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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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d i e en t S t e H u n g e i n e S p o l i t i S c H e n ge M e i n w e S e n S 181<br />

wo nationale Wettbewerbsvorteile nicht auf dem Spiel stehen, können unterschiedliche<br />

Institutionen Reformen verhin<strong>der</strong>n. Es ist schwierig, eine Unterstützerkoalition<br />

für Regulierungen zu schmieden, die heterogene institutionelle<br />

Arrangements berühren, <strong>der</strong>en Anpassung hohe Kosten verursacht (Majone<br />

1995; Scharpf 1996b).<br />

Flankiert wird die eher lockere Koalition aus Christ- und Sozialdemokraten<br />

von nationalen Gewerkschaften und dem Europäischen Gewerkschaftsbund<br />

(EGB). Allerdings ist die organisierte Arbeiterschaft auf europäischer Ebene<br />

nicht einmal ansatzweise so einflussreich wie in den meisten Mitgliedstaaten. Im<br />

Unterschied zu multinationalen Unternehmen, die sich problemlos den verän<strong>der</strong>ten<br />

Rahmenbedingungen angepasst haben, bereitet dies den Arbeitnehmerorganisationen<br />

größere Schwierigkeiten, da die Gewerkschaften in nationalen<br />

Institutionen verankert sind (Marks/McAdam 1996). Bisher sind keine transnationalen<br />

Kollektivverhandlungen etabliert worden, und die Entstehung des Euro-Korporatismus<br />

bleibt unwahrscheinlich (Golden/Wallerstein/Lange 1999).<br />

Noch dazu sind die Gewerkschaften durch die wirtschaftliche Internationalisierung<br />

geschwächt worden. Das Binnenmarktprogramm hat diese Entwicklung<br />

noch beschleunigt (Frieden 1991; Streeck 1992; Streeck/Schmitter 1991; Tilly<br />

1994). Neben den Gewerkschaften unterstützen auch diverse Interessengruppen,<br />

wie beispielsweise Umweltschutzaktivisten (zum Beispiel <strong>der</strong> WWF und<br />

das Europäische Umweltbüro, eine Dachorganisation von circa 160 Umweltschutzgruppen),<br />

die meisten grünen Parteien (einschließlich <strong>der</strong> deutschen Grünen<br />

nach ihrer integrationspolitischen Kehrtwende) sowie eine Vielzahl sozialer<br />

Bewegungen das Projekt des regulierten Kapitalismus (Marks/McAdam 1996).<br />

Einige supranationale Akteure, vor allem in <strong>der</strong> Europäischen Kommission<br />

und im Europaparlament, zeigen sich dieser Agenda gegenüber aufgeschlossen.<br />

Jacques Delors und führende Kommissionsmitarbeiter bildeten zwischen Mitte<br />

<strong>der</strong> Achtziger- und Mitte <strong>der</strong> Neunzigerjahre eine wesentliche Antriebskraft für<br />

das Projekt des espace organisé, obwohl sie, wie bereits erläutert wurde, nicht nur<br />

innerhalb, son<strong>der</strong>n auch außerhalb <strong>der</strong> Kommission auf den Wi<strong>der</strong>stand Marktliberaler<br />

trafen. Da jedoch die Kommissionsmitarbeiter stärker supranational als<br />

an<strong>der</strong>e Akteure eingestellt sind, waren sie, trotz wachsen<strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />

in <strong>der</strong> Kommission seit Mitte <strong>der</strong> Neunzigerjahre, eine wichtige Unterstützerquelle.<br />

5 Das Europäische Parlament hat auf den öffentlichen Druck sozialer<br />

Bewegungen wie etwa Greenpeace reagiert und sich für positive Regulierung<br />

5 Siehe Hooghe (1997). Wenn die Interviewten gefragt wurden, ob die Kommission dazu beitragen<br />

solle, den »organisierten Raum« in Europa zu erhalten, stimmten 46,3 Prozent <strong>der</strong> leitenden<br />

Mitarbeiter unumschränkt zu. Weitere 37,5 Prozent äußerten ihre Unterstützung mit gewissen<br />

Vorbehalten. <strong>Die</strong>se Ergebnisse gründen sich auf 140 Interviews und 106 Fragebögen, die zwischen<br />

1995 und 1997 (mit A1 und A2 Kommissionsmitarbeitern) erhoben wurden.

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