtlich sicherer Beschäftigung als ein Hauptziel<br />

6 Eine detaillierte Analyse dieser Debatte findet sich in Keune (2008).

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